Außerhalb der sozialen Netzwerke
Facebook, Twitter, Hotmail und WhatsApp – sie alle sind stets präsent auf meinem Handy. Ich muss zugeben, dass ich öfter aufs Display schaue, als nötig, nur, um nur ja nichts zu verpassen.
Meinen Mitmenschen geht das schon gehörig auf die Nerven und ich werde deshalb oft ausgeschimpft. So war das bis vor zwei Wochen, dem Tag, an dem mein Handy ins Meer fiel. So, als handle es sich um einen Beutel mit Diamanten, stürzte ich dem rechteckigen Schatz hinterher. Kein Klopfen, keine Mund-zuMund-Beatmung, kein gutes Zureden half – mein Handy war ertrunken. Es machte keinen Piep mehr, das Leuchten in seinem Display war für immer erloschen.
Der Mann in der Handy-Notaufnahme drehte das Handy zwischen seinen Fingern und bestätigte mir, was ich schon geahnt hatte. „Salzwasser dringt in alle Poren, das zerfrisst die Daten“, sagte er achselzuckend, „das Einzige, was Sie machen können ist, in dem Online-Speicher iCloud nach ihren Daten zu schauen. Vielleicht haben Sie diese ja dort gespeichert.“Zunächst einmal legte ich das Telefon über Nacht in ein Bett aus Reis. Der soll die Flüssigkeit rausziehen. Nachts machte ich kein Auge zu und drückte wie besessen im Abstand von zwei Stunden den On-Knopf, doch nichts tat sich, kein Ton, kein Aufflackern.
Schweißgebadet dachte ich an all die Anrufe, WhatsApps und E-Mails, die ich nun seit einem Tag nicht empfangen konnte. Schon kramte ich mein altes Handy hervor, um zumindest einige der Nummern zu retten. Mein Freund ließ nicht nach und siehe da, seine Wiederbelebungsversuche fruchteten. Nach zwei Tagen lud sich das Handy zaghaft auf, konnte alle Nummern laden, auch die Fotos waren noch da. Seit dem Sturz ins Meer flimmert das Display ein wenig, aber das kann ich verzeihen. Verstummt ist es auch, sodass ich regelmäßig aufs Display schauen muss, damit mir kein Anruf durch die Lappen geht. Das ist aber das geringere Übel.
Ein Gutes hatte der Handy-Sturz: Ich schaue nur noch sehr selten aufs Handy und habe gemerkt, wie sehr doch mein Tagesrhythmus von diesem 50 Quadratzentimeter großen Ding bestimmt wird. Deshalb ein lieb gemeinter Appell: Trefft die Freunde, mit denen ihr chattet, nehmt Abstand von Facebook, es sei denn ihr braucht es für euren Job und – werft das Handy ab und zu einfach mal ins Meer.