Der schwerste islamistische Anschlag
Am 11. März 2004, als morgens zur Rushhour Zigtausende von Pendlern mit dem Zug in Richtung Madrid-Zentrum unterwegs sind, erreicht der islamistische Terror auch Spanien. In vier engbesetzten Nahverkehrszügen gehen insgesamt zehn Sprengsätze hoch. Die Wirkung ist verheerend: 193 Menschen kommen ums Leben über 2.000 Frauen und Männer werden verletzt. Drei Sprengsätze zündeten nicht. Einer davon hat die Stärke gehabt, den zentralen Madrider Bahnhof Atocha zu zerstören. Bis heute ist „11-M“, wie es in Spanien heißt, der schwerste islamistische Terroranschlag in Westeuropa.
Drei Wochen später, am 3. April 2004, sprengt sich der mutmaßliche Rädelsführer Serhane Ben Abdelmajid bei einer Razzia in einem Vorort von Madrid in die Luft. Dabei sterben sechs seiner Angehörige der Opfer im „Wald der Erinnerung“in Madrid. Komplizen und ein Polizist, 15 Polizisten werden verletzt. Ende April 2004 gelten die Anschläge als aufgeklärt.
Weil die Anschläge drei Tage vor der Parlamentswahl erfolgen, erliegt die Volkspartei-Regierung Aznar der Versuchung, die baskische Untergrundorganisation ETA verantwortlich zu machen. Doch selbst, als sich die Hinweise auf einen Anschlag mit islamistischen Hintergrund verdichten, hält die Regierung an der ETA-Version fest. In der Nacht vor dem Wahlsonntag muss Innenminister Ángel Acebes die Al-Qaida-Täterschaft einräumen. Die Informationspolitik der Regierung gilt als einer der Gründe für die dann verlorene Wahl. (tl)