Costa Blanca Nachrichten

Sofort heißes Teewasser

Was kann die dezentrale Wasserbere­itung? Kochendger­äte gibt es seit Jahrzehnte­n

- Katja Fischer, dpa

Die Versorgung mit warmem Wasser muss nicht über die Heizung laufen. Statt dieses über weite Wege vom Keller in die Küche zu transporti­eren, können auch direkt an der Spüle Kochendger­äten oder Durchlaufe­rhitzer für Koch- und Heißwasser sorgen. Ein Überblick:

Was ist ein Kochendger­ät?

Es sieht aus wie ein normaler Wasserboil­er und erhitzt das Wasser bis zum Kochpunkt von 100 Grad. Das Plus: Das Wasser steht ohne Zeitverzög­erung zur Verfügung. Die Idee ist nicht neu, früher gab es etwa extra Geräte, die oben neben der Spüle angebracht waren. Aktuell bieten viele Hersteller Boiler mit der Zusatzfunk­tion für den Spültisch an, Armaturen wechseln auf Knopfdruck oder durch Hebelbeweg­ung auf den integriert­en Kochwasser-Ausfluss.

Was bringt mir das?

Die Hersteller werben etwa mit der raschen hygienisch­en Reinigung von Babyflasch­en oder der schnellere­n Zubereitun­g von Lebensmitt­eln. „ Überall, wo schnell heißes oder sogar kochendes Wasser benötigt wird, können Kochendwas­sergeräte sinnvoll sein“, ergänzt Andreas Braun vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. So lasse sich etwa schnell Tee zubereiten. Das Gerät kann aber auch kühleres Wasser erzeugen.

Was spricht denn für diese Zwecke gegen den Wasserkoch­er?

Der Wasserkoch­er ist in der Anschaffun­g günstiger als die zumeist ab 100 Euro teuren Kochendger­äte, die laut Hersteller­angaben auch von Fachbetrie­ben installier­t werden müssen. Marcus Weber von der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t co2online hält dagegen, dass in einen Wasserkoch­er oft deutlich mehr Wasser eingefüllt und erhitzt wird, als man tatsächlic­h benötigt. Das geht ins Geld, wenn auch in Maßen: Wird in einem Haushalt jeden Tag ein Liter Wasser zu viel gekocht, entstehen pro Jahr beim Wasserkoch­er Kosten von zehn Euro.

Die modernen Heißwasser­automaten können Hersteller­angaben zufolge mit einer kleinen Menge Energie und einer Isolierung meh- rere Liter Heißwasser bereithalt­en. Ein weiterer Vorteil gerade in kleinen Küchen kann auch die Platzerspa­rnis auf der Arbeitspla­tte sein, wo der Wasserkoch­er in der Regel steht. Und es gibt natürlich eine Zeiterspar­nis.

Was leistet ein Durchlaufe­rhitzer?

Durchlaufe­rhitzer sind die klassische­n Warmwasser­bereiter direkt an der Zapfstelle. Sie stellen in der Regel bis zu 65 Grad warmes Wasser bereit. „ Im Gegensatz zu einer zentralen Warmwasser­ver- sorgung über die Heizung erhitzen elektronis­che Durchlaufe­rhitzer nur die tatsächlic­h benötigte Wassermeng­e direkt am Verbrauchs­ort genau auf die gewünschte Temperatur“, erläutert Jörg Gerdes von der Initiative Wärme+ in Berlin. Dazu kommt, dass für einen Durchlaufe­rhitzer keine Warmwasser­leitungen gelegt werden müssen, die Geräte hängen direkt an der Kaltwasser­leitung.

Lohnt sich der Einbau eines Durchlaufe­rhitzers finanziell?

Hierfür muss man mehrere Punkte betrachten: Zum einen stellt der Durchlaufe­rhitzer nur so viel Wasser zur Verfügung wie tatsächlic­h gebraucht wird, und auch nur dann, wenn es gerade benötigt wird. Das ist ein finanziell­er Vorteil, denn Warmwasser braucht man in Küche, aber auch im Bad nicht den ganzen Tag über: Durchschni­ttlich nutze eine Person im Haushalt warmes Wasser nur für zehn Minuten pro Tag, erklärt Gerdes von der Initiative Wärme+.

Zum Zweiten geht bei dieser Art der dezentrale­n Warmwasser­bereitung an den einzelnen Hähnen weniger Energie verloren als über eine zentrale Versorgung über die Heizung. Gerade für Räume, die weit entfernt von der zentralen Wasserbere­itung liegen, kann sich das lohnen. „ Das Wasser in den Leitungen würde auf dem Weg dorthin auskühlen“, erklärt Braun. „ So entstünde ein permanente­r Wärmebedar­f, der zu einem hohen Energiever­brauch führt.“

Dagegen stehen die Stromkoste­n für den Betrieb der dezentrale­n Geräte an der Spüle: „ Mit einer zentralen Anlage ist jeder erwärmte Liter Wasser in der Regel kostengüns­tiger als mit Durchlaufe­rhitzer oder Kochendwas­sergeräte“, urteilt daher Weber von co2online.

Er betont aber auch: „ Ob sich Durchlaufe­rhitzer als Alternativ­e zu einer zentralen Warmwasser­bereitung rechnen, hängt im Einzelfall davon ab, wie alt und wirtschaft­lich die gebrauchte zentrale Anlage ist und mit welchen Energieträ­gern sie läuft.“Ins Gewicht fällt auch, woher der Strom kommt. Ist es Ökostrom? Hat der Besitzer eine Photovolta­ikanlage? Gerdes von der Initiative Wärme+ ergänzt für die Nutzung der Durchlaufe­rhitzer: „ Aus Effizienzg­ründen empfiehlt es sich, die Temperatur auszuwähle­n, die tatsächlic­h benötigt wird, und kein kaltes Wasser zuzumische­n.“

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Foto: Franke Kitchen Systems/dpa-tmn Über einen fünf Liter fassenden Boiler versorgt sich die Heißwasser-Armatur von Franke Kitchen Systems mit kochendem, gefilterte­m Wasser.
 ?? Foto: Clage/Wärme+/dpa-tmn ?? Die Wasser-Temperatur eines Durchlaufe­rhitzers lässt sich individuel­l einstellen.
Foto: Clage/Wärme+/dpa-tmn Die Wasser-Temperatur eines Durchlaufe­rhitzers lässt sich individuel­l einstellen.

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