Start mit Haken
Flopp bei der Generalprobe: Viele Strände noch ohne Strandbars, Rettungsschwimmer, aber dafür mit Quallen
Auch wenn das Wetter noch nicht so mitspielt – die Strandsaison steht kurz bevor. Während viele Orte darauf vorbereitet sind, hapert es an manchen Playas noch. Nicht überall kann man ein kühles Bier an der Strandbar trinken, andernorts stolpert man über morsche Holzstege.
Alicante – red. In Dénia sitzen Strandbesucher auf dem Trockenen. Keine Strandbar so weit der Sand reicht. Und es kann noch Wochen dauern, bis alle Chiringuitos aufgebaut und in Betrieb genommen sind. Viele andere Küstenorte von Dénia bis hinunter ans Mar Menor starten mit Schwierigkeiten in die Strandsaison. Lizenzvergabe für Strandbars, Bauarbeiten, veraltetes Mobiliar und bürokratischer Hickhack trüben mancherorts das Urlauberglück. Nur in Benitachells Cala Moraig läuft alles glatt – dort kann man seit Ostern an der Strandbar einkehren.
Der in Dénia für die Strände zuständige Stadtrat Óscar Mengual (PSOE) teilte der CBN mit, dass inzwischen drei der sechs Betreiberlizenzen für die Strandbars vergeben sind, und zwar an den Stränden Bovetes, Marineta Cassiana und Punta Molins. Aufgebaut sind sie aber noch nicht. Mitte Juni und man kann in Dénia kein kühles Blondes an der Strandbar schlürfen? Ein mittelschwerer Skandal.
„Wir mussten feststellen, dass es geheime Absprachen zwischen verschiedenen Unternehmern gab, um Konkurrenten auszubooten“, erklärte Mengual. Die Stadt wollte verhindern, dass sämtliche Konzessionen in die Hände einiger weniger Unternehmer fallen. Daher wurde für die Chiringuitos an der Punta del Raset und an der Playa Albaranes das Wettbewerbsverfahren neu ausgeschrieben. „Wir hoffen, dass bis August alle in Betrieb sind.“
Auch die Rettungsschwimmer haben die Strandaufsicht noch nicht aufgenommen. Bürokratische Schwierigkeiten verhinderten angeblich, dass das Rote Kreuz wie vorgesehen am 1. Juni die Posten bezog. Erst ab Freitag, 15. Juni wachen Rettungsschwimmer über die Badegäste. Ganz andere Art von Verzögerungen könnte es wegen der Bauarbeiten im Zentrum geben, die die Stadt ins Verkehrschaos stürzen und lange Rückstaus im Juli und August auslösen könnten. Ein recht holpriger Start der Kreishauptstadt in die Badesaison.
Keine Strandbars in Jávea
Auf der anderen Seite des trutzigen Hausbergs Montgó läuft auch nicht alles glatt. Die fünf bekannten Chiringuitos an Jáveas Primer Monta- ñar werden voraussichtlich auch erst in der letzten Juniwoche aufgebaut. „Das Küstenamt hat die Genehmigungen dieses Jahr erst sehr spät vergeben“, sagt Strandstadträtin Kika Mata. Der Grund: Das Gesetz hat sich geändert. Jetzt werden die Lizenzen direkt für vier Jahre vergeben, ohne dass die Betreiber alljährlich eine Erneuerung beantragen müssen. Dafür ist der Vergabeprozess etwas zeitaufwendiger, erklärt die Stadträtin.
Bis zu den Hogueras-Feiern bleiben Chiringuito-Fans also nur die fest installierten Strandbars Montgo di Bongo und La Siesta. Dort kann man ganzjährig Cocktails schlürfen. Und die ersten Sommertrends zeichnen sich schon ab. Die Nummer Eins bleibt nach Einschätzung der Kellner der Mojito, dicht gefolgt vom englischen Cocktail Porn Star Martini.
Eine Strandwache gibt es bisher nur am Arenalstrand, täglich von 11 bis 19 Uhr. Am einzigen Sandstrand Jáveas aalen sich schon viele Touristen in der Sonne. Die anderen Steinstrände – wie der Montañar-Strand, La Grava, die Bilderbuch-Bucht La Granadella oder La Barraca – werden erst ab 18. Juni bewacht. Viele kleinere, versteckte Buchten müssen ohne Rettungsschwimmer auskommen.
