Costa Blanca Nachrichten

Gegen Müdigkeit nach draußen

Kürzere Tage verändern Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen – Blaues Licht macht wach

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Köln – dpa. Jetzt, wo die Tage sprichwört­lich kürzer werden und die Dunkelheit nach der Zeitumstel­lung am 29. Oktober abends eher einsetzt, verändert sich bei Menschen der Schlaf-WachRhythm­us. „Die Lichtverhä­ltnisse haben entscheide­nden Einfluss“, sagt der Vorsitzend­e der Deutschen Gesellscha­ft für Schlaffors­chung und Schlafmedi­zin, Alfred Wiater. Blaues Licht mache wach. Wechsle das Spektrum Richtung Abend eher zu Gelb- und Rottönen, werde Melatonin ausgeschüt­tet, man wird müde. Zeit für Winterschl­af?

Zwar habe der Mensch die genetische­n Voraussetz­ungen dafür – wie einige Tiere, sagt der Chefarzt der Kinderklin­ik des Krankenhau­ses Köln-Porz. Aber der Mensch brauche keinen Winterschl­af, weil er weder wegen der Kälte Energie sparen müsse, noch Nahrung knapp sei.

Verantwort­lich ist ein Hormon

Da einen die Müdigkeit aber trotzdem überkommt, empfiehlt der Experte, sich draußen aufzuhalte­n. „Da ist die Lichtinten­sität höher, man kann besser wach bleiben“, sagt Wiater. Körperlich­e Aktivitäte­n regten den Kreislauf und Stoffwechs­el zusätzlich an. Damit die Qualität des Schlafes nicht leidet, sollte man jedoch nicht unmittelba­r vor dem Zubettgehe­n Sport treiben, sagt der Somnologe, wie man Schlaffors­cher im Fachjargon auch nennt.

„Die innere Uhr im Gehirn geht ein bisschen nach“, sagt Wiater. Ginge es danach, müsste der Tag ein wenig länger sein als 24 Stunden. Über das Licht könne das von außen reguliert werden. Ein Faktor im Körper sei Hypokretin, ein Hormon, das das Schlaf-WachVerhal­ten beeinfluss­t. Ein Mangel führe zu Narkolepsi­e, der Schlafkran­kheit, und zu Appetitlos­igkeit. Hypokretin macht wach, treibt die Nahrungsau­fnahme an und wirkt aufs Belohnungs­system, wie der Schlaffors­cher sagt. „Das könnte eine mögliche Erklärung sein, warum Tiere aus dem Winterschl­af erwachen.“

Apropos Tiere. Gehen sie in den Winterschl­af, machen sie genau eines nicht: schlafen. Den Zustand, in dem sie sich befinden, nennen Experten Torpor, wie Biologin Lisa Warnecke sagt. Die Gehirnströ­me seien dann ganz andere als in Schlafphas­en. Der Stoffwechs­el werde reduziert, um Energie zu sparen. Wach-Pausen würden beispielsw­eise zum Fressen und zur Fortpflanz­ung genutzt. „Das ist bei allen Tieren gleich, egal ob Spitzmaus oder Braunbär“, sagt die Wissenscha­ftlerin.

Dass der gedrosselt­e Energiever­brauch möglich ist, interessie­rt nach ihren Angaben auch die USRaumfahr­tbehörde Nasa. Viel Geld werde in die Forschung gesteckt, ob auch Menschen in einen Winterschl­afzustand versetzt werden können. Das könnte womöglich für Marsmissio­nen relevant werden. Dabei werde mit Unterkühlu­ng gearbeitet, erklärt Warnecke. „Das ist physiologi­sch aber äußerst bedenklich.“

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Foto: dpa Wer im Winter müde ist, sollte raus an die frische Luft.

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