Wilde Natur an stillen Wegen
Rundwanderung vom Bergdorf Sella nach Relleu zwischen Puig Campana und Sierra de Aitana
Einer harmonischen Vielfalt von lieblichen Tälern und felsigen Gipfeln verdankt das kleine Bergdorf Sella seine freundlich aufgelockerte Atmosphäre. Puig Campana und Sierra Aitana zeigen sich dabei als Hauptdarsteller und animieren den Naturliebhaber, die Gegend auf Schusters Rappen zu erkunden. Der Wanderwege gibt es viele, einige führen hinauf auf die höchsten Höhen, andere vorbei an sprudelnden Quellen und durch stille Täler. Die nachfolgend beschriebene Tour nähert sich dem Bergdorf Relleu an und kann als absolute Panoramawanderung bezeichnet werden. Die enorme Abwechslung, die landschaftliche Vielfalt, die fast unberührten Wege, alles das vermittelt einen unvergesslichen Eindruck vom „Wandern in den spanischen Bergen“. Einen zusätzlichen positiven Touch bekommt die Wanderung zur Zeit der Mandelblüte.
Von Ihrem Parkplatz in Sella gehen Sie wieder zurück auf die CV 770 und folgen dieser nach rechts in den Ort. Schon wenige Minuten später, vor einem Brü- ckengeländer und schräg gegenüber einer Bar sehen Sie die grünweiß markierten Schilder des Wanderweges SL 112. Dieser Markierung abwärts folgend treffen Sie wieder auf die CV 770, überqueren die römische Brücke „Pont Antic“und biegen danach rechts ab. Leicht ansteigend kommen Sie zum „Bassa del Batle“, wo das Wasser aus verschiedenen Bewässerungsrinnen aufgenommen und wieder verteilt wird. Hier verlassen Sie die grün-weiße Markierung des SL 112, gehen geradeaus weiter und folgen bis auf weiteres den Steinmännchen und grünen Punkten. Von dem Betonweg rechts werden Sie am Ende der Wanderung zurück kommen.
Leicht aufwärts wandernd erreichen Sie ein Haus, wo Sie dem Forstweg geradeaus weiter folgen. Am nächsten Abzweig biegen Sie auf dem mit „Abocador Municipal“ausgeschilderten Weg nach rechts ab.
Nun genießen Sie die ersten großartigen Ausblicke auf den majestätischen Puig Campana, der mit seiner markanten Zahnlücke immer wieder für gewisse Sagen gut ist. So erzählt man sich, dass der alleinige Herrscher des Puig Campana, der Riese Roldan aus zornigem Liebeskummer ein Felsenstück ausgebrochen und vor Benidorm ins Meer geschleudert hat. Ob wir es nun glauben wollen oder nicht, als Beweis mag die
Tausend kleine Feinund Schönheiten in die Bergewelt eingewoben
kleine Insel, die vor Benidorm aus dem Meer herausragt, dienen.
Folgen Sie nun diesem Weg bis zu einer Verzweigung. Der Forstweg führt hier weiter geradeaus, Sie aber biegen nach links ab, bleiben aber kurz darauf rechts. Nun steigen Sie gemächlich ab in ein uriges, landwirtschaftlich geprägtes Tal. Folgen Sie immer dem Hauptweg, der am Ende gesäumt von Agaven zu einem Bauernhäuschen (Casita) führt. Weiter auf diesem Weg bleibend, umrunden Sie den Barranco Almusent und kommen nach etwa 15 Minuten Gehzeit zur nächsten Verzweigung. Hier bleiben Sie rechts und steigen hinauf zur nächsten Casita, wo sich eine kurze Rast des schönen Ausblickes wegen lohnt, bevor Sie dem mit Steinmännchen und grünen Tupfen gekennzeichneten Weg weiter folgen. Bis hierher werden Sie etwa 1,25 Stunden unterwegs sein.
An der nächsten Kreuzung bleiben Sie links und folgen weiterhin dem steinigen Weg, der bald darauf in einen Wiesenpfad übergeht. Oberhalb einer Casita führt er recht unscheinbar weiter aufwärts und letztendlich auf eine Wiese, wo die Wegführung nicht mehr so deutlich sichtbar ist. Hier sind tatsächlich kurzzeitig Ihre Pfadfinderkünste gefragt. Das angestrebte Ziel ist eine Fincaruine, die einige Mandelbaum-Etagen höher auf der rechten Seite sichtbar wird.
