Costa Blanca Nachrichten

In der Abstellkam­mer

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Mit einer Kultur, die den Handel mit Menschen erlaubt, stimmt etwas nicht. Erlaubt nicht im juristisch­en, sondern im faktischen Sinne. „Das Wegschauen ist das älteste Gewerbe der Welt, nicht die Prostituti­on“, zitierte „El País“ein früheres Opfer des Menschenha­ndels. Doch es gibt auch Hoffnungss­chimmer. Dass Kunden der Prostituti­on sich trauen, die Polizei zu kontaktier­en – und die Befreiung von Opfern ermögliche­n – ist so einer. Was sie ein Stück weit rehabiliti­ert. Vielleicht muss man einen Horror von innen kennen, um ihn zu bekämpfen. Der Blick in die dunkle Abstellkam­mer unserer Gesellscha­ft ist heilsam. Gerade für die, die so verzweifel­t die „intakte“westliche Welt vor der Einwanderu­ng verteidige­n wollen. Es gilt nachzufors­chen, warum die gekaufte oder herunterge­ladene Liebe so boomt: Auch Pornografi­e steht im Zusammenha­ng mit dem Menschenha­ndel. Vielleicht, weil der schnelle Konsum die wahre Zärtlichke­it verdrängt hat. Zärtlichke­it, die die Menschen um uns genauso dringend brauchen wie die verkauften Seelen auf den Straßen. Trauen wir uns. Holen wir die Zärtlichke­it aus der Abstellkam­mer.

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Stefan Wieczorek

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