Spanien, das Land der Spätgebärenden
Die EU-Statistikbehörde hat gesprochen: Frauen in Spanien und Italien bekommen erst spät das erste Kind. In beiden Ländern sind sie im Schnitt bereits 31 Jahre alt bei der ersten Geburt. Auch Luxemburg, Griechenland und Irland zählen zu den Ländern in Europa, in denen Frauen erst relativ spät gebären. Spanien und Italien weisen auch den höchsten Anteil an Frauen aus, die erst im Alter von 40 und mehr Jahren das erste Kind bekommen. 6,6 Prozent der Spanierinnen, die erstmals Mutter werden, sind älter als 40. Spanierinnen und Italienerinnen sind laut Eurostat in Europa auch die Frauen, die die wenigsten Kinder bekommen. Eine Spanierin hat aktuell im Schnitt 1,34 Kinder. In Frankreich sind es fast zwei Kinder.
„In Spanien haben wir es vor allem in der Mittelschicht mit einer Generation von Frauen zu tun, die erst ihren Uni-Abschluss machen und dann in einen guten Job einsteigen will, sich allerdings mit einer unsicheren Arbeitsmarkt-Situation konfrontiert sieht“, kommentiere SoziologieProfessorin María Ángeles Durán die Statistik. Auch komme Frauen in Spanien bekommen erst spät Kinder. der spanische Staat dem Wunsch nach Mutterschaft nicht entgegen. Gleichzeitig, so Durán weiter, würden es die sozialen Strukturen generell schwer machen, Kinder zu haben.
Albert Esteve vom Zentrum für demografische Studien der Autonomen Universität in Barcelona ergänzt die Aussagen seiner Kollegin: „Es gibt eine hohe Anzahl von Personen im idealen Eltern-Alter, die aber große Probleme haben, eine geeignete Wohnung zu finden.“Seine Studie aus dem Jahr 2016 kam zu dem Ergebnis, dass jede vierte Frau in Spanien, die nach 1974 geboren ist, ohne Kinder bleibt. Esteve führt dazu einen weiteren Grund an: „In Spanien – aber auch in Italien – ist die Rolle der Männer noch nicht fortschrittlich genug ausgeprägt.“(tl)