Mensch unter Wert
„Sklaverei des 21. Jahrhunderts“an der Costa Blanca – Wie dagegen gekämpft, wie Opfern geholfen wird
„Sklaverei des 21. Jahrhunderts“nennen Hilfswerke und Ermittler den Menschenhandel unserer Zeit. Die Ausbeutung schutzloser Opfer beschränkt sich nicht nur auf die Prostitution und auf Entwicklungsländer, sondern existiert auch an der Costa Blanca in vielfacher Form.
In einer belebten Einkaufsstraße der Provinz: Unter vielen Menschen ist Berti. So stellt er sich vor, wenn jemand fragt. Seit Monaten ist er hier. Nicht, weil er einkauft. Er bettelt. Eines seiner Kinder in seiner Heimat sei schwer krank, erklärt er. Mehr zu erfahren ist schwierig. Sein Spanisch ist schlecht, er wirkt verwirrt. Allein ist er aber nicht. Andere Bettler berichten, wenn sie sich auf Bertis Platz setzen wollten, würden sie von Unbekannten bedroht. Denen gebe Berti sein gesammeltes Geld. Anwohner, die ihn manchmal versorgen, fragen ihn. Berti erzählt.
„Das Geld muss ich abgeben. Und die Kinder? Ich habe gar keine.“Er spricht nun klarer, Gefühle regen sich in seinem Gesicht. „Vor drei Jahren brachte mich eine Frau nach Spanien. Ich wollte Geld verdienen, es meinen Eltern schicken. Doch die Frau ist eine Prostituierte. Und geschickt habe ich in mein Land bis heute nicht ein Brot.“
Geschichten wie die kennt Pablo Domínguez zu gut. Im kirchlichen Hilfswerk Asti, für Migranten in irregulären Situationen an der Costa Blanca, leitet er den Bereich Trata de seres humanos – Menschenhandel. „Die Sklaverei des 21. Jahrhunderts ist auch hier in vielen Formen präsent“, sagt er. Die Opfer seien ausgegrenzte oder geistig schwache Menschen aus ärmeren Ländern. „Ihre Verletzlichkeit wird ausgenutzt, es werden Versprechen gemacht. Beteiligt ist oft eine Kette aus Tätern, von denen einige zugleich Opfer sind.“
Betroffen seien Bettler, Aushilfen in Läden oder Häusern. „Meist sind es aber sexuell ausgebeutete Frauen. Vor allem hier: Spanien ist das Land Europas mit der höchsten Nachfrage nach Prostitution.“Die Vorstellung, die Kunden seien nur „alte, eklige Männer“sei falsch. „Der Konsum geht quer durch die Alters- und Gesellschaftsgruppen.“
Dominguez beunruhige die zunehmende Popularität der Prostitution unter Jugendlichen. „Es gibt den Trend, dass Freunde Geld sammeln, von dem jede Woche einer ins Bordell geht.“Bei Kampa-