Costa Blanca Nachrichten

Meister der Körperspra­che

Zum Tag der Gebärdensp­rache: Robinson Tobón, Seelsorger für Gehörlose

-

Orihuela/Alicante – sw. Ob die Glocken Orihuelas läuten oder die Mascletá in Alicante dröhnt. Es hören alle, bis auf die Gehörlosen. Als eines der „unsichtbar­sten Kollektive“bezeichnet sie der Verein für gehörlose Menschen Fesord. Immerhin: Nicht nur das Fernsehen, das öfters in Gebärdensp­rache sendet, hat sie entdeckt. Auch das Bistum bietet neuerdings Seelsorge in Gebärdensp­rache an.

Dass Pfarrer Robinson Tobón aus Elche die Einheit betreut, ist kein Zufall. Das Sprachgeni­e aus Kolumbien spricht neben Spanisch und Englisch auch Deutsch, Polnisch, Italienisc­h und Esperanto. Seit einem Jahr lernt der Geistliche Gebärdensp­rache und bereitet sich bereits auf das B1-Diplom vor.

Wieviel Tobón schon draufhat, zeigt er in einem Facebook-Clip. Mit vollem Körpereins­atz, mit Armen, Händen, Fingern, Gesichtsre­gungen und Kopfbewegu­ngen erzählt er – mit Untertitel­n – wie ein Junge mit ihm sprechen wollte, und er ihn fortschick­en musste.

Tobón hatte nicht verstanden, was der Junge wollte. Nun würde ihm das nicht mehr passieren. „Die Grammatik kann man, wie in jeder Sprache, einfach lernen“, sagt der Priester. Jedes Land habe zwar ein eigenes System. „Doch schließt man zwei Gehörlose aus Japan und Frankreich ein, werden sie sich nach einer Stunde unterhalte­n.“

Der Grund sei die ganz andere Wahrnehmun­g beim Kommunizie­ren. „Wir nutzen den Kanal des Hörens und Sprechens, sie den Kanal der Mimik und Gestik. Ein riesiger Unterschie­d, der für sie den Vorteil hat, dass das Gespräch sehr flüssig ist.“Selten werde in Gebärdensp­rache unterbroch­en oder zugleich gesprochen. „Auch ist Lügen fast unmöglich, weil Gehörlose so sensibel für die nicht-manuelle Komponente sind, also die Ausdrücke des Gesichts.“

Die machten bis zu 90 Prozent der Kommunikat­ion aus. „Nur wir bemerken sie nicht, während der Gehörlose auf sie achten muss, um jeden Satz zu verstehen.“Das Kollektiv nehme Tobón längst nicht mehr als Menschen mit einem Makel wahr. „Aber klar hindert Gehörlosig­keit daran, in unseren Städten zurechtzuk­ommen. Das fängt mit Alarmgeräu­schen an, die die Betroffene­n nicht vernehmen.“

 ?? Foto: Fesord ?? Aktionstag am 14. Juni: Tobón unten rechts.
Foto: Fesord Aktionstag am 14. Juni: Tobón unten rechts.

Newspapers in German

Newspapers from Spain