Kultur
Alicantes Museum für Zeitgenössische Kunst zeigt zum 40. Geburtstag die Sammlung seines Stifters Eusebio Sempere
Erstmals vereint: Maca in Alicante zeigt zum 40. Geburtstag die vielfältige Kunstsammlung seines Stifters Eusebio Sempere Jetzt auch Nationalmuseum: Thyssen-Bornemisza wird 25 Jahre
Der 40. Geburtstag des Maca, Alicantes Museum für Zeitgenössische Kunst, wird diesen Winter groß gefeiert: 177 Werke von 117 Künstlern sind in den Räumlichkeiten in der Altstadt von Alicante zu sehen. Noch nie zuvor waren alle diese 117 Künstler, wie Picasso, Dalí und Clavé, in einer einzigen Ausstellung vereint. Die Kollektion Arte Siglo XX stammt aus der Sammlung des alicantinischen Malers und Bildhauers Eusebio Sempere (1923-1985). Er stiftete sie der Stadt Alicante und schuf damit den Fundus des Museums, das 1977 eröffnet wurde.
Das Geschenk zum 40.
Neben der Dauerausstellung, der Caja Mediterráneo, und Arbeiten von Eusebio Sempere selbst, die sich in den oberen Stockwerken befinden, können Besucher in ei- nem gesonderten Bereich im Erdgeschoss des Museums die zum Teil noch nie in Alicante gezeigten Stücke betrachten. Abseits der Dauerausstellung können die erlesenen Werke von Meistern wie Picasso oder Dalí ihr ganz eigenes Flair entfalten. Die 177 Werke hängen in unauffälligen Holzrah- men, die die Bilder zur Wirkung kommen lassen.
Von Picasso bis Laffón
Von Picasso ist das „Portrait d’Arthur Rimbaud“, ein Lithographieporträt des französischen Dichters auf farbigem Papier zu sehen. Es zeigt in feinen Linien Arthur Rim- baud in jungen Jahren. Die Grafik „Modèle et sculpture assise“bildet ein Aktmodell zwischen zwei Skulpturen ab. Von Salvador Dalí (1904-1989) ist ein titelloser Stich zu sehen.
Der kanarische Künstler Manuel Millares (1926-1972) ist mit 14 Werken vertreten. 13 Bilder stammen aus seiner abstrakten Reihe „Descubrimientos millares“, deren Siebdrucke und Aquarelle ein düsteres Ambiente vermitteln. Ähnlich ist der Stil von Millares Kollegen Antonio Saura (19301998), den der Kanare aus der Künstlergruppe „El Paso“(19571959) kannte. Von Saura ist unter anderem das Gemälde „Brigitte“(1958) zu sehen, das zu einer Serie gehört, die der berühmten französischen Schauspielerin Brigitte Bardot gewidmet ist.
Einen Gegensatz dazu bildet Victor Vasarelys (1908-1997) Werk „Kroa B“, ein Würfel aus Metall, der Farbe in die Ausstel- lung bringt. Der Ire Francis Bacon (1909-1992) setzt mit seinem Werk „En memoria de George Dyer“seinem langjährigen Liebhaber ein Denkmal. Die turbulente Affäre zwischen dem Maler und Dyer schlug sich in vielen verstörenden Bildern nieder.
Einen Akzent zwischen die ruhigen Farben der übrigen Gemälde setzt der Italiener Valerio Adami (1935) mit dem Werk „Qui té por del roig?“. Die knallrote Leinwand prangt an der Wand, stellt die Frage „Wer hat Angst vor Rot?“und regt die Besucher zum Nachdenken an.
Öyvind Fahlströms (19281976) „World Map“aus dem Jahr 1972 zeigt einen Teil der Weltkriegsgeschichte. Die kleinteilige Darstellung erinnert an einen harmlosen Cartoon, die kleinen schwarz-weißen Bilder und Schriftzüge machen allerdings deutlich, dass Fahlström dem Bild alles andere als Leichtigkeit verlei-
hen wollte. Bei genauerem Hinsehen und Lesen der auf Englisch geschriebenen Sprechblasen und Texte offenbart sich der Gedanke hinter dem Kunstwerk: Es soll den Menschen die Augen öffnen und sie nicht vergessen machen, dass der Krieg keine Sache der Vergangenheit ist, denn der Zeitstrahl, der sich durch das Bild schlängelt, reicht bis ins Heute.
