Costa Blanca Nachrichten

Niemals vergessen

Damit es nie wieder passiert: Schüler tauchen bei Mauthausen-Besuch in die qualvolle Geschichte spanischer KZ-Häftlinge ein

- Anne Thesing

Lange wurde das Schicksal der spanischen Republikan­er, die in deutschen Konzentrat­ionslagern ums Leben kamen, totgeschwi­egen. Das ist heute anders. Wie spanische Schüler an dieses dunkle Kapitel herangefüh­rt werden, zeigt ein Besuch von Jugendlich­en im KZ Mauthausen.

Das Krematoriu­m war der Ort, der die Jugendlich­en am meisten beeindruck­te. „Weil es noch das Original ist, kein Nachbau“, sagt Delia Piera, eine der zehn zwischen 16 und 17 Jahre alten Schülerinn­en vom Instituto Enric Valor in Pego, die in den vergangene­n Monaten gemeinsam mit ihren Lehrern Joan Morell und Carles Siscar die Lebensgesc­hichte der „5 de Pego“erforscht haben. Der fünf Pegolinos also, die Anfang der 40er Jahre ins Konzentrat­ionslager von Mauthausen eingeliefe­rt wurden, schließlic­h im dazugehöri­gen KZ Gusen, auch „Schlachtha­us“genannt, ums Leben kamen und in dem heute als Gedenkstät­te dienenden Krematoriu­m verbrannt wurden.

Genau dieses Krematoriu­m bekamen die Schülerinn­en Anfang Mai bei einer Studienfah­rt ins österreich­ische Mauthausen zu sehen – an einem Ort, an dem sie in eins der dunkelsten Kapitel der spanischen und deutschen Geschichte eintauchte­n, das gerade in Spanien lange Zeit totgeschwi­egen wurde.

Mauthausen im Unterricht

Dass das heute nicht mehr so ist, zeigen Mauthausen-Projekte an verschiede­nen Schulen im Land Valencia, darunter auch am Instituto de Pego. Einen Aufhänger, das Thema an die Jugendlich­en heranzutra­gen, gibt es hier schon lange: Bereits 2008 hatte die berühmte Pegoliner Band La Gossa Sorda den Titel „Los 3 de Pego“über drei Pegolinos veröffentl­icht, die in Mauthausen ums Leben kamen. Eine Zahl, die mittlerwei­le auf fünf hochkorrig­iert wurde. Joan Morell ließ das Lied immer wieder auf dem Pausenhof spielen, um den Schülern das Thema nahezubrin­gen und Freiwillig­e für das Studienpro­jekt zu gewinnen.

Zehn Mädchen machten sich schließlic­h daran, mit Hilfe des Archivars Joan Miquel Almela das Gemeindear­chiv nach Pegos KZOpfern zu durchforst­en. Parallel nahm Joan Morell Kontakt zu in- ternationa­len Archiven auf, Carles Siscar wiederum widmete sich der Internetre­cherche.

Das Ergebnis sind die wichtigste­n Lebensdate­n und -stationen von Carlos Sendra Sendra, Andrés Sendra Morell, Vicente Sendra Escrivà, Pascual Franqueza Alentado und José Server Morell: vom Spanischen Bürgerkrie­g über die Inter- nierung in einem französisc­hen Flüchtling­slager, die Überführun­g in ein deutsches Kriegsgefä­ngnis und die Ankunft in Mauthausen bis zum Übergang nach Gusen und ihrem Tod. Mühsam erforschte Zahlen, Daten und Orte, die sich beim Höhepunkt des Projekts, dem im Mai von dem in Barcelona ansässigen Opferverba­nd Amical de Mauthausen organisier­ten Besuch in dem Konzentrat­ionslager, mit konkreten Bildern füllten.

„Wir wollten, dass die Schülerinn­en eine andere Sicht auf das Thema bekommen“, sagt der Lehrer Carles Siscar. „Ohne diese Fahrt wäre alles sehr theoretisc­h geblieben.“Auf dem Programm, an dem neben Pegos Schülerinn­en und Joan Morell Vertreter von fünf weiteren valenciani­schen Schulen, Ortspoliti­ker und der valenciani­sche Ministerpr­äsident Ximo Puig

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Foto: MHC (Fondo Amical Mauthausen) Das Foto der spanischen Mauthausen-Überlebend­en vor dem KZ-Eingang nach der Befreiung nahm Francisco Boix im Mai 1945 auf.
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Foto: MHC (Fondo Amical de Mauthausen) Getöteter Häftling.

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