Ein Gläschen am Tag schadet doch
Umfassende Studie: Schon geringe Menge Alkohol steigert Sterberisiko
München/London – dpa. Weniger ist besser: Die Richtwerte für den Konsum von Alkohol sind in vielen Ländern einer Untersuchung zufolge zu hoch. Eine große Übersichtsstudie zeigt, dass der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche – das entspricht etwa fünfeinhalb Gläsern Wein oder 2,5 Litern Bier – das Risiko erhöht, zu sterben und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Das berichtet ein internationales Forscherteam, an dem auch viele deutsche Wissenschaftler beteiligt waren, im Fachblatt „The Lancet“.
In vielen Ländern liegt der wöchentliche Richtwert deutlich über 100 Gramm. In den USA gelten 196 Gramm für Männer, 98 Gramm für Frauen. Auch in Italien, Portugal oder Spanien liegen die Werte höher. In Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 140 Gramm für Männer und 70 Gramm für Frauen als tolerierbar.
Das Forscherteam analysierte nun 83 Studien aus 19 wohlhabenden Ländern, an denen fast 600.000 Menschen teilgenommen hatten. Abstinenzler waren ausgeschlossen. Die Studien erfassten die Menge des Alkoholkonsums und beobachteten die Teilnehmer mindestens ein Jahr lang. Bei der Datenanalyse berücksichtigten die Autoren Alter, Geschlecht, Tabakgebrauch, Diabetes und andere Faktoren, die mit Herz-Kreislauf- Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse: Ab einer Menge von 100 Gramm pro Woche ging Alkohol bei Männern wie bei Frauen generell mit einem höheren Sterberisiko einher. Zudem erhöhte der Konsum die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hier ohne klaren Schwellenwert.
Höherer Alkoholkonsum war der Untersuchung zufolge mit einem höheren Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche, Bluthochdruck und einem tödlichen Aorten-Aneurysma verbunden. Allerdings ging er mit einer etwas geringeren Gefahr für nicht-tödliche Herzinfarkte einher.