Verbrannte Erde
Zur Belastung des Mar Menor und der Bedeutung des Binnenmeers für die Region
Spät, viel zu spät merkt man die Folgen von intensiver Landwirtschaft, respektive die Ausdehnung des Gemüseanbaus durch die Bestellung immer mehr und größerer Flächen. Mehrmals im Jahr wiederholt sich das Prozedere der Anpflanzung, des Schutzes der Pflanzen, der Düngung und der Ernte auf dem gleichen Stück, mit dem Ziel einen größtmöglichen Ertrag und Profit (Return on Investment) für den/das Betrieb/Unternehmen abzuliefern.
Dazu gehört zwingend das Aufbringen von Dünger, um den Pflanzen den notwendigen Nährstoff für (schnelles) Wachstum in Verbindung mit viel Wasser und Sonne zu verabreichen. Die Menge und der Bedarf von Wasser stellt an sich schon ein nicht unerhebliches Problem dar, insbesondere an der Costa Cálida.
Doch noch viel eklatanter wirkt sich die während der Vegetation oft nicht angemessene Rationierung beim Düngen aus. Der ungenutzte Dünger dringt im Laufe von Jahrzehnten tief in das Erdreich ein und gelangt mit dem Grundwasser ins Mar Menor.
Weitaus problematischer sind die seit einigen Jahren verstärkt auftretenden Niederschläge. Bei Starkregen wird der frisch aufgebrachte Dünger von den Feldern mitgerissen und direkt in das Mar Menor eingeleitet. Dies hat verheerende Auswirkungen für die Qualität des Wassers und damit für die darin existierenden Pflanzen und Lebewesen. Das Wasser kippt so zu sagen binnen kürzester Zeit um und verhindert damit jegliche Vegetation und jegliches Leben im Mar Menor.
Für die Menschen in der Region wird das Gewässer und die Umgebung sehr schnell unattraktiv und die Gäste von nah und fern bleiben schnell aus. Die Kaufkraft sinkt rapide und geht gegen Null. Die Häuser und Wohnungen stehen leer und werden nahezu wertlos. Wenn keine Anschlussnutzung gefunden wird, bedeutet dies für die Eigentümer den Verlust ihres Vermögens.
Die Infrastruktur geht nach und nach kaputt. Die Kommunen und ihre Verwaltungen werden überflüssig, soweit die sich abzeichnende Entwicklung nicht schnellst- möglich umgesteuert wird. Die industrielle Landwirtschaft muss schnellstens weichen, beziehungsweise zurückgedrängt werden zu Gunsten touristischer Nutzungen in Begleitung mit Angeboten zur Gesundheitsförderung, beziehungsweise Gesunderhaltung.
Ein nebeneinander von Landwirtschaft und Touristik geht nur, wenn die Landwirtschaft sich umfangreicher Beschränkungen unterwirft und Prüfungen uneingeschränkt zulässt. In Deutschland werden dazu Möglichkeiten entwickelt, um Gefährdungen für die Trinkwassergewinnung zu verhindern und für das ökologische Gleichgewicht in den offenen Gewässern permanent zu sorgen.
Ich bin davon überzeugt, dass das betriebswirtschaftliche Ergebnis und die Nachhaltigkeit für die Kommunen und Regierungen weitaus positiver ausfällt, wenn sie sich wie hier am Mar Menor, für die Reinhaltung der Gewässer und für die Menschen als vielfältigen Nutzer und Umsatzbringer entscheiden, anstatt vor einer nahenden Katastrophe die Augen zu verschließen. Wir haben gelernt, bei- des geht nicht in einem so sensiblen Landschaftsstrich wie hier am Mar Menor.
Ich bin selbst seit 1981 in Deutschland in der Kommunalpolitik für die Menschen tätig und musste miterleben, wie vor mehr als 20 Jahren ein Gemeindebrunnen wegen zu hoher Nitratwerte geschlossen werden musste. Danach stieg der Preis für das Wasser aus externem Bezug für die Bürgerinnen und Bürger um mehr als 50 Prozent je Einheit.
Inzwischen bin ich seit 16 Jahren auch hier in dieser Region und habe besonders in den letzten zwei, drei Jahren die Veränderung im Wasser des Mar Menor beobachtet. Scheinbar ist es für diese Region bereits 12 Uhr.
Welcher Politiker, welche Partei hat den Mut zum sofortigen Umsteuern?. Von den Bürgerinnen und Bürgern bekommen sie dafür Anerkennung. Die industriellen Bewirtschafter haben keinen Blick für das Gemeinwohl und hinterlassen am Ende „Verbrannte Erde“.