Passt alles in der Cala Moraig
Alles rund läuft dagegen im benachbarten Benitachell: In der Cala Moraig kann man schon an der Strandbar sitzen und über die zwischen Steilhängen versteckte kleine Bucht blicken. Das türkisblaue Meer, die wildromantische Wasserhöhle und die Wanderwege – unter anderem zu den nur zu Fuß oder per Boot erreichbaren Buchten Cala Testos und Llebeig – ziehen schon jetzt viele Besucher an.
Es gibt einen FKK-Bereich, von 15. Juni bis 15. September ist die Strandwache im Einsatz und man kann Liegen mieten. Problematisch ist in Benitachell nur das Parken. Man kann zwar nach unten fahren und Passagiere und Strandausrüstung dort lassen. Doch abstellen muss man das Auto dann auf dem Parkplatz über der Bucht.
Mauren an Morairas Strand
Morairas Playa Ampolla wird am 15. und 16. Juni erst von den Mauren und dann von den Christen gestürmt. Nach den Fiestas de Moros y Cristianos dürften auch die Touristenanstürme nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gut also, dass nicht nur der Ampolla, sondern auch alle anderen Strände bereit für den Sommer sind. Seit dem 1. Juni und bis zum 30. September sind die Rettungskräfte täglich einsatzbereit. Im Juli und August ist darüber hinaus am Strand Ampolla ein medizinischer Dienst verfügbar, der sich im Notfall auch an andere Strände begeben kann. Gesäubert werden die Playas seit Anfang Juni täglich. „Alle Strände befinden sich in bestem Zustand“, sagt Umweltstadträtin Nieves Rodríguez.
Strandsport in Benissa
Benissas Küste ist für ihre kleinen, pittoresken Buchten und Strände bekannt, die auch Sportfans anziehen. Wer in das Wassersportangebot reinschnuppern will, hat dazu am Samstag, 9. Juni, den ganzen Tag über Gelegenheit, wenn Benissa mit der Veranstaltung „Hola Verano“offiziell den Sommer begrüßt. Aber egal ob Sport oder Faulenzen: Die Strände sind längst bereit für ihre Wasser- und Sandratten. Sie werden täglich gesäubert, der Rettungsdienst ist am FusteraStrand stationiert und unternimmt regelmäßige Patrouillen zu den Buchten Pinets, Llobella, Advocat und Baladrar. Die Chiringuitos warten auch schon an den Buchten Fustera, Advocat und Baladrar auf ihre Besucher. An diesen drei Stränden stehen den Gästen öffentliche Toiletten zur Verfügung.
Familienstrände in Calp
Die beiden mächtigen, zwei Kilometer langen Calper Sandstrände Arenal-Bol und Fossa locken auf beiden Seiten des Peñón de Ifach ganze Heerscharen von Touristen an. Zumal die Calper Strände als sicher und familienfreundlich gelten. Rettungsschwimmer gibt es an den Stränden Calalga, Fossa, Racó, Cantal Roig, Morelló, Arenal-Bol und Puerto Blanco seit 1. Juni und bis 30. September. In der Vorsaison trifft man an der Playa Arenal viele Einheimische. „Ich komme nur zu einem der großen Strände, wenn noch nicht allzu viele Touristen da sind“, erzählt Strandbesucherin Mikaela Greude. Zumal sich in Calp alles am Strand abspielt. „Es gibt ja nur zwei Parkanlagen und wenig Platz für Freizeitaktivitäten im Freien“, sagt Isabel Amores, die in einer der Strandrestaurants als Kellnerin arbeitet.
Von Altea bis Villajoyosa
Ruhiger geht in der Regel der Strandbetrieb an den Steinstränden von Altea und Albir zu. Den Massentourismus zieht das jenseits der Sierra Helada gelegene Benidorm mit seinen Kultstränden Levante und Poniente an. In Villajoyosa ist mittlerweile für jeden was dabei. Da gibt es spektakuläre Calas wie die Racó del Conill, eine FKKBucht mit kristallklarem Wasser und imposanten Felsen, man findet langgezogene Sandstrände wie die unterhalb der Altstadt liegende Playa Centro mit etlichen Bars und Restaurants sowie Steinstrände wie etwa die Playa Charco, an deren Ende auch die Hunde baden dürfen. In der Basseta de l’Oli öffnet im Juli eine behindertengerechte Zone.
Vorsicht Quallen!
