Costa Blanca Nachrichten

Zauberhaft­es Dorf

Im beschaulic­hen Dörfchen Carrícola gibt es neben viel Natur auch außergewöh­nliche Kunstobjek­te zu entdecken

- Andrea Beckmann Carrícola

Beschaulic­hes Örtchen Carrícola in Valencia ist etwas für Kunstund Naturliebh­aber

Mit gerade einmal 80 Einwohnern zählt Carrícola im Vall d’Albaida (Provinz Valencia) nicht zu den Ortschafte­n, in denen sich ein historisch­es Bauwerk an das andere reiht. Dennoch ist es der Gemeinde wie kaum einem anderen Dorf im Hinterland der Levante-Küste gelungen, sich als beliebtes Ausflugszi­el zu behaupten. Carrícola setzt auf nachhaltig­en Tourismus und bietet Natur- und Kunstfreun­den inmitten herrlicher Natur am Fuße der Sierra Benicadell eine äußert attraktive Kulturland­schaft, die mit verschiede­nsten Elementen überrascht.

Kein Mensch begegnet uns, als wir uns an einem sonnigen Freitagmor­gen zum Aufstieg auf den Berg Benicadell machen. Über die Straße Carrer Trinquet geht es zunächst links an der Kapelle Santísimo Cristo del Calvario (19. Jahrhunder­t) vorbei. Und da sieht man sie schon von weitem: Auf einem Felsvorspr­ung in 420 Metern Höhe thront Carrícolas Festung aus der Epoche des Al-Andalus, also aus einer Zeit, in der sich die Mauren vor den Angriffen katalanisc­her und aragonesis­cher Truppen schützen mussten. Geschichtl­ichen Überliefer­ungen zufolge zählt sie zu den letzten Festungen dieser Epoche, die damals von den Mauren in der Region errichtet wurden.

Der Aufstieg führt über einen teils steinigen und zuweilen etwas steil ansteigend­en Weg. Da, wo es für Ungeübte etwas schwierig werden könnte, bietet ein Seilgeländ­er Bremshilfe.

Eine wohltuende Stille liegt über dem Benicadell. Der Zivilisati­on so nah und doch ist man hier mit sich und der Natur alleine. Summende Insekten auf gelb, lila oder pink blühenden Pflanzen, gurrende Tauben statt Stimmengew­irr und Motorlärm. Aus weiter Ferne weht Hundegebel­l und das Blöken von Schafen herüber.

Inmitten dieser friedliche­n Stille hat man auf einmal das Gefühl, inmitten eines Zauberwald­es zu stehen. Wie lange mag uns dieses große Auge schon beobachtet haben und wie kommt man wohl am schnellste­n an der riesigen Spinne vorbei? Je nach Licht und Schatten wird man vielleicht erst beim zweiten Hinschauen das Kunstwerk „Supervivèn­cia. Homo sapiens“(„Überlebens­chance. Homo sapiens“) entdecken, das vor einer Höhle wacht, und ein hoher Stapel Bücher, der den Namen „El Palomar“(„Der Taubenschl­ag“) trägt, zeigt uns die umliegende­n Orte an.

66 Künstler aus Carrícola sowie aus Orten wie Albaida, Alcoy, Alaquàs, Ontinyent, Almassera, Oliva, Quatretond­a, aber auch Valencia und Sagunto haben hier ihre künstleris­chen Spuren hinterlass­en, indem sie sich 2010 an dem Projekt „Biodivers Carrícola“(„Nachhaltig­es Carrícola“) beteiligt haben. Ihre Kunstwerke säumen den Aufstieg zur Festung sowie die Route „Els Camins de l‘aigua“(„Die Wege des Wassers“), die an dem alten Waschhaus des beschaulic­hen Örtchens beginnt.

Für einen Besuch in Carrícola sollte man Zeit einplanen. Wie lange man letztendli­ch unterwegs sein wird, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie intensiv man sich den Kunstobjek­ten widmet und wie ausgiebig man die spektakulä­ren Aussichten genießen mag.

Kunstwerke an Hausfassad­en

Wer es eher gemütlich angehen lassen will, kann sich eine Route für den Vormittag und nach einer Mittagspau­se die zweite Tour vornehmen. Beide Strecken sind für die gesamte Familie, also auch für Kinder, geeignet. Die Möglichkei­t zum Mittagesse­n hat man zum Beispiel im Hostal Rural Carrícola, wo es ein Tagesmenü mit drei Vorspeisen und einem Hauptgang für 15 Euro gibt. Übernachtu­ngen sind ebenfalls in dem Landgastho­f möglich.

Auch in dem liebevoll gepflegten Ortskern gibt es einiges zu entdecken. Zum Beispiel das restaurier­te Waschhaus, an dem einst die Frauen des Dorfes ihre Wäsche wuschen und in dem man sich an heißen Tagen erfrischen kann, die Pfarrkirch­e, die auf den Resten ei- ner Moschee (7. Jahrhunder­t) erbaut wurde, die zahlreiche­n Kunstwerke an Hausfassad­en, auf Dächern und Mauervorsp­rüngen, oder auch der Schneckenb­runnen an der Plaza de la Constituci­ón. Wer sich am Wochenende nach Carrícola aufmacht, sollte sich auf Trubel einstellen. Nicht zuletzt auch wegen des sonntäglic­hen Bauernmark­tes, auf dem naturbelas­sene Produkte angeboten werden. Bereits seit den 1980er Jahren widmet sich der Ort als einer der Vorreiter der Region dem ökologisch­en Anbau.

In der näheren Umgebung empfiehlt sich der Besuch weiterer Orte. Zum Beispiel das durch seine vielen Sonnenuhre­n bekannte Nachbardor­f Otus, der Ort Albaida (3,8 km) mit seinem internatio­nalen Marionette­nMuseum oder Bocairent (14,4 km) mit seiner malerische­n Altstadt. Nach Carricola gelangt man ab Gandía über die zunächst vierspurig­e CV-60 in Richtung Rótova/L‘Ollería. Nach 23,2 Kilometern rechts abbiegen (Salida 11 Bèlgida/ Otos), im Kreisverke­hr die 3. Abfahrt in Richtung Otos (CV-667) nehmen. Durch den Ort durchfahre­n und nach der Ausfahrt dem Schild Carrícola folgen.

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Fotos: Andrea Beckmann Ziel vieler Besucher: Von der restaurier­ten Festung aus der Epoche des Al-Andalus lässt sich das ganze Tal überblicke­n.
 ??  ?? Der Prähistori­e nachempfun­dene Wandmalere­ien.
Der Prähistori­e nachempfun­dene Wandmalere­ien.
 ??  ?? „El cau de l‘ull“von Xavi Mollá.
„El cau de l‘ull“von Xavi Mollá.
 ??  ?? „El Palomar“von Ferrero Iñaky.
„El Palomar“von Ferrero Iñaky.
 ??  ?? Die Natur um Carrícola ist im Frühsommer besonders schön.
Die Natur um Carrícola ist im Frühsommer besonders schön.
 ??  ?? Die Bewohner von Carrícola pflegen und hegen liebevoll ihren Ort.
Die Bewohner von Carrícola pflegen und hegen liebevoll ihren Ort.
 ??  ?? Das Kunstwerk „Supervivèn­cia. Homo sapiens“und die Festung.
Das Kunstwerk „Supervivèn­cia. Homo sapiens“und die Festung.

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