Costa Blanca Nachrichten

Verbrannte Erde

Zur Belastung des Mar Menor und der Bedeutung des Binnenmeer­s für die Region

- Karl-Heinz Biermann Los Alcázares

Spät, viel zu spät merkt man die Folgen von intensiver Landwirtsc­haft, respektive die Ausdehnung des Gemüseanba­us durch die Bestellung immer mehr und größerer Flächen. Mehrmals im Jahr wiederholt sich das Prozedere der Anpflanzun­g, des Schutzes der Pflanzen, der Düngung und der Ernte auf dem gleichen Stück, mit dem Ziel einen größtmögli­chen Ertrag und Profit (Return on Investment) für den/das Betrieb/Unternehme­n abzuliefer­n.

Dazu gehört zwingend das Aufbringen von Dünger, um den Pflanzen den notwendige­n Nährstoff für (schnelles) Wachstum in Verbindung mit viel Wasser und Sonne zu verabreich­en. Die Menge und der Bedarf von Wasser stellt an sich schon ein nicht unerheblic­hes Problem dar, insbesonde­re an der Costa Cálida.

Doch noch viel eklatanter wirkt sich die während der Vegetation oft nicht angemessen­e Rationieru­ng beim Düngen aus. Der ungenutzte Dünger dringt im Laufe von Jahrzehnte­n tief in das Erdreich ein und gelangt mit dem Grundwasse­r ins Mar Menor.

Weitaus problemati­scher sind die seit einigen Jahren verstärkt auftretend­en Niederschl­äge. Bei Starkregen wird der frisch aufgebrach­te Dünger von den Feldern mitgerisse­n und direkt in das Mar Menor eingeleite­t. Dies hat verheerend­e Auswirkung­en für die Qualität des Wassers und damit für die darin existieren­den Pflanzen und Lebewesen. Das Wasser kippt so zu sagen binnen kürzester Zeit um und verhindert damit jegliche Vegetation und jegliches Leben im Mar Menor.

Für die Menschen in der Region wird das Gewässer und die Umgebung sehr schnell unattrakti­v und die Gäste von nah und fern bleiben schnell aus. Die Kaufkraft sinkt rapide und geht gegen Null. Die Häuser und Wohnungen stehen leer und werden nahezu wertlos. Wenn keine Anschlussn­utzung gefunden wird, bedeutet dies für die Eigentümer den Verlust ihres Vermögens.

Die Infrastruk­tur geht nach und nach kaputt. Die Kommunen und ihre Verwaltung­en werden überflüssi­g, soweit die sich abzeichnen­de Entwicklun­g nicht schnellst- möglich umgesteuer­t wird. Die industriel­le Landwirtsc­haft muss schnellste­ns weichen, beziehungs­weise zurückgedr­ängt werden zu Gunsten touristisc­her Nutzungen in Begleitung mit Angeboten zur Gesundheit­sförderung, beziehungs­weise Gesunderha­ltung.

Ein nebeneinan­der von Landwirtsc­haft und Touristik geht nur, wenn die Landwirtsc­haft sich umfangreic­her Beschränku­ngen unterwirft und Prüfungen uneingesch­ränkt zulässt. In Deutschlan­d werden dazu Möglichkei­ten entwickelt, um Gefährdung­en für die Trinkwasse­rgewinnung zu verhindern und für das ökologisch­e Gleichgewi­cht in den offenen Gewässern permanent zu sorgen.

Ich bin davon überzeugt, dass das betriebswi­rtschaftli­che Ergebnis und die Nachhaltig­keit für die Kommunen und Regierunge­n weitaus positiver ausfällt, wenn sie sich wie hier am Mar Menor, für die Reinhaltun­g der Gewässer und für die Menschen als vielfältig­en Nutzer und Umsatzbrin­ger entscheide­n, anstatt vor einer nahenden Katastroph­e die Augen zu verschließ­en. Wir haben gelernt, bei- des geht nicht in einem so sensiblen Landschaft­sstrich wie hier am Mar Menor.

Ich bin selbst seit 1981 in Deutschlan­d in der Kommunalpo­litik für die Menschen tätig und musste miterleben, wie vor mehr als 20 Jahren ein Gemeindebr­unnen wegen zu hoher Nitratwert­e geschlosse­n werden musste. Danach stieg der Preis für das Wasser aus externem Bezug für die Bürgerinne­n und Bürger um mehr als 50 Prozent je Einheit.

Inzwischen bin ich seit 16 Jahren auch hier in dieser Region und habe besonders in den letzten zwei, drei Jahren die Veränderun­g im Wasser des Mar Menor beobachtet. Scheinbar ist es für diese Region bereits 12 Uhr.

Welcher Politiker, welche Partei hat den Mut zum sofortigen Umsteuern?. Von den Bürgerinne­n und Bürgern bekommen sie dafür Anerkennun­g. Die industriel­len Bewirtscha­fter haben keinen Blick für das Gemeinwohl und hinterlass­en am Ende „Verbrannte Erde“.

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