Ketten und Nesseln
Der Sommer steht vor der Tür und die Strände von Orihuela Costa sind ohne WCs, Sonnenschirme, Liegen und ohne Bars. Besonders schlimm für Eltern: Auch ohne Wifi, ätherisches Wundermittel zum Ruhigstellen quengelnden Nachwuchses.
Die Volksseele kocht: Kein kühles Blondes am Strand. Nur Sand und Wasser. Was soll man damit schon anfangen? Und selbst die sind verseucht. Die Portugiesische Galeere, ein Polypengebilde mit giftigen Nesseln belagert die Strände von Calp bis Cádiz.
Auf sechs engbedruckten Seiten versuchte ein PP-Stadtrat verärgerten Strandnutzern zu erklären, wie ein ganzes Rathaus eine solch existentielle Angelegenheit derart gründlich verbocken konnte. Seiner Auffassung nach: Eine Verkettung unglücklicher Umstände, „für die man aber niemanden in den Knast wünschen“muss. Muss man nicht, aber man könnte die Politiker barhändig zum GaleerenSammeln schicken.
Verkettung unglücklicher Umstände: Die hatten wir öfter in den letzten Wochen. Fragen Sie mal den Sozi-Ex-Bürgermeister von Alicante, Echávarri, der unglücklich an seinem Sessel verkettet war oder die Madrilener Landeschefin Cifuentés, die beinahe in Ketten gelegt worden wä- re. Sie lieferte ihr Meisterstück, sozusagen ihren Master schon 2011 ab, als sie in Prada-Schuhen durch eine Drogerie stöckelte und zwei Dosen Anti-AgingCreme mitgehen ließ. Dafür sieht sie jetzt ganz schön alt aus. „Unfreiwillig“sagt sie, gerieten die Wertgegenstände in ihre Tasche. Wie das eben immer so ist bei der Volkspartei. Sie trat zurück, wie es PP-Leute eigentlich nie tun. Um „den Leidensweg meiner Familie“zu beenden.
Wir leiden alle mit. Keine Chiringuitos am Strand – aber auch keine Musikbeschallung. Das ist die gute Nachricht. Denn wir wissen nicht, welcher Verkettung von Umständen wir den Sommerhit des Jahres, „Cómeme el donut“(Iss meinen Donut) zu verdanken haben. Wir wissen nur, dass er schmerzhafter ist, als die Giftnesseln aller Portugiesischen Galeeren zusammen.