Eine etwas buntere Thematik hat Carmen Laffóns (1934) „Naturaleza muerta“, das durch seine Farben eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter hat. Ebenso, wie die meisten Werke der Ausstellung.
Sehenswerte Dauerausstellung
Auch die sehenswerte Dauerausstellung des Maca schwankt zwischen der Leichtigkeit der Kunst und kritischen Werken mit ernsthaften Botschaften. Während eine Statue einen Mann ohne Kopf zeigt, der von einem Soldaten, der als Schatten dargestellt ist, mit ei- ner Waffe bedroht wird und ein weiteres Bild flüchtende Menschen porträtiert, zeigen andere Skulpturen moderne, silberne Figuren, die ihren Platz ebenso gut in einem Wohnzimmer finden könnten. Dieser Mix aus Leichtigkeit und Krieg ist fesselnd und faszinierend zugleich.
Die Ausstellung erstreckt sich über dreieinhalb Etagen und bietet dem Betrachter eine große Anzahl an Ecken und Nischen, in denen weitere Kunstwerke ausgestellt sind. In der Mitte der einzelnen Ausstellungsräume stehen oftmals gepolsterte Bänke, die zum Sitzen einladen. Das Museum erstreckt sich über vier Etagen, die auch für Rollstuhlfahrer bequem mit dem Fahrstuhl zu erreichen sind.
Ein Teil der Dauerausstellung zeigt das Legat von Juana Francés (1923-1990). Die Mitbegründerin der Künstlergruppe El Paso könnte mit ihren abstrakten Werken als Vorreiterin von Miquel Barceló gelten. Viele Werke bilden etwa durch Zusammenspiele verschiedener Farben oder Einbeziehen der Schatten von Figuren einen Hingucker für jeden Kunstliebhaber. Besucher können sich auf den weitläufigen Etagen austoben und sich immer wieder neu in den Bildern verlieren.
Genau das können auch Kinder aus Alicantes Schulen. Immer wieder besuchen Schulklassen das Maca und können mit ihrem Wissen über Dalí, Picasso und das Kunsthandwerk bei den Mitarbeitern des Museums prahlen, die die Klassen durch das Museum führen. Zum Schluss der Führungen dürfen sich die kleinen Künstler beweisen. Sie bekommen Papier und Pinsel und dürfen selbst loslegen.
Das Maca und seine Geschichte
Der spanische Künstler Eusebio Sempere ermöglichte sowohl die Ausstellung der 177 Werke in Alicante, als auch die Errichtung des Museums. Am 31. Januar 1976 verkündete er seinen Entschluss, ein Museum für Zeitgenössische Kunst in Alicante errichten zu wollen. Die Stadt sicherte ihre Unterstützung für das Großprojekt zu. In jedem Detail des Museums steckt Semperes Liebe zur Kunst. Sei es bei der Bemalung der Wände oder den Einfluss des Lichts: Um jedes Detail hat sich Sempere selbst gekümmert.
So stammt auch das Design der Broschüren und die Anordnung der Lampen von ihm. Besonders angenehm für den Betrachter werden sowohl die temporäre Schau als auch die Dauerausstellung dadurch, dass das Museum durch warme, einladende Farben eine gewisse Ruhe ausstrahlt und die Konzentration auf die einzelnen Werke erlaubt.
Die großen Räume sind hell erleuchtet und zwischen den einzelnen Werken der Künstler ist genug Platz, damit die Bilder wirken können. Noch bevor das Museum im Jahr 1976 fertig gestellt wurde, kaufte, tauschte und sammelte Sempere eifrig Werke, um den Fundus zu vervollständigen. Er arbeitete immer weiter daran, die besten Werke zu bekommen, bis er schließlich die Bilder und Skulpturen zusammen hatte, die er sich für sein Museum wünschte.
Für die Besucher und Bewohner Alicantes hatte er einen besonderen Wunsch: Die Einwohner Alicantes sollten Zugang zur zeitgenössischen Kunst bekommen. Diesen Wunsch erfüllte er sich und ihnen am 5. November 1977 mit der Eröffnung des Museums.