Streit um Stiere
Tierschützer kritisieren Landesregierung wegen Stiertreiben
Umstrittene Stierspektakel wie der „Toro Embolat“bedürfen eines Reglements, meint die Landesregierung. Mit der Ankündigung zieht sich Vizeministerpräsidentin Mónica Oltra (Compromís) die Kritik der Tierschützer zu. Dabei haben