Hat man sie endlich erreicht, folgt man weiter den Steinmännchen und grünen Punkten, steigt bald darauf auf einem schmalen Pfad wieder über Terrassen aufwärts und erreicht recht unerwartet einen aussichtsreichen Sattel. Hier wird man für all die Aufstiegsmühen mit einem schönen Blick auf das Bergdorf Relleu und die dahinter aufragenden Bergketten belohnt (Höhe 490 Meter).
Unser Weiterweg führt nun auf dem breiten Weg nach links zu einer schönen „Aussichtskanzel“und hinab zur Straße. Auf der Straße gehen Sie 80 Meter nach rechts und steigen, wiederum den grünen Punkten folgend über eine Ackerterrasse auf einen gut sichtbaren breiten Forstweg auf. Wenn dieser sich in einer betonierten Kurve verzweigt, nehmen Sie den steinigen Weg halblinks, der sich in Serpentinen, mit Blick auf die bunten Häuser von Relleu, auf einen weiteren Sattel hinauf windet. Hier wenige Minuten nach rechts über einen Acker wandernd, kommen Sie zu einem Forstweg, wo die Route endlich wieder eindeutig wird.
Diesem Forstweg folgen Sie bergauf und ignorieren alle rechts und links abzweigenden Wege. Immer weiter aufsteigend erreichen Sie etwa nach einer halben Stunde einen herrlichen Aussichtspunkt, den Raco Ample. Hier auf diesem paradiesischen Logenplatz freut man sich am Thymian- und Rosmarinduft und auch an einer endlich wieder deutlichen gelbweißen und rot-weißen Markierung.
Wir befinden uns hier auf dem historischen Verbindungsweg Sel- la-Relleu, den früher schon die maurischen Bauern mit ihren schwer beladenen Mauleseln gegangen sind. Genießen Sie dieses wundervolle Teilstück, es erscheint mir als das schönste der ganzen Runde. Wilde Natur, unberührte Fauna!
Hoch über dem Barranco Almusent dahinschlendernd staunt man über eine Gebirgsregion, in die tausend kleine Fein- und Schönheiten eingewoben sind und die ein wenig an die Westalpen erinnert. Die Natur hat sich hier ausgetobt und viele Felsenformationen geschaffen. So blickt man über den Barranc del Arc auf den Penya Sella, den sich anschließenden Kletterberg Divino und die von Barrancos durchzogenen Bergketten. In der Ferne grüßt Benidorm und dahinter glitzert das Meer.
Ehrgeizige Kalenderfotografen hätten hier ein wunderbares und einzigartiges Motiv, aber wer außer uns passionierten Wanderern kennt schon diese einsamen Bergpfade?
Letztendlich führt dieser schöne Pfad durch eine ausgewaschene Furt hinauf auf einen Forstweg, wo man nach rechts abbiegt. Hier sind wir mit 600 Metern auf dem höchsten Punkt der Runde angekommen und die Sierra Aitana mit ihrer militärischen Anlage macht nochmals vehement auf sich aufmerksam. Dieser mit 1.558 Metern höchste Gipfel der Costa Blanca Bergregion ist ein beliebtes Wanderziel und wird am einfachsten von Benifato und der Font Partagás aus bestiegen (siehe auch Buch „Rundwanderungen Costa Blanca und südliche Costa Azahar“vom CBN-Verlag).
Der nun recht bequeme Weg führt mit Sella-Dorfblick abwärts und lässt uns Zeit, die vielen geschichteten Terrassen zu bewundern, mit deren Hilfe die Araber den steilen Berghängen Anbaufläche abgetrotzt haben.
Wenn Sie auf die Teerstraße treffen, gehen Sie auf dieser etwa 500 Meter bergab und folgen in einer weit ausholenden Kurve dem Pfad geradeaus in ein Waldstück hinein. Vor einer Casita gehen Sie rechts und steigen auf einem recht unscheinbaren Pfad ab zu einem Bauernhaus und letztendlich zum Ihnen schon bekannten „Bassa del Batle“. Hier schließt sich der Kreis.
Der letzte Abschnitt ist ein wohliges Beschließen einer aussichtsreichen Runde, die uns mit den netten Dorf-Gasthäusern die Rückkehr in die Zivilisation auf liebenswerte Weise erleichtert.