Wo ist Tomek?
Skandal in Benidorm – Partybriten zahlen Obdachlosen 100 Euro für Gesichtstätowierung
Benidorm – sk. Ein paar Briten haben im Rausch eines Junggesellenabschieds sich einen geschmacklosen Scherz erlaubt: Sie zahlten einem hilflosen Obdachlosen 100 Euro, falls er sich den Namen des Bräutigams eintätowieren lässt. Ein örtlicher Tätowierer gab sich dafür her, brach aber die Operation ob der Schmerzen des Mannes vorzeitig ab. Trotzdem prangt auf seiner Stirn „ Jamie Blake, North Shields, NE28“.
Benidorm gibt sich schockiert. Seit Jahren versucht die Tourismusstadt ihr schlechtes Image als Partystadt loszuwerden, das britischer Touristen mit ihren Exzessen immer wieder aufs Neue prägen. Vorwiegend handelt es sich um berauschte Pauschaltouristen, die von Billig- und All-Inclusive-Angeboten der Hotels angelockt werden.
Der Stadtrat Benidorm hat nun einen Antrag verabschiedet und ersucht um mehr Handhabe, um Sanktionen gegen Touristen erheben zu können, die derart über die Stränge schlagen. Die Opposition trug den Antrag nicht mit, weil er ihrer Meinung das Papier nicht wert ist, auf dem er steht.
Wirklich empört hat der Vorfall Briten, die in Benidorm leben. Sie haben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und wollen Geld für eine Laserbehandlung zur Entfernung des Tattoos zu sammeln.
Wir und viele Touristen sind angeekelt von dem Verhalten. Es ist schrecklich, die Situation eines Mannes so auszunutzen“, sagte Karen Maling Cowles, Vorsitzende der Benidorm British Business Association. Cowles scheut sich nicht, den Finger auf den wunden Punkt in der Angelegenheit zu legen: den leichten Zugang zu Alkohol und Drogen, der immer wieder in diese Gruppenexzesse in Benidorm mündet.
Der Obdachlose Tomek ist im Rincón de Loix kein Unbekannter. Die Zona Guiri weiß um seine Alkohol- und Gesundheitsprobleme und kennt die Geschichte, laut der der 34-Jährige nach einer gescheiterten Beziehung von Polen nach Benidorm gelaufen war. Seit dem Tattoo-Skandal ist der Obdachlose spurlos verschwunden.
Auch die Stadt Benidorm sucht Tomek. Nicht nur das Sozialamt interessiert sich für den Hilfsbedürftigen, auch die Ortspolizei. Die Behörden wollen prüfen, ob der Tätowierer und die Gruppe Briten ein Vergehen begingen. Die Briten zur Rechenschaft zu ziehen, dürfte schwierig werden. Jamie Blake hält sich längst in England auf und hat bereits gegenüber der Boulevardzeitung „ Daily Mirror“ausgepackt. Der Bräutigam hat abgestritten, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Nicht einmal im Tätowierstudio will er gewesen sein, versichert er. Nun müsse er wegen des international hochgekochten Skandals um seinen Job fürchten.