Drohender Verlust
Mobile World Congress in Barcelona gerät ins politische Spannungsfeld – Standort in Gefahr?
Seit 2006 ist Barcelona Standort der Technologiemesse Mobile World Congress. Sie gilt als wichtigste Schau der Welt für die Mobilfunkbranche und ist für die Gastgeber-Stadt zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Standbein geworden. Ein Verlust würde schmerzen. Doch genau der droht wegen der politischen Spannungen.
Barcelona – tl. Die große, weite Welt des Mobilfunks trifft auf katalanischen Kleingeist. Wäre Barcelona nicht eine so weltoffene Stadt, müsste man sich wirklich die Frage stellen, warum der Mobile World Congress ( MWC) als wichtigste Messe der Mobilfunkbranche ausgerechnet in der katalanischen Metropole seine Zelte aufschlägt. Also dort, wo derzeit Sektierertum die Politik bestimmt und nicht Weitsicht. Sicher, es gibt langfristige Verträge. Aber die enden irgendwann.
Dass der Separatismus und die politische Unsicherheit die Stellung Barcelonas als Gastgeberin für den Mobile World Congress, auf dem stets die neuesten Trends und Entwicklungen präsentiert werden, gefährden kann, war denn auch zu Beginn der diesjährigen Messe (bis 2. März) bestimmendes Thema. Ihren Beitrag dazu leisteten Bürgermeisterin Ada Colau und Parlamentspräsident Roger Torrent mit ihrer kleinlichen Weigerung, König Felipe zum Eröffnungsdinner mit 200 geladenen Gästen am Sonntagabend zu begrüßen. Und aus dem
„Der König ist jederzeit in der Republik Katalonien willkommen, sobald er sich bei den Katalanen entschuldigt hat“
fernen Brüssel tönte Ex-Regierungschef Carles Puigdemont: „Der König ist jederzeit in der Republik Katalonien willkommen, sobald er sich bei den Katalanen entschuldigt hat.“
Dem MWC-Organisator GSMA, der als Dachverband der Mobilfunkbranche weltweit fungiert, blieben die Spannungen nicht verborgen. Gleichwohl wollte GSMA-Chef John Hoffmann der Situation vorerst nicht zu viel Bedeutung beimessen und betonte gegenüber der Zeitung „El País“am Montag: „Wir haben mit Barcelona einen Vertrag bis 2023.“Was danach sein könnte, ließ Hoffmann offen. Gab allerdings zu verstehen, dass „Stabilität“eine Voraussetzung sei, um mit Barcelona zu verlängern. Madrid und Dubai, das weiß man, stehen bereit.
Bei wichtigen spanischen Vertretern auf der Messe schrillten derweil die Alarmglocken. TelefónicaChef José María Álvarez-Pallete beeilte sich deshalb, ein Bekenntnis zum Standort abzugeben: Barcelona sei „der beste Ort der Welt, um diese Messe abzuhalten“. Auch Vodafone-Kollege Vitorio Colao sprach von Barcelona als „idealem Ort“.
König Felipe erinnerte daran, dass der Erfolg der Messe nur möglich gewesen sei, weil Zentralregierung, Landesregierung und Rathaus zusammengearbeitet hätten. Diese Kooperation sei der Schlüssel dafür gewesen, dass der Mobile World Congress seit 2006 in Barcelona weilt. Die Zentralregierung wiederum bezeichnete das Verhalten von Colau und Torrent als „unverantwortlich“.
Für Barcelona geht es um viel: Der Mobile World Congress hat in diesem Jahr 2.300 Mobilfunk-Unternehmen aus rund 200 Ländern nach Barcelona gebracht. Die Messe generiert 465 Millionen Euro in der Stadt und schafft 13.000 direkte Arbeitsplätze. Allein in den Restaurants der Stadt bleiben während der einwöchigen Messedauer 30 Millionen Euro hängen.