Mehrheit vom Sprachdiktat betroffen
Elf Millionen jährlich für Valenciano-Landesfernsehen? Warum nicht? Wenn es der Kulturpflege vieler Valencianer dient, finde ich das gut. Schließlich benutzen etwas mehr als ein Drittel aller Bewohner der Comunidad Valenciana diesen katalanischen Dialekt als hauptsächliches Medium der Kommunikation. Das Scherflein, das die große Mehrheit dann dazu beiträgt, finde ich absolut akzeptabel.
Die Bedenken der Volkspartei (PP), „dass valencianisches TV hier lebende ausländische Residenten ausschließt“, kann ich nicht verstehen. Soweit es sich um westeuropäische Residenten handelt, schauen die fast alle ihr eigenes TV-Programm. Ich würde wetten, eine Mehrheit dieser Residenten hat noch gar nicht mitbekommen, dass es Valenciano gibt. Einige Bekannte von mir erfuhren das erst, als sie erschreckt merkten, dass ihre Kinder hier in Jávea auf einer Schule gelandet waren, die nur in Valenciano unterrichtet.
Sehr berechtigt sind deshalb die Sorgen, dass diese sprachliche Minderheit weiter dafür sorgen wird, das im Artikel 6 der Verfassung von Valencia geregelte Recht auf Wahl der Sprache (Spanisch und Valenciano) weiter zu unterminieren. Seit Jahren verändert sich das öffentliche Straßenbild. Das geht bis ins scheinbar Lächerliche. Positives wird auf Valenciano plakatiert, Negatives (etwa Verbote) durchaus auch auf Spanisch.
Behördenmitarbeiter werden angewiesen, jedes Gespräch zu- nächst auf Valenciano zu beginnen. Neue Straßenschilder gibt es nur noch auf Valenciano, statt zweisprachig. Es kann sogar gefährlich werden. Beispiel: Die Hinweise für einen lebensrettenden Defibrillator auf einem Sportplatz in Jávea gibt es nur auf Valenciano.
Tagtäglich ist die Mehrheit der Bewohner, die Kinder hat, von diesem Sprachdiktat betroffen. Alle Kinder werden zwangsweise auf Valenciano unterrichtet, ob die Eltern das wollen oder nicht. Der valencia- nische Bildungsminister Marzà konnte bisher nur durch ein Gerichtsurteil gestoppt werden, Kinder und Eltern, die Spanisch bevorzugen, im Unterricht zu diskriminieren.
Die Corts Valencianes haben nun ein Gesetz verabschiedet, wonach alle Kinder mindestens zu 75 Prozent auf Valenciano und 25 Prozent auf Spanisch unterrichtet werden müssen sowie 15 bis 25 Prozent auf Englisch. Der Missionsgeist dieser Sprachtaliban ist ungebrochen und entspricht mei- nes Erachtens dem Missionsgeist der Pfaffen, die die Konquistadoren auf ihren Raubzügen in Südamerika begleiteten.
Deshalb sollten die elf Millionen für das Landesfernsehen nur dann wirklich willkomen sein, wenn man gleichzeitig dafür sorgen würde, den Eltern die freie Wahl der Sprache für Ihre Kinder an den Schulen in Valencia zu erlauben.
Helmut Jutzi Jávea