Costa Blanca Nachrichten

Erschütter­t über Herzlosigk­eit

Wenn der Nachbar hart bleibt: Die Geschichte einer Schirmpini­e und ihr trauriges Schicksal

- Hanne Arndt Teulada-Moraira

Wir haben für unsere drei Kinder nach deren Geburt jeweils eine Schirmpini­e gesetzt. Damals (1970, 75, 78) wurde das Gesetz der Grenzüberh­änge zum Nachbarn noch nicht so eng gesehen wie heute, sonst hätten wir schon bei der ersten Pflanzung bestimmt mehr Abstand von der Grenze genommen.

Die Pino Pinea unseres Jüngsten wuchs nun zu unserem Bedauern genau in die Richtung über die Grenzmauer zum Nachbarn. Wir bemühten uns sehr, durch Gewichte diese Richtung zu verändern und beschnitte­n unsere „Kinder“so gut wir nur konnten regelmäßig.

Die Nachbarn wurden mit uns alt und sie brauchten Pflegepers­onal. Man brachte ziemlich bald das alte Ehepaar in ein Pflegeheim, worauf es schon wenig später starb. Das bis dahin pflegende Ehepaar der Nachbarn zog zu unserem Erstaunen umgehend in das Haus der Verstorben­en ein. Mit uns haben sie zu keiner Zeit Kontakt aufgenomme­n, sodass wir bis heute weder ihren Namen kennen noch Näheres über die Eigentümer und deren Schicksal erfuhren.

Von Anbeginn ließen uns diese neuen Nachbarn keine Ruhe mehr. Sie haben zunächst verlangt, dass unser Gärtner den einen der drei Pinos Pinea, der der Grenzmauer als nächsten steht, zu fällen. Dass es sich um den Lebensbaum unseres Sohnes handelt, lässt sie völlig kalt. Des lieben Friedens wegen beschnitt unser Gärtner diesen armen Baum so konsequent und rabiat, dass er ganz erbärmlich aussah. Uns blutete das Herz bei seinem Anblick.

Inzwischen erkrankte unsere älteste Tochter sehr schwer und gleichzeit­ig machte uns ihr Lebensbaum große Sorge. Gott-seiDank erholten sich beide wieder, was mein Mann und ich als ein Wunder ansahen.

Doch diese neuen Nachbarn bleiben hart: Sie bedrängen uns weiterhin, den Lebensbaum unseres Sohnes „wegzunehme­n“. Das Ende vom Lied: Der Gärtner kam mit dem Grua und man nahm sich diesen armen Baum, der sich zu unserer Freude wieder etwas berappelt hatte, jetzt noch radikaler vor: Das heißt sämtliche Äste und die Krone wurden kurzerhand abgesägt. Dieser Lebensbaum ist bis in seine Krone ein häßlich amputierte­s Etwas geworden, das anklagend in den Himmel ragt. Ich bin erschütter­t über diese Herzlosigk­eit.

Auch wenn das Gesetz besagt, dass über die nachbarlic­he Grenze Hängendes abgeschnit­ten werden kann und darf, so gibt es Grenzen der Pietät. Mir schnürt sich das Herz zusammen, wenn ich den vormals schönen, gesunden Lebensbaum unseres Sohnes ansehe. Mich würde interesier­en, wie Ihre Leser darüber denken.

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