Rentner auf Straße
Rentner laufen Sturm gegen Pläne von Regierung und EU – Prekäre Situation in Urlaubsparadiesen
Graue Panther zeigen Zähne: 3.000 Senioren der Vega Baja bei Demo gegen Altersarmut
Torrevieja – mar. Am Montag, 16. April, fanden in Torrevieja, Orihuela und Callosa de Segura – wie bereits am Wochenende in vielen anderen spanischen Städten – erneut Demonstrationen für höhere Renten und ein nachhaltiges System für die Ruhestandsbezüge statt. In der Vega Baja nahmen nach Schätzungen der Veranstalter etwa 3.000 Personen daran teil. Angst vor „deutscher Norm“Die Plattform zur „Verteidigung der staatlichen Rente“überreichte einen Brandbrief an die Parteien in den Rathäusern, mit der Aufforderung sich in Brüssel gegen ein „paneuropäisches Rentenmodell“(PEPP) auszusprechen, das Mitte Juli im Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments auf der Tagesordnung steht „und nur die private Säule der Rente stärken“würde. Gefordert wird auch eine gesetzliche Mindestrente von 1.080 Euro.
Wenn Anspruch auf volle Rente besteht, bekommen Rentner in Spanien derzeit 14 mal im Jahr 80 Prozent ihres letzten Gehalts. Allerdings steigt das Einstiegsalter allmählich an. Die Rentner fürchten im Zuge einer EU-Harmonisierung Abschläge von bis zu 20 Prozentpunkten, was in etwa dem Niveau in Deutschland entspricht.
Experten verweisen indes darauf, dass nicht der Prozentsatz das Problem sei, sondern die Vielzahl prekärer Löhne in Spanien, die zu geringeren Einzahlungen in die Rentenkasse führen. Im Falle der Costa Blanca, vor allem in Tourismus-Hotspots wie Torrevieja oder Benidorm, kommt ein neues Phänomen hinzu. Hier geht mittlerweile die erste Generation von Arbeitnehmern in Rente, die ihr ganzes Leben in der Tourismusindustrie tätig war. Der Kellner zahlt die Zeche Sie sind besonders und mehr als alle anderen von Altersarmut ge- fährdet, wie Redner in Torrevieja festhielten: Vor allem in der Gastronomie war und sind die Bedingungen durch prekäre Arbeitsverträge gekennzeichnet, zerstückelte temporäre Anstellungen und Verträge, in denen oft nur ein Teil des gezahlten Lohnes abgebildet wird, was zu entsprechend geringeren Renten führt.
Staat, Regionen und Gemeinden hätten jahrzehntelang weggeschaut, nur Augen für das allgemeine Wachstum gehabt, dessen Preis am Ende Kellnerinnen, Zimmer- mädchen und Küchenhilfen bezahlten. Ein Gedanke, den man bei der nächsten Trinkgeldkalkulation als Gast berücksichtigen könnte.
Die Plattform fordert, dass die EU sich für eine Garantie staatlicher Renten stark macht, die ein würdiges Dasein im Altern ermöglichen sowie steuerliche Begehrlichkeiten der nationalen Regierungen auf private Zusatzrenten einen gesetzlichen Riegel vorschieben. Für den 30. April ist eine weitere Kundgebung vor dem Rathaus in Orihuela geplant.