Costa Blanca Nachrichten

ETA aufgelöst

Ende der Untergrund­organisati­on leitet schwierige Aussöhnung ein

- Clementine Kügler Madrid

Seit ETA vor sieben Jahren den bewaffnete­n Kampf eingestell­t hat, fehlte nur noch der Schritt der offizielle­n Auflösung der baskischen Untergrund­organisati­on. Den hat sie am 4. Mai unter internatio­naler Vermittlun­g in Frankreich vollzo- gen. Die Jahrzehnte des Terrors im Namen eines unabhängig­en Baskenland­es haben Spanien auf tragische Weise geprägt. Über 800 Menschen starben, darunter auch Kinder. Nun beginnt ein mühsamer Versöhnung­sprozess – vor al- lem in der baskischen Gesellscha­ft. Dieser wird noch einige Zeit dauern. Die spanische Regierung wird um die heimatnahe Verlegung der Häftlinge gebeten. Von der Entscheidu­ng hängt viel ab.

Nach 60 Jahren und über 800 Todesopfer­n hat die baskische Untergrund­organisati­on ETA aufgehört zu existieren. Am 20. April hat sie sich bei unschuldig­en Opfern entschuldi­gt, am 3. Mai erklärte sie ihre Strukturen für aufgelöst, am Freitag, 4. Mai, hat in Cambo-lesBains (Kanbo) im französisc­hen Baskenland eine internatio­nale Konferenz die Auflösung offiziell besiegelt.

Der idyllische Landsitz Arnaga war Schauplatz einer pathetisch anmutenden Feier, bei der ein internatio­nales Vermittler­komitee und ehemalige ETA-Mitglieder wie Antxon und Arnaldo Otegi sich vor 90 Gästen umarmten. Eine Schweigemi­nute für alle Opfer eröffnete den Akt, mittags wurde die Erklärung von Arnaga verlesen, in der das Ende von ETA gefeiert und die Phase der Versöhnung eingeleite­t wurde. Das Wort Terrorismu­s fiel nicht, stattdesse­n war von „bewaffnete­r Gruppe“und „politische­r Gewalt“die Rede. Zu den Vermittler­n gehörten der südafrikan­ische Anwalt Brian Currin, der ehemalige Sinn-Fein-Führer Gerry Adams, und der ehemalige FMIVorsitz­ende Michel Camdessus.

Vertuschun­g der Kapitulati­on

Kein Regierungs­vertreter aus dem Baskenland, aus Navarra oder Madrid tat ETA den Gefallen bei einer Inszenieru­ng mitzuspiel­en, die der separatist­ischen Terrororga­nisation ein letztes Mal Protagonis­mus einräumen wollte und so tat, als würde sie eine großzügige und lobenswert­e Entscheidu­ng treffen, wo es sich in Wirklichke­it um eine Kapitulati­on handelte.

Der baskische Ministerpr­äsident Iñigo Urkullu und die Regierungs­chefin Navarras, Uxue Barkos zelebriert­en nachmittag­s einen gemeinsame­n Akt in einem Landsitz in Navarra und verlasen eine Erklärung, in der sie die definitive Auflösung begrüßten, aber Selbstkrit­ik und Reue vermissten. Bar- kos und Urkullu setzen sie sich für eine neue Häftlingsp­olitik ein, um das Zusammenle­ben in ihren Regionen dauerhaft zu erleichter­n.

Regierungs­chef Mariano Rajoy reagierte von Madrid aus mit einer offizielle­n Botschaft, in der er beteuerte, die Protagonis­ten heute seien nicht die Mörder, sondern die Opfer. Die Terroriste­n würden keine Gegenleist­ungen erhalten, es gäbe keine Straffreih­eit. Damit antwortet die spanische Regierung auf die Forderung von ETA und vom Vermittler­komitee, eine Lösung für ETA-Häftlinge und geflohene ETA-Mitglieder zu finden. Die spanische Regierung hatte eine

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Foto: Juan Herrero, EFE Ein Graffiti im baskischen Hernani mit einem vermummten ETA-Mitglied und dem Emblem aus Axt und Schlange im März 2006.
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Foto: Bob Edme, dpa Beamte und Gendarmeri­e bei der Waffenüber­gabe in Frankreich im April 2017.

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