„Ohne uns steht die Welt still“
In Spanien formieren sich die Frauen erstmals zu einer Art Generalstreik am 8. März
Madrid – tl. Der Internationale Tag der Frau am 8. März wartet in diesem Jahr mit einer Besonderheit auf: dem Streik der Frauen. Bereits im vergangenen Jahr hatte es zum 8. März Streikaufrufe gegeben. Diesmal aber ist es eine Art Generalstreik. Und dazu aufgerufen sind nicht nur berufstätige Frauen. Vielmehr sollen alle Frauen an diesem Tag ihre gewohnte Arbeit ruhen lassen. Also noch nicht einmal einkaufen gehen. „Wir wollen zeigen, dass ohne uns die Welt stillsteht“, heißt es von den Frauenverbänden, die in Spanien hinter der Aktion stehen.
Für den geplanten Streik gibt es ein Vorbild: Am 24. Oktober 1975 legten in Island im Kampf um Gleichberechtigung gut 90 Prozent der Frauen die Arbeit nieder. Der Inselstaat stand vollständig still. Nehmen sich am 8. März alle Frauen der Welt ein Beispiel an Island, läuft am 8. März in 177 Staaten aber auch gar nichts mehr.
In Spanien geht der Streikaufruf von der Kommission „8M“aus, einem Zusammenschluss verschiedener Frauenverbände. Die Kommission koordiniert den Streiktag und organisiert die Aktionen und Kundgebungen. So auch die zentrale Kundgebung am Abend des 8. März in Madrid.
Da in Spanien laut Gesetz nur Gewerkschaften offiziell zum Streik aufrufen dürfen, un- terstützen die beiden großen Verbände CC.OO. und UGT die geplante Aktion. Allerdings nicht für den vollen Tag, sondern aus gehaltstechnischen Gründen nur für zwei zweistündige Arbeitsniederlegungen jeweils von 12 bis 14 und von 18 bis 20 Uhr. Da es sich um einen Streikaufruf mit generellem und landesweiten Charakter handelt, bleibt es jeder Frau selbst überlassen, in welcher Form sie sich an dem Streik beteiligt. Aller- dings gibt es unterschiedliche Rechtsauffassungen darüber, ob es zulässig ist, nur Frauen zu einem Streik aufzufordern.
Aus der Politik haben lediglich Podemos und Vereinigte Linke volle Solidarität mit dem Streikaufruf artikuliert. Die Sozialisten (PSOE) halten sich an die Empfehlung der beiden Gewerkschaftsverbände und unterstützen die zweistündigen Arbeitsniederlegungen. Andalusiens Ministerpräsidentin Susana Diez beispielsweise hat extra die für den 8. März geplante Sitzung des Regionalparlaments verschoben. Auch ihr Terminkalender für diesen Tag ist leer. Volkspartei (PP) und Ciudadanos haben sich gegen den Streik ausgesprochen.
Für die Kommission „8M“gibt es eine ganze Reihe von Gründen, um als Frau an dem Streik teilzunehmen. So als Protest gegen die Gewalt gegen Frauen. Ferner um sich für Gleichheit am Arbeitsplatz und für gleichen Lohn für gleiche Arbeit einzusetzen. Aber auch, um die unbezahlte Mehrarbeit von Frauen im Haushalt, bei der Kindererziehung oder sogar beim Mitwirken in gemeinnützigen Organisationen sichtbar zu machen. Und schließlich, um sexuellen Missbrauch und die verschiedenen Formen sexueller Belästigung zu bekämpfen.