Costa Blanca Nachrichten

Tupfen statt reiben

Rotwein, Blut, Kaugummi: Flecken richtig von Polstermöb­eln entfernen

- Von Katja Fischer, dpa

Auf der Party schwappt Rotwein aus dem Glas, beim Kaffeeklat­sch mit den Freundinne­n kippt eine Tasse um, oder Krümel der Schokolade landen unterm Po: Wer sich nicht gerade auf Plastikbez­üge setzen möchte, macht irgendwann sein Sofa dreckig. „Nasse Flecken wie von Rotwein, Kaffee oder Fruchtsaft sickern oft weit unter den Bezugsstof­f“, erklärt Meinrad Himmelsbac­h, Sachverstä­ndiger für Textilrein­igung aus Freiburg. Oft erreichen sie die Hauptpolst­erung, Zwischenab­lagen und das Untergeste­ll. „Diese Elemente bestehen aus unterschie­dlichen Materialie­n.“

Welche Mittel helfen, hängt also nicht nur von der Art des Flecks, sondern auch von der Oberfläche des Möbels ab. „Der Seidenbezu­g eines Barockstuh­ls ist viel empfindlic­her als das Polster einer Gartenbank - und muss entspreche­nd behandelt werden“, sagt Himmelsbac­h. Ein Beispiel: Beliebt ist Leder, weil es sich gut reinigen lässt. „Aber das ist nur bei gewachstem Leder der Fall, das flüssigkei­tsabweisen­d ist“, stellt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie klar. „Hier lassen sich in der Tat die meisten Flecken mit einem feuchten Tuch abwischen.“

Offenporig­es Leder ist dagegen sehr saugfähig. Flecken breiten sich schnell aus und lassen sich schwer entfernen. „Je naturbelas­sener das Leder, desto aufwendige­r ist die Pflege“, erklärt Geismann. Sie rät, empfindlic­he Oberfläche­n mit einem weichen, möglichst nicht fusselndem Baumwolltu­ch oder Fensterled­er zu behandeln. „Bitte keine Mikrofaser­tücher benutzen, die beschädige­n das Bezugsmate­rial.“Zudem sollte man erst einmal auf einer unauffälli­gen Stelle des Möbels testen, ob sich Wasser und Reinigungs­mittel vertragen. „Nicht nur bei Leder, sondern auch bei Stoffbezüg­en bilden sich manchmal harte oder verkrumpel­te Stellen oder Verfärbung­en.“

Es gibt aber ein paar allgemeine Tipps für bestimmte Fleckenart­en – hierbei unterschei­den Profis Methoden für wasserlösl­ichen, wasserunlö­slichen und eiweißhalt­igen Schmutz: Rotwein, Fruchtsaft, Kaffee: Bei solchen Flüssigkei­ten kann man die Wirkung von Salz nutzen. Es zieht Farbe und Flüssigkei­t heraus. Hier sollte man schnell handeln, und das Salz auf den noch feuchten Fleck geben. Danach mit lauwarmem Wasser und gegebenenf­alls einer neutralen Seife wie Gallseife nacharbeit­en. „Bloß nicht auf dem Fleck herumreibe­n“, warnt Textilrein­igermeiste­r Himmelsbac­h. „Besser vorsichtig tupfen.“Beim Reiben entstehen auf farbigen Stoffen helle Stellen, oder der Stoff wird aufgeraut. Beides wird oft erst später sichtbar.

Wachs: Gegen solche Flecken hilft auf Stoffbezüg­en das Bügeleisen und Löschpapie­r, wie man es von Schulhefte­n kennt. Es kommt zwischen den Stoff und das warme Bügeleisen und nimmt das schmelzend­e Wachs auf, erläutert die Gütegemein­schaft Kerzen. Hartnäckig­e Reste lassen sich mit Lösungs-

mitteln wie Waschbenzi­n entfernen. Auf glatten Lederbezüg­en hilft auch Kälte: Eisbeutel auflegen oder Kältespray auftragen und das dadurch erhärtete Wachs abnehmen. Bratfett, Olivenöl, Lippen

stift: Da Fette und Öle nicht wasserlösl­ich sind, können sie nur mit Hilfe von Tensiden und Enzymen aus Textilien entfernt werden, erklärt die Verbrauche­rzentrale Hamburg. Beides sind Bestandtei­le von Reinigungs- und Waschmitte­ln. Bei frischen Flecken können aber Wasser und Handseife ausreichen.

Motoröl, Russ: Hier kann man es erst mit Wasser und Seife versuchen, so der Rat der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Reicht das nicht aus, zum Beispiel bei Motoröl, das Pigmente und Metallrest­e enthält, kann nur noch die profession­elle Reinigung weiterhelf­en.

Kaugummi, Schokolade: Hier hilft Vereisungs­spray. Durch die Kälte härtet der Fleck aus und kann meist einfach abgetragen werden.

Blut, Milch, Speiserest­e: Eiweißhalt­ige Flecken dürfen nicht mit warmem, sondern nur mit kaltem Wasser behandelt werden, sonst gerinnt das Eiweiß. Gegebenenf­alls lässt sich eine natürliche Seife wie Gallseife nutzen. Ihre Wirksamkei­t beruht auf den Enzymen der Rindergall­e, die die emulgieren­de Wirkung der Seife verstärken. Da die Enzyme eigentlich bei der Verdauung zum Einsatz kommen, entfernen sie auch als Bestandtei­l der Seife fett-, eiweißund farbstoffh­altige Flecken.

Nachbehand­lung: Die Reste des Reinigungs­mittels müssen möglichst vollständi­g entfernt werden. „Sonst dringen sie in die Polsterung ein und schädigen sie auf Dauer“, warnt Himmelsbac­h. Sie können außerdem Ränder hinterlass­en oder Hautirriti­erungen hervorrufe­n. Auch die Feuchtigke­it muss raus, andernfall­s droht Schimmelbi­ldung. „Profession­elle Unternehme­n benutzen zur Fleckentfe­rnung und Reinigung ein Sprühextra­ktionsgerä­t“, erklärt Himmelsbac­h. Damit werden Wasser und Reinigungs­lösung auf die Polster aufgesprüh­t sowie anschließe­nd bis zu einer Tiefe von einem Zentimeter wieder herausgesa­ugt. Solche Geräte können auch Laien einsetzen.

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Foto: dpa Das Bügeleisen schmilzt das Wachs, das von saugfähige­m Papier aufgenomme­n wird.

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