Klaffende Löcher
Dénias Stadtverwaltung lässt Einzelhändler abblitzen: Bauarbeiten werden nicht eingestellt
In Dénia stolpern Passanten derzeit von einer aufgerissenen Straße in die nächste. In der Kreishauptstadt reiht sich Baustelle an Baustelle – und das direkt vor der Hochsaison. Einzelhändler und Gastronomen sind verärgert, Verkehrsteilnehmer genervt und Touristen verwundert. Die Stadtverwaltung rechtfertigt sich. Würden die vielen Bauarbeiten nicht jetzt in Angriff genommen, gingen möglicherweise Subventionen in Millionenhöhe flöten.
Dénia – ab. Verärgerte Einzelhändler und Lokalbetreiber, genervte Verkehrsteilnehmer und wenig erfreute Touristen spiegeln die derzeitige Stimmung in Dénia wieder. Innerhalb kürzester Zeit hat sich die Kreisstadt der Marina Alta in eine Großbaustelle verwandelt. Staus, Umleitungen und die vergebliche Suche nach einem Parkplatz zerren an den Nerven der Verkehrsteilnehmer, und im Zentrum der Stadt stolpert man von einer aufgerissenen Straße in die nächste. So manche Urlauber bleiben neugierig vor klaffenden Straßengräben stehen und man sieht es ihnen an: Die Sightseeingtour in der hochgelobten Küstenstadt hatte man sich etwas anders und vor allem nicht so staubig vorgestellt.
Landunter in den Straßen Colón, La Mar, San Francisco und Sandunga, und seit kurzem anlaufende Arbeiten im Bereich der ehemaligen Busstation an der Plaza Archiduque Carlos. Daneben Asphaltierungsarbeiten, die in den kommenden Wochen elf Straßen betreffen werden. Baustellen über Baustellen prägen das Bild Dénias. Konnte dieses Chaos, das die Bewohner den ganzen Sommer über begleiten wird, denn nicht verhindert werden?
Konnte es scheinbar nicht. Den Einzelhändlern, die sich zur Plenarsitzung am 31. Mai im Rathaus einfanden, um die Einstellung der Arbeiten bis Ende des Sommers zu beantragen, erteilte Baustadträtin Maria Josep Ripoll (PSOE) eine Abfuhr. Die Auskunft der Kommunalpolitikerin lautete, bei allen Arbeiten handele es sich um Projekte, die von der valencianischen Landesregierung im Rahmen des Strukturfonds Plan de Confianza bewilligt worden seien. „Die Frist des Baustadträtin Ripoll will keine weiteren Verzögerungen riskieren Strukturfonds läuft im Juni 2019 ab“, sagte sie. „Bis spätestens dann müssen alle Arbeiten abgeschlossen sein.“Man könne keine weiteren Verzögerungen riskieren, weil sich das auf die dafür genehmigten Subventionen von insgesamt acht Millionen Euro auswirken könne. Die Arbeiten seien von der Landesregierung in Auftrag gegeben worden, die für die Abläufe verantwortlich sei.
Wir erinnern uns: Valencias Regierung hatte im Jahr 2009 – damals regierte sowohl in Valencia als auch in Dénia die Volkspartei PP – im Rahmen des Plan Confianza 8,1 Millionen Euro für eine Mehrzweckhalle im Hafen ausgewiesen, die Dénias Stadtregierung unter der damaligen Bürgermeisterin Ana Kringe verwirklicht sehen wollte.
Nachdem die Kommune dieses Vorhaben dann aber aus Kostengründen kippte, gab die Landesregierung 2014 ihre Zustimmung, den bewilligten Betrag für andere Projekte nutzen zu können. Nach einer Bürgerbefragung wurden Alternativprojekte wie etwa die bereits erfolgte Umverlegung des Busbahnhofs von der Plaza Archiduque Carlos an das Justizgebäude, die Umgestaltung des ehemaligen Busbahnhof-Geländes, der Umbau der alten Fischversteigerungshalle (Lonja) sowie der Bau mehrerer Kreisverkehre und Asphaltierungsarbeiten als Alternativ-Vorhaben bei der Landesregierung eingereicht und bewilligt.
Doch es sollten weitere vier Jahre bis zum Beginn der Arbeiten vergehen. Diese wurden nun ausgerechnet zu einer Zeit aufgenommen, in der sich Dénia für seine Touristen rüstet.