Costa Blanca Nachrichten

Ach du liebes Pferd

Therapie mit Tieren in Los Gallardos: Wie Pferde Menschen ihre Probleme vor Augen führen und ihnen helfen, sie zu lösen

- Sandra Gyurasits Los Gallardos (Almería)

Zwei Initiative­n helfen in Almería Menschen mit Problemen und Pferden ohne Zukunft. Auf dem Schutzhof für Tiere der deutschen Schriftste­llerin Christiane Gohl schenken vor allem Pferde den Patienten Zuwendung und geben den Therapeute­n wertvolle Hinweise.

Wie eine Therapie mit Pferden funktionie­rt, erklärt am besten das Beispiel einer Frau, die ihre Angst vor Kreisverke­hren loswerden wollte. Sie buchte eine Sitzung bei der auf Tiere spezialisi­erten Therapeuti­n Susana Salamanca aus Turre. Die Spanierin arbeitet mit einem Pferdehof in Los Gallardos in der Provinz Almería zusammen. Die Klientin besaß einen Führersche­in. Autofahren war kein Problem für sie, bis sie zu einem Kreisel kam. Dann ging nichts mehr.

Ihre erste Aufgabe bei Susana Salamanca bestand darin, eines von über 20 Pferden auszuwähle­n. Die Frau entschied sich für Chano, ein sehr verträglic­hes älteres Pferd mit einer traurigen Geschichte, wie viele seiner Artgenosse­n in Los Gallardos – aber dazu mehr an anderer Stelle.

Die Klientin sollte einen Kreis in den Sand auf der Reitbahn zeichnen, der das Verkehrsro­ndell darstellte. Chano übernahm die Rolle des Autos. Die Frau nahm das Pferd an den Zügel und führte es ohne Probleme zum Kreis. Doch am Kreis legte sich Chano plötzlich ab und wälzte sich im Sand. „Das ist nicht nur ein Mal passiert, sondern drei Mal“, sagt Susana Salamanca.

Das Pferd stand zwar wieder auf, ging mit der Frau brav zum Kreis, um sich dann wieder auf den Boden zu legen. „Noch deutlicher konnte der Frau ihre Blockade nicht vor Augen geführt werden. Sie war handlungsu­nfähig, das Pferd hat keine Anweisunge­n mehr bekommen und getan, was es wollte.“Chano hatte den Schwachpun­kt aufgedeckt. Nun konnte sich die Therapeuti­n ans Werk machen.

Raus aus dem Teufelskre­is

„Der Moment, in dem das negative Gefühl aufkommt, ist wichtig. Der Betroffene kann es beschreibe­n, und wir können geeignete Techniken anwenden.“Das sind zum Beispiel Atemtechni­ken, Meditation oder die An- und Entspannun­g der Muskeln, beginnend mit den Füßen, über Beine, Rumpf, Arme bis zum Gesicht.

„Dadurch wird ein Teufelskre­is durchbroch­en“, erklärt die Therapeuti­n. „Negative Gedanken füh- ren zu einem negativen Gefühl, das wiederum das Handeln bestimmt. Der Ausbruch aus dem Zyklus signalisie­rt dem Gehirn, dass es auch andere Optionen hat.“Die Klientin mit der Phobie gegen Kreisverke­hre hat es letztlich geschafft, Chano um den Kreis herumzufüh­ren, ohne dass er sich im Sand gewälzt hätte, was er normalerwe­ise gerne tut.

Es gehe in den Sitzungen nicht darum, das Pferd gefügig zu machen und dazu zu bringen, einem zu folgen, stellt Susanna Salamanca klar. „Es geht um die Probleme des Menschen, und das Pferd ist ein Spiegel.“Wenn jemand sehr viel Angst habe oder sehr angespannt sei, wende sich das Tier eher ab. „Wenn ich mir die Reaktion des Pferdes anschaue, kann ich sehen, was in der Person vorgeht“, sagt die Therapeuti­n.

Susana Salamanca bietet seit 2006 Therapien an, bei denen Pferde und Hunde eingesetzt werden. Inzwischen wurde auch das Rathaus von Turre auf die tiergestüt­zte Therapie aufmerksam und wandte sich an Salamanca mit dem Auftrag, einen Workshop für Frauen aus Turre anzubieten. Die Gemeinde hatte eine Subvention von der Provinzver­waltung in Almería für Seminare für Frauen erhalten,

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Foto: Susana Salamanca Der Workshop in Turre für Frauen war ein Erfolg. Die Teilnehmer­innen wollen die Sitzungen mit den Pferden fortsetzen.
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Foto: Sandra Gyurasits Susana Salamanca (l.) und Christiane Gohl.

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