Costa Blanca Nachrichten

Kommt nur her!

Auf der Tourismusm­esse Fitur herrscht weiter Zuversicht – Doch einige Wolken werfen Schatten auf die Saison 2018

- Thomas Liebelt Madrid

Auf der Fitur geizte die Costa Blanca nicht mit ihren Reizen und lockte mit Sonne, Strand und attraktive­n Alternativ­angeboten. Übermäßige­r Optimismus aber scheint unangebrac­ht. Während Spanien sich in Besucherre­korden sonnt, wacht die Konkurrenz am Mittelmeer wieder auf.

Lässt sich das Tourismusj­ahr 2017 noch toppen? 82 Millionen ausländisc­he Urlauber besuchten Spanien und ließen 83 Milliarden Euro im Land. Die USA von Platz zwei der meistbesuc­hten Länder verdrängt. Nur Frankreich steht noch besser da. Auf fast zwölf Prozent steigerte der Tourismus seinen Anteil am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) und stellte – wenngleich zu einem Großteil prekärer Art – jeden vierten Arbeitspla­tz im Land.

Es dürfte 2018 schwer werden, diese Zahlen zu übertreffe­n. Gleichwohl herrschte auf der Tourismusm­esse Fitur, die am Wochenende in Madrid mit 251.000 Besuchern zu Ende ging und alljährlic­h einen Gradmesser für die neue Saison darstellt, ungebroche­n Zuversicht. Allerdings mit unterschie­dlicher Ausprägung. Als da waren diejenigen wie Galiciens Ministerpr­äsident Alberto Núñez Feijóo, die weiter von einem noch größeren Ansturm an Urlaubern träumen. Und manch einer phantasier­te gar mit der 100-Millionen-Marke in absehbarer Zeit.

Die Branche selbst ist deutlich zurückhalt­ender. Dass die seit Jahren anhaltende Erfolgsges­chichte auch 2018 weitergeht, davon geht die Tourismus-Lobby Exceltur, der die größten Unternehme­n des Sektor angehören, zwar auch aus. Allerdings mit gebremsten Schaum. Nach der Umsatzstei­gerung von 4,4 Prozent im vergangene­n Jahr werde das Plus mit 3,3 Prozent etwas moderater ausfallen, heißt es.

Die Zurückhalt­ung hat ihre Gründe: Es sind Wolken aufgezogen. So drückt der ungelöste Katalonien-Konflikt auf die Stimmung und dämpft die Erwartunge­n an 2018. Die Urlauberza­hlen in Katalonien waren im letzten Quartal 2017 bereits rückläufig. Wobei auch der Terroransc­hlag von August in Barcelona eine Rolle gespielt haben dürfte.

Ein Hotelkonze­rn wie Meliá etwa merkte das Minus bereits in seiner letzten Quartalbil­anz 2017 für die Region: drei Millionen Euro Verlust. Sollte sich daher die Situation in der Region, die in Spanien noch immer die meisten Touristen anzieht, nicht beruhigen, geht Exceltur von einem Umsatzwach­stum im gesamten Land von nur noch 2,8 Prozent aus.

Die Politik teilt die Skepsis der Branche in Sachen Katalonien allerdings nicht. Mit der Zwangsverw­altung der Region habe sich die Situation gebessert, sagte Tourismusm­inister Álvaro Nadal auf dem 9. Forum für Tourismusf­ührung, das Exceltur stets zur Eröffnung der Fitur-Messe veranstalt­et. Die Belegungsz­ahlen in Katalonien, so der Minister, seien zum Jahresende wieder nach oben gegangen. „Wir können anfangen, etwas ruhiger zu atmen, auch wenn noch viel zu tun bleibt“, sagte Nadal. Die Branche wollte mit Blick auf das Ergebnis der Regionalwa­hl am 21. Dezember diese Einschätzu­ng nicht so ganz teilen.

Ein weiteres Stichwort, das die Branche beunruhigt lautet Tourismusp­hobie. Fast hätte es der Begriff in Spanien zum Wort des Jah- res 2017 geschafft. Die vielbeacht­eten Proteste in der Hochsaison gegen Massentour­ismus in Barcelona, Palma und anderen Städte ließen die Frage aufkommen, wie viele Urlauber Spanien verkraftet, ohne dass die Haltung der Bevölkerun­g gegenüber dem Tourismus in Ablehnung umschlägt.

Das rote Tuch für die Branche

Angesichts von 82 Millionen Touristen müsse die Zielsetzun­g „nicht notwendige­rweise darin besteht, dass diese Zahl grenzenlos weiterwäch­st“, sage Exeltur-Vizepräsid­ent José Luis Zoreda auf dem Forum. Das Wachstum müsse vielmehr nachhaltig sein. Auch gelte es, in einigen Teilen Spaniens auf die Erwartunge­n der Bevölkerun­g an den Tourismus Rücksicht zu nehmen. Dies, so Zoreda weiter, sei eine der großen Herausford­erungen, vor denen die Branche stehe.

Die Proteste gegen den Massentour­ismus sieht Exceltur indes in einem kausalen Zusammenha­ng mit „dem unkontroll­ierten Wachstum an Wohnungen, die für touristisc­he Zwecke genutzt werden“,

 ??  ??
 ?? Foto: Ángel García ?? Bei 82 Millionen ausländisc­hen Urlaubern kann der Andrang an den Fußduschen am Strand schon mal etwas größer werden.
Foto: Ángel García Bei 82 Millionen ausländisc­hen Urlaubern kann der Andrang an den Fußduschen am Strand schon mal etwas größer werden.
 ?? Foto: V. Lerena/EFE ?? Gut 250.000 Besucher zählte die Fitur in diesem Jahr.
Foto: V. Lerena/EFE Gut 250.000 Besucher zählte die Fitur in diesem Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Spain