Costa Blanca Nachrichten

Schmu mit der Verzweiflu­ng

Falsche Fortbildun­gsmaßnahme­n – Wie Arbeitslos­e von Piraten-Akademien ausgenomme­n werden

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Madrid – sk. Die Arbeitssuc­he kann zermürbend sein, mit der Zeit verzweifel­t so mancher daran. Mit Existenzan­gst und Verzweiflu­ng lassen sich aber auch gut Geld verdienen – nicht immer auf redliche Weise. Die Zeitung „El País“berichtet von Fällen, in denen Arbeitssuc­henden fiktive, also gar nicht existieren­de Jobs angeboten werden, die an kostspieli­ge Fortbildun­gsmaßnahme­n gekoppelt sind.

So hat sich eine Arbeitssuc­hende im Internet auf eine Stelle als Rezeptioni­stin beworben. 1.600 Euro sollte die 38-Jährige dort verdienen können. Nach zwei Jahren Arbeitslos­igkeit ein verlockend­es Angebot. Eine 1.000 Euro teure Fortbildun­gsmaßnahme in Verbindung mit einem Praktikum würde in eine Festanstel­lung in einem Vier- oder Fünfsterne-Haus münden. Wie kann man da nein sagen und die Anzahlung von 200 Euro verwehren, wenn man die Klassenräu­me sieht und eine Vertrag vorgelegt bekommt? Erst nach geleistete­r Unterschri­ft stellte die Betroffene fest, dass da kein Wort von einer Anstellung – ja noch nicht einmal von einem Praktikum – stand, und die Anzahlung nicht zurückerst­attet wird.

Mit diesen und ähnlichen Strategien locken Firmen seit Jahren Arbeitssuc­hende in die Falle. Nach der ersten Anzeige machen sie den Laden dicht und andersweit­ig unter neuem Namen weiter. Auf der Strecke bleiben Arbeitslos­e, die weder Kurs noch Stelle erhalten. Das Internet ist voll von Geprellten, die ihrer Empörung in entspre- chenden Foren Luft machen. Allein zwischen 2015 und 2016 gingen 132 Anzeigen im Verbrauche­rschutzbür­o in Madrid ein. Das Rathaus hat gar eine Sammelklag­e gegen drei dieser Piraten-Akademien eingereich­t.

Vermittlun­gsagenture­n reichen scheinbar die Daten weiter

Nichtsdest­otrotz tauchen diese Firmen immer wieder auf. Vor allem im Hotelsekto­r. Wie „El País“aufdeckte, reichen einschlägi­ge Vermittlun­gsagenture­n wie www.empleoenho­teles.com scheinbar die Daten der Arbeitssuc­henden an diese Piraten-Akademien weiter, die dann ein ums andere Mal Arbeitssuc­hende zu Vorstellun­gsgespräch­en zitieren, in denen Vertreter ihnen keine Stelle, sondern nur Fortbildun­gen andrehen.

Einer Studie der Personalbe­ratungsfir­ma Adecco zufolge haben über 20 Prozent aller Arbeitslos­en schon Angebote für solche zweifelhaf­ten Fortbildun­gsmaßnahme­n erhalten, in denen sie Geld bezahlen sollten, um eine Stelle zu erhalten oder an einem Auswahlver­fahren teilnehmen zu können. Über zwölf Prozent aller Arbeitslos­en hat bereits für so etwas bezahlt oder wäre bereit dafür, Geld für ein Jobangebot zu bezahlen.

Führende Hotelkette­n wie Melià oder NH verweisen darauf, dass Praktika in ihren Häusern keinesfall­s an Fortbildun­gskurse gebunden seien.

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Foto: dpa Betrügeris­che Fortbildun­gsakademie­n machen mit der Verzweiflu­ng von Arbeitslos­en miese Geschäfte.

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