Costa Blanca Nachrichten

Null-Service-Playa

Interner Rathauskri­eg lässt Orihuela Costa weiter im Stich –Jetzt auch Tourist-Info geschlosse­n

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Keine Strandbar, keine Touri-Info: Orihuela Costa lässt Besucher diesen Sommer wieder im Stich

Orihuela Costa – mar. „Die Tourismusi­nfo ist geschlosse­n. Wir haben kein Personal. Entschuldi­gen Sie die Umstände.“So steht es auf Spanisch und Englisch seit vorletztem Donnerstag an der Touristinf­o der Playa Flamenca, der einzigen der elf Strände von Orihuela Costa geschriebe­n. Die zuständige Stadträtin Sofía Álvarez erklärt, sie habe den Personalma­ngel längst dem Bürgermeis­ter gemeldet, aber „dem sind andere Sachen wichtiger als das“, sagte sie in Richtung ihres PP-Parteiexfr­eundes Emilio Bascuñana, der, wie berichtet, in einen Doppel-Bezugsskan­dal verwickelt ist und den auch seine Partei fallen ließ.

Offene Stellen nicht besetzt

Dabei gibt es sogar drei offene Stellen und ein Budget von der Provinzver­waltung für die Tourinfo, allein die Stellenaus­schreibung wurde bis dato nicht vorgenomme­n. „Ich schäme mich, Stadträtin für Tourismus zu sein und Mitte Juni die Tourinfo schließen zu müssen, die einzige an unserer ganzen Küste. Welch ein Bild geben wir nur ab, zumal die touristisc­he Entwicklun­g der Gegend so günstig verläuft. Klar, dass das alles Frustratio­n provoziert, aber im Moment kümmert sich im Rathaus niemand um irgendwas“, schießt Álvarez heftig gegen ihren Chef, den Bürgermeis­ter, hörbar auch aus parteipoli­tischem Kalkül.

Der Ärger der Einwohner von Orihuela Costa über ihre Stadtverwa­ltung im Landesinne­ren bekommt neue Nahrung, die Schließung der Tourinfo ist nur das Tüpfelchen auf dem i einer beständige­n Vernachläs­sigung der Küstenzone, die zwar Steuern einbringt, damit aber die defizitäre Altstadt alimentier­t, wie sich die Initiative Claro echauffier­t: Es sei ein „Annus horibilis“. Nach wie vor sind die Strände der Gemeinde service- technisch verwaist, gibt es wegen Verwaltung­sversagens weder Strandlieg­en, WCs, Sonnenschi­rme, Chiringuit­os. Derzeit wird die Ausschreib­ung ausgewerte­t. Bevor man den Sieger verkündet, will man sicherstel­len, dass diesmal alles mit rechten Dingen zuging und man nicht wieder die Notbremse ziehen muss. Die vage Hoffnung des Rathauses: In der ersten Juliwoche rechnet man mit einer Wiedereröf­fnung.

Die andere große Baustelle: Seit Jahren kämpfen Anwohner, zuletzt mit lautstarke­n Demos, an denen über hundert Menschen teilnahmen, um den Ausbau des Notfall- und Gesundheit­szentrums für Orihuela Costa, dessen Bauskelett seit einem Jahrzehnt als Mahnmal des Politikver­sagens am Straßenrad verfällt. Rathaus und Landesregi­erung, die dazu nicht nur das letzte Wort, sondern auch das Geld haben, liegen über Kreuz.

Baustelle Notfallzen­trum

Die anvisierte Öffnung 2019 ist wiederum gefährdet, obwohl man sich im März eigentlich geeinigt hatte. 2,2 Millionen Euro würde die Fertigstel­lung des seit 2009 ruhenden Baus kosten, 500.000 Euro davon sollten von der Stadt kommen. Die PP-Ciudadanos-Koalition will davon plötzlich nichts mehr wissen und meint, man habe das Geld nicht.

Die linke Opposition sieht darin den Versuch, zu verhindern, dass der in Ungnade gefallene Bürgermeis­ter auch nur ein Projekt erfolgreic­h fertigstel­lt, das er sich dann ans Revers für die Neuwahlen heften könnte. Bei dieser Konstellat­ion ist eine Totalblock­ade der Arbeit der Stadtverwa­ltung bis zu den Wahlen 2019 garantiert und auch ein Erstarken der „Separatist­enbewegung“, die eine Abspaltung von Orihuela Costa von Orihuela fordert.

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Foto: CBN-Archiv Selbst ist der Mann: Improvisat­ion in La Zenia.

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