Ein Schiedsrichter-Leben
Deutscher aus Teulada erzählt von seiner Leidenschaft und seinen Erfahrungen in Spanien
Teulada-Moraira – jz. Klaus Leutloff, 75 Jahre alt, macht drei Mal in der Woche Sprinttraining, raucht nicht und trinkt „nur ganz wenig“, wie er selbst sagt. Leutloff lebt sein 20 Jahren in Spanien. Davor war er 40 Jahre als Schiedsrichter in seiner Heimatstadt Wilhelmshaven tätig.
Viel zurückgelassen haben er und seine Frau, als sie sich für den Weg nach Spanien entschieden. Beide wollten eine „neue Herausforderung für die zweite Lebenshälfte“, erzählt er. Nach dem Umzug hat er direkt angefangen, sich in der Gegend von Teulada-Moraira als Schiedsrichter zu engagieren. Es war ihm wichtig, sich sozial zu integrieren: „Ich wollte nicht einfach nur alt werden.“
Wie war es am Anfang in Spanien? Wie erlebt man als Deutscher das spanische Fußballherz?
Beleidigungen und Emotionen
„In Spanien sind die Fußballspiele emotionaler“, sagt Leutloff. Es fallen viele Beleidigungen. Aus verbalen Attacken hätten sich oft Schlägereien entwickelt. Leutloff sieht die Schuld aber nicht ausschließlich bei den Jugendlichen: Oft würden vor allem junge Spieler von ihren Eltern und ihrem Coach unter Druck gesetzt werden. „Manchmal habe ich mitbekommen, wie Spieler von ihrem Trainer laut angeschrien wurden“, sagt er.
In Spanien gehe es auch in den Regionalligen um viel für die Fußballspieler. „Die Spiele werden sehr ernst genommen, es geht vielen um die Ehre“, sagt Leutloff. Oft reise die ganze Familie zu den Partien an.
Am Anfang sei es schwierig gewesen, sich zu integrieren, viel Skepsis sei ihm entgegengebracht worden. Vor allem die Sprache war ein Problem: „Oft habe ich die Beleidigungen am Feld nicht verstanden. Dann konnte ich nicht richtig pfeifen“, sagt er.
Dennoch konnte sich der deutsche Schiedsrichter binnen eines Jahres gut etablieren. „Mich grüßen heute noch Jugendliche, deren Spiele ich vor zehn Jahren gepfiffen habe“, sagt er stolz. Seine ruhige Art sei gut angekommen. „Ich habe mit den Jugendlichen gesprochen. Das hat oft mehr gebracht, als sofort einen Platzverweis zu erteilen“, sagt er. Immer wieder sei es vorgekommen, dass sich die Spieler auf dem Feld geprügelt haben. Irgendwann habe er ein Auge dafür entwickelt, die Anzeichen zu erkennen und frühzeitig einzugreifen. In Deutschland herrsche bei den Fußballspielen, aber auch bei der Organisation der Spiele, mehr Disziplin. Seine Zuverlässigkeit war ungewohnt, aber willkommen.
60 Jahre Schiedsrichter
Fast an jedem Wochenende hat er zwei bis drei Spiele gepfiffen, sein Privatleben blieb da oft auf der Strecke. „Ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich unterstützt hat.“, sagt er. Am Ende seiner Karriere war er Schiedsrichterobmann des Schiedsrichterkreises Teulada, hatte bis zu elf Schiedsrichter unter sich. Schon 2003 wurde er zum drittbesten Schiedsrichter ausgezeichnet. 2010 und 2011 bekam er von der Comunidad Valenciana die Goldene Pfeife verliehen. Im Juli 2018 hat er nun sein Schiedsrichter-Leben, „nach genau 60 Jahren“, beendet. „Es ist besser aufzuhören, wenn man noch kann, als aufzuhören, wenn man nicht mehr kann.“, sagt er.
Am Wochenende kann er jetzt tun, was er will. „Unter der Woche werde ich weiter trainieren“, sagt er optimistisch. Langweilig werde es ihm nicht. Als Präsident einer Urbanización müsse er 50 Häuser verwalten. „Ich bin der Einzige im Vorstand, der Spanisch spricht“, sagt er stolz.