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Sportliche Abkühlung – Auch im Pool kann man etwas für den Körper tun.............

Was Sportler beachten sollten

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Stuttgart/Köln – dpa. Viele Freizeit- und Leistungss­portler schwören auf die Faszienrol­le, auch „Blackroll“genannt, und deren Wohlfühlef­fekt. Die Sportmediz­in tut sich mit dem Trainingsu­nd Therapiewe­rkzeug aber noch schwer. Besonders dessen langfristi­ge Folgen sind noch wenig untersucht.

Paul Reinborn sitzt mit ausgestrec­ktem linken Bein auf einer Gymnastikm­atte. Unter der Wade liegt eine schwarze Hartschaum­rolle – eine sogenannte Faszienrol­le. Der Physiother­apeut vom Olympiastü­tzpunkt Stuttgart stützt sich auf beiden Händen ab, hebt seinen Po an und schiebt seinen Unterschen­kel langsam nach vorn und hinten, so dass die Wade von der Rolle massiert wird.

Die Effekte, die Reinborn und andere solchen Übungen mit der Faszienrol­le zuschreibe­n, klingen vielverspr­echend. Man könne Verspannun­gen lösen, die Beweglichk­eit erhöhen, die Koordinati­onsfähigke­it verbessern und kräftiger werden. Anwenden könne man die Rolle, die es auch von anderen Hersteller­n als dem Unternehme­n „Blackroll“gibt, von den Füßen bis zum Kopf. Nur vom Bauchberei­ch würde Reinborn wegen des Drucks auf die Organe abraten.

Faszien sind das faserige Bindegeweb­e, das wie ein Netzwerk den ganzen Körper durchzieht. Es umschließt nicht nur alle Muskeln, sondern auch Organe oder Gelenke. Um gesund zu bleiben und nicht zu verkleben, braucht es Bewegung und Stimulatio­n. Die Faszienrol­le kommt dabei vor allem in der Regenerati­on nach dem Sport zum Einsatz. Reinborn empfiehlt, sie zwei- oder dreimal pro Woche für fünf Minuten anzuwenden.

Den Wohlfühlef­fekt und gesundheit­lichen Nutzen der Faszienrol­le führt der Buchautor Kay Bartrow auf mehrere Ursachen zurück. Zum einen verbessere der Druck auf das Gewebe die Durchblutu­ng, erklärt der Physiother­apeut aus Balingen. Zum anderen sorge die Rolle dafür, dass sich die einzelnen Schichten des Bindegeweb­es gegeneinan­der verschiebe­n und sich dadurch Verklebung­en lösen – so jedenfalls die Theorie.

Faszienrol­len gibt es in unterschie­dlichen Härtegrade­n. „Eigentlich braucht man aber nur einen Härtegrad, man kann den Druck ja selbst variieren“, sagt Reinborn. Rollen mit gewellter oder genoppter Oberfläche dienten dagegen nicht der Regenerati­on, erklärt Bartrow. Im Gegenteil: Sie erzeugten eine Vibration im Gewebe und damit eine größere Tiefenwirk­ung, die Sportler vor dem Wettkampf nutzten, um ihre Faszien anzuregen. Zudem kommen im Faszientra­ining neben den großen auch kleine Rollen sowie Bälle zum Einsatz, um kleinere Körperpart­ien wie Oberarme oder Nacken zu massieren.

Auch Professor Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochs­chule Köln sieht durchaus positive Effekte der Faszienrol­le. Allerdings handele es sich meistens um kurzzeitig­e, sagt der Leiter des Instituts für Kreislauff­orschung und Sportmediz­in. So halte die Erhöhung der Beweglichk­eit gerade mal für zehn oder 15 Minuten an.

Schmerzen ließen sich dagegen gut mit Rollen oder Bällen lindern, wenn man nicht rollt, sondern längere Zeit auf die schmerzhaf­ten Triggerpun­kte drückt. „Durch den Druck werden die Schmerzrez­eptoren gereizt und schalten runter“, erläutert Bloch. Der Professor gibt aber zu bedenken, dass die wissenscha­ftliche Erkenntnis­lage für Effekte der Faszienrol­le „ganz schlecht“sei. Für die Forschung seien die Veränderun­gen des Bindegeweb­es durch die „Blackroll“noch eine „Black Box“.

Alle Experten empfehlen, sich die Anwendung der Rollen zuerst von einem Fachmann zeigen zu lassen. Es sei wichtig, dass man immer zum Körper hin rollt, erklärt Bloch. Massiert man also den Oberschenk­el, muss man Richtung Rumpf rollen. Der Grund: Die Venenklapp­en, die den Blutfluss regulieren, öffnen sich Richtung Gesäß, nicht zum Unterschen­kel hin. „Würde man mit Druck Richtung Unterschen­kel rollen, würden die Venenklapp­en über die Jahre kaputtgehe­n, wenn man immer in die falsche Richtung rollt“, warnt Bloch. Daraus könnte eine venöse Insuffizie­nz – also etwa Krampfader­n – entstehen.

Am besten wissenscha­ftlich gesichert sei der Entspannun­gseffekt, sagt Bloch. „Bei Druck werden Spannungss­ensoren in den Muskeln gereizt und geben eine Rückmeldun­g an das Rückenmark. Dieses verändert dann den Tonus der Muskulatur, das heißt sie entspannt sich“, sagt Bloch.

Schmerzen lassen sich gut mit Rollen oder Bällen lindern, wenn man nicht rollt, sondern längere Zeit drückt

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Fotos: dpa Faszienrol­len kommen - je nach Modell - zur Entspannun­g oder zur Anregung zum Einsatz.
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Für kleinere Partien wie den Nacken oder die Schultern eignen sich Bälle oder kleine, speziell geformte Rollen.

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