Deutschlehrer Eberhard Räuber: Erwartungshaltung noch stark ausgeprägt
Warum er nach Jávea zog, kann Eberhard Räuber genau begründen: „Nach einer Tätigkeit an der Deutschen Schule Guatemala war mein Curriculum Vitae vorgezeichnet durch die Begeisterung für die spanische Sprache und Kultur“, sagt der Lehrer. „Für meinen Ruhestand habe ich deshalb Jávea als Domizil gewählt.“
Doch mit dem Ruhestand wurde es nichts. „Mein Leben und Wirken in Spanien war vom Xàbia International College bestimmt“, berichtet er. „Zeitweise war ich Schulleiter und Koordinator der Abteilung Deutsch. Unter anderem organisierte ich Projekte mit der CBN, pädagogische Foren und die legendären ,Elternstammtische‘.“
Nach der zweiten Pensionierung entschloss sich der Deutsche schweren Herzens nach Deutschland zurückzukehren. „Viele Freunde hatten Spanien verlassen, ich sah eine Gefahr der Vergreisung der Javienser Gesellschaft und dann kündigten die spanischen Behörden auch noch an, dass Residenten den deutschen Führerschein abzugeben hätten.“Zudem greife die deutsche Pflegeversicherung in Spanien nur teilweise. „Ich stellte einen Exodus deutscher Ärzte fest, und das spanische Gesundheitssystem verursacht hohe Kosten in einem Fall schwerwiegender Krankheit, die sofort Cash zu begleichen sind – und das geht manchmal in die Tausende.“ Dazu reifte Erkenntnis, dass Spanien nicht sein Heimatland sein konnte. „Weil es mir keine Identität vermitteln kann, und weil ich die nur in meinen eigenen sprachlichen und kulturellen Wurzeln zu finden glaubte.“Das Schlüsseler- lebnis kam dann bei einem Konzert- und Liederabend in Dénia. „Lothar Emmerlich sang zum Schluss ,Guten Abend, gute Nacht‘, die anwesenden deutschsprachigen Zuhörer stimmten spontan mit in dieses wunderbare deutsche Lied ein – da wusste ich plötzlich, wo ich hingehöre.“
Doch die Identitätsfindung ist auch in Deutschland schwieriger als gedacht, zwei Jahrzehnte Abwesenheit zeigen ihre Wirkungen und Auswirkungen. „Ich vermisse, die von Spanien gewohnte Großzügigkeit zu leben inklusive der mediterranen Weltoffenheit – trotz der sin- Eberhard Räuber. nenfrohen Lebensart der Menschen besonders hier in BadenBaden“, gesteht der Pädagoge. „Doch meine Erwartungshaltung ist noch stark ausgeprägt!“