Die langen Sandstrände in El Campello sowie die Playa de San Juan in Alicante bieten im Grunde alles, was das Badegastherz begehrt: Chiringuitos, traditionsreiche Restaurants direkt auf dem Sand, Toiletten, Rettungsschwimmerdienst, Strandliegen und Sonnenschirme zum Ausleihen sowie Kinderspielplätze. Wenn nur die Portugiesische Galeere nicht wäre. Die quallenähnliche Physalia physalis hält sich hartnäckig an der Küste zwischen El Campello und Alicante. Erst am Dienstag wurde wieder ein Exemplar gesichtet. Die langen Tentakeln besitzen Nesselzellen, die extrem giftig sind.
Mit Hunden in Agua Amarga
Der südliche Stadtrandstrand von Alicante, Urbanova, verfügt über eine Station mit fünf Rettungsschwimmern und einem Sanitäter sowie einem Bereich für Gehbehinderte. In Agua Amarga locken ab 15. Juni auch ein Chiringuito und ein Bereich für Besucher mit Hunden. Einen weiteren Hundestrand finden Tierfreunde in der Caleta dels Gossets in Santa Pola. Allerdings lässt auch in Santa Pola die Öffnung der Chiringuitos noch auf sich warten. Dieses Jahr liefen die Konzessionen aus, weshalb auch der Kultkiosk Peña Grande verschwindet.
Sorgen in Elche und Guardamar
An Elches Stränden El Altet, Carabassí, Arenales, El Pinet, La Marina und El Rebollo ist der Rettungsdienst seit dem 1. Juni im Einsatz. Zu den Neuigkeiten zählt eine verbesserte Verkehrsregelung in El Altet, dessen Ruf als unberührter Strand zuletzt immer mehr Touristen anzog. Elches Sorgenkind bleibt Arenales mit der Hotelruine in erster Strandlinie.
In Guardamar ist die Lage der Playa Babilonia mit den sehr beschädigten Reihenhäuschen weiter nicht geklärt. Das Rathaus schüttete Sand auf, um den stark abgetragenen Strand überhaupt nutzbar zu machen. 2018 laufen die Konzessionen für die Häuser aus. Sie sollen abgerissen werden.
Marode Stege in Torrevieja
Weiter unten im Süden strahlen die Strände von Torrevieja bis an die Landesgrenze am Mar Menor in kräftigem Blau. Zumindest wegen der Flaggen, die Wasser und Sand hervorragende ökologische Qualitäten bestätigen. Ansonsten sind die Angebote eher durchmischt. In La Mata in Torrevieja knicken seit Jahren Strandbesucher auf maroden Holzstegen um, 400 Verletzungsfälle in zwei Jahren wurden gemeldet. Erst jetzt sind, nach lan- gem Hickhack mit der Provinzverwaltung, ausreichend Gelder freigegeben worden, um die Reparaturen vorzunehmen, die in dieser Saison also wieder nur Provisorien sein werden. Illegale Wohnwagencamper sollen von der Polizei der Strandplätze verwiesen werden. Die Stadtstrände von Torrevieja sind in der Hochsaison hoffnungslos überlaufen und bieten ein Paradebeispiel des scheinbar unkontrollierbar gewordenen Massentourismus. Zwei Abschnitte, an der Cala del Moro und Punta Margalla, sind ab Ende Juni als Hundestrände freigegeben.
Kein Service in Orihuela Costa
Von den Problemen der Begehbarkeit können die elf Sandstrände von Orihuela Costa, darunter so berühmte wie Cabo Roig, La Zenia oder Playa Flamenca, nur träumen. Hier ist noch nicht einmal klar, ob es bis Anfang Juli wieder Toiletten, Liegen- und Schirmverleih sowie Chiringuitos geben wird. Die Schließung vor zwei Monaten wegen juristisch angefochtener Verträge erzwang eine neue Ausschreibung.
Mit Fähre bis La Manga
Neben den blauen Flaggen erfreuen sich die Strände von Pilar de la Horadada an der Grenze zur Costa Cálida auch der braunen Flaggen von „Qualitur“, einer Auszeichnung der Provinzverwaltung für exzellenten Dienst am Kunden.
Im südlicheren Los Alcázares hielten am ersten Juniwochenende 200 Rettungsschwimmer, die am Mar Menor von San Pedro über San Javier und Los Alcázares bis Bahía Bella Dienst tun werden, eine große Übung ab. Von Los Alcázares fährt wochentags wieder eine Fähre nach La Manga, um 10, 12, 16 und 18 Uhr, zurück jeweils eine Stunde später.