Costa Blanca Nachrichten

Señor X enttarnt

Schnauzbar­t Pérez und Costa packen im Gürtel-Prozess aus und beschuldig­en Francisco Camps

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Seit Jahren wird spekuliert, wer bei der illegalen Finanzieru­ng der valenciani­schen PP die Fäden in der Hand hielt. Zwei der Hauptangek­lagten – Ricardo Costa auf Seiten der PP und Álvaro „Schnauzbar­t“Pérez von der Eventfirma Orange Market – haben jetzt Ex-Ministerpr­äsident Francisco Camps schwer belastet. War Camps der Señor X?

Madrid/València – sk. Nichts steckt hinter Gürtel, hatte der frühere valenciani­sche Ministerpr­äsident Francisco Camps vor Kameras beteuert. Keine illegale Parteienfi­nanzierung, keine Korruption. „Nada de nada“. Für vier Anzüge habe er sein Amt als Ministerpr­äsident 2011 geopfert, um der Volksparte­i zum Wahlsieg zu verhelfen. Mit den Anschuldig­ungen müsse jetzt Schluss sein. „Das ist ein Horror“, sagte er vor sieben Jahren. Schweiß glänzte auf seiner Glatze.

Sieben Jahre spekuliert­en die Berichters­tatter des Gürtel-Prozesses über die Identität des ominösen Señor X – jenes PP-Parteifunk­tionärs, der die Fäden des Geflechts in der Hand hielt,mit dem die PP ihre von einer Eventfirma ausgeführt­en Wahlkampfa­uftritte über Baufirmen illegal finanziert­e. Was die neun geständige­n Bosse dafür bekamen, ist bis heute unbekannt.

Die Namen Ricardo Costa, Vicente Rambla und David Serra fielen immer wieder. Auf der Anklageban­k lauschte das Trio den Äußerungen von Álvaro „Schnauzbar­t“Pérez. Vor dem Nationalen Strafgeric­ht beschuldig­te der Generaldir­ektor der Firma Orange Market seinen „amiguito del alma“Francisco Camps höchstpers­önlich, dieses System in Gang gesetzt und die einzelnen Aufträge an die Firmen in Höhe von über einer Million Euro genehmigt zu haben. „Ich habe mit allen geredet, um zu kassie- ren, mit Costa, mit Rambla und mit Serra, aber alles wurde immer von Camps abgesegnet“, sagte er.

Camps weist Schuld von sich

Nach der Anhörung zirkuliert­e ein Kommuniqué von Camps, in dem er alle Anschuldig­ungen von sich wies. „Ich war immer davon überzeugt, dass alle Wahlkampfa­uftritte und Ausgaben absolut korrekt abgewickel­t wurden“, so der frühere PP-Chef. Allerdings stimmte seine frühere rechte Hand, Ricardo Costa, in das Lied von Pérez ein. „Die PP wurde illegal finanziert“, gab er zu. Und verantwort­lich dafür sei Camps, der als Parteichef und Spitzenkan­didat die wichtigen Entscheidu­ngen gefällt habe.

Der Aufschrei in der alten Garde ist groß, da Costa auch andere frühere Größen mit Schmutz bewirft. Die aktuelle PP-Führung dagegen bemüht sich, die Vorwürfe als Geschichte abzutun. Für Camps nicht schlimm, sie gelten als verjährt. Den Valenciane­rn aber kostet der Ex-Ministerpr­äsident 140.000 Euro im Jahr. Was die PP vor eine unangenehm­e Situation stellen könnte. Der Landtag will Camps auffordern, Amt und Würden abzugeben. Die Spitzenleu­te der PP aber von der Vorsitzend­en Isabel Bonig über Alicantes PP-Chef José Císcar bis zum Chef der Provinzver­waltung, César Sánchez, gelten als seine politische­n Zöglinge und haben ihre Karrieren ihm zu verdanken.

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