Die Messer des Cabriel
Vom Contreras-Stausee zwischen den Provinzen Valencia und Cuenca entlang des Río Cabriel zu den spektakulären Felsnadeln
Meistens leidet ganz Ostspanien unter permanenter Trockenheit. Nicht so im Flussgebiet des Río Cabriel, das im Iberischen Randgebirge an der Grenze zwischen Kastilien-La Mancha und Valencia liegt und im Jahre 2005 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Dort kommen die Felder ganz ohne Bewässerung aus, selbst wenn der Pegel im benachbarten ContrerasStausee wieder einmal auf Minimalstand abgefallen ist. Dieser Stausee liegt zwischen den Ge- meinden Villargordo del Cabriel in der Provinz Valencia und Enguidamos und Minglanilla in der Provinz Cuenca.
Am oberen Flusslauf des Cabriel findet man scharf gewetzte Sicheln und Felsenmesser, dolomitenartig in die Höhe ragend, die Hoces de Cabriel. Mitten hindurch führt ein schattiger, von vielerlei Pflanzen gesäumter, ebener Wanderweg, der keine Wünsche offen lässt.
Von unserem Parkplatz am Río Cabriel folgen wir dem geradeaus weiter führenden Weg. Vorbei an einer großen Finca und begleitet vom quirligen Fluss wendet er sich danach leicht nach links und führt in sanften Kehren an gepflegten Feldern vorbei. Der Pfad ist fast eben, wunderbar schattig, immer gut sichtbar und ein Verlaufen ist nicht möglich. So bleibt genügend Zeit, die verschwenderische Vielfalt der Vegetation zu bewundern und dem Getöse des quirligen Flusses zu lauschen.
Bald schon tauchen in der Ferne die ersten „Cuchillos“auf und nach einer Stunde Wanderzeit lässt sich das Augenmerk ganz aus der Nähe auf die scharf gewetzten Felssicheln lenken.
Diese sensationellen, einzigartigen Felsgebilde haben von den Einheimischen Namen bekommen. Fast jede einzelne Felsrippe wurde getauft: von den Cuchillos de Melonar bis hin zu den Cuchillos de Fonseca.
Hier herrscht Idylle pur. Raubvögel ziehen schwerelos ihre Kreise, Vögel zwitschern in den hellsten Tönen und mit etwas Glück können Sie im Fluss Fischotter und auf den Berghängen Steinböcke beobachten. Wenn der Weg dann einen Felstunnel und eine Eisenbrücke erreicht, ist man am Ende dieses romantischen Wegstückes angekommen. Der Blick auf den zu einem See mutierten Fluss und die sich dahinter erhebenden Felsspitzen ist atemberaubend und eine Rast auf den von der Sonne gewärmten Steinen könnte sich anbieten.
Wahrscheinlich werden Sie es bedauern, dass die Hauptwanderung hier ihren Wendepunkt findet. Wenn dem so ist, können Sie Ihren Spaziergang auf der nachfolgenden Trockenaue beliebig fortsetzen. Die Landschaft ändert sich, das Tal weitet sich und landwirtschaftliche Nutzflächen kommen ins Blickfeld.