Kommt nur her!
Auf der Tourismusmesse Fitur herrscht weiter Zuversicht – Doch einige Wolken werfen Schatten auf die Saison 2018
Auf der Fitur geizte die Costa Blanca nicht mit ihren Reizen und lockte mit Sonne, Strand und attraktiven Alternativangeboten. Übermäßiger Optimismus aber scheint unangebracht. Während Spanien sich in Besucherrekorden sonnt, wacht die Konkurrenz am Mittelmeer wieder auf.
Lässt sich das Tourismusjahr 2017 noch toppen? 82 Millionen ausländische Urlauber besuchten Spanien und ließen 83 Milliarden Euro im Land. Die USA von Platz zwei der meistbesuchten Länder verdrängt. Nur Frankreich steht noch besser da. Auf fast zwölf Prozent steigerte der Tourismus seinen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und stellte – wenngleich zu einem Großteil prekärer Art – jeden vierten Arbeitsplatz im Land.
Es dürfte 2018 schwer werden, diese Zahlen zu übertreffen. Gleichwohl herrschte auf der Tourismusmesse Fitur, die am Wochenende in Madrid mit 251.000 Besuchern zu Ende ging und alljährlich einen Gradmesser für die neue Saison darstellt, ungebrochen Zuversicht. Allerdings mit unterschiedlicher Ausprägung. Als da waren diejenigen wie Galiciens Ministerpräsident Alberto Núñez Feijóo, die weiter von einem noch größeren Ansturm an Urlaubern träumen. Und manch einer phantasierte gar mit der 100-Millionen-Marke in absehbarer Zeit.
Die Branche selbst ist deutlich zurückhaltender. Dass die seit Jahren anhaltende Erfolgsgeschichte auch 2018 weitergeht, davon geht die Tourismus-Lobby Exceltur, der die größten Unternehmen des Sektor angehören, zwar auch aus. Allerdings mit gebremsten Schaum. Nach der Umsatzsteigerung von 4,4 Prozent im vergangenen Jahr werde das Plus mit 3,3 Prozent etwas moderater ausfallen, heißt es.
Die Zurückhaltung hat ihre Gründe: Es sind Wolken aufgezogen. So drückt der ungelöste Katalonien-Konflikt auf die Stimmung und dämpft die Erwartungen an 2018. Die Urlauberzahlen in Katalonien waren im letzten Quartal 2017 bereits rückläufig. Wobei auch der Terroranschlag von August in Barcelona eine Rolle gespielt haben dürfte.
Ein Hotelkonzern wie Meliá etwa merkte das Minus bereits in seiner letzten Quartalbilanz 2017 für die Region: drei Millionen Euro Verlust. Sollte sich daher die Situation in der Region, die in Spanien noch immer die meisten Touristen anzieht, nicht beruhigen, geht Exceltur von einem Umsatzwachstum im gesamten Land von nur noch 2,8 Prozent aus.
Die Politik teilt die Skepsis der Branche in Sachen Katalonien allerdings nicht. Mit der Zwangsverwaltung der Region habe sich die Situation gebessert, sagte Tourismusminister Álvaro Nadal auf dem 9. Forum für Tourismusführung, das Exceltur stets zur Eröffnung der Fitur-Messe veranstaltet. Die Belegungszahlen in Katalonien, so der Minister, seien zum Jahresende wieder nach oben gegangen. „Wir können anfangen, etwas ruhiger zu atmen, auch wenn noch viel zu tun bleibt“, sagte Nadal. Die Branche wollte mit Blick auf das Ergebnis der Regionalwahl am 21. Dezember diese Einschätzung nicht so ganz teilen.
Ein weiteres Stichwort, das die Branche beunruhigt lautet Tourismusphobie. Fast hätte es der Begriff in Spanien zum Wort des Jah- res 2017 geschafft. Die vielbeachteten Proteste in der Hochsaison gegen Massentourismus in Barcelona, Palma und anderen Städte ließen die Frage aufkommen, wie viele Urlauber Spanien verkraftet, ohne dass die Haltung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus in Ablehnung umschlägt.
Das rote Tuch für die Branche
Angesichts von 82 Millionen Touristen müsse die Zielsetzung „nicht notwendigerweise darin besteht, dass diese Zahl grenzenlos weiterwächst“, sage Exeltur-Vizepräsident José Luis Zoreda auf dem Forum. Das Wachstum müsse vielmehr nachhaltig sein. Auch gelte es, in einigen Teilen Spaniens auf die Erwartungen der Bevölkerung an den Tourismus Rücksicht zu nehmen. Dies, so Zoreda weiter, sei eine der großen Herausforderungen, vor denen die Branche stehe.
Die Proteste gegen den Massentourismus sieht Exceltur indes in einem kausalen Zusammenhang mit „dem unkontrollierten Wachstum an Wohnungen, die für touristische Zwecke genutzt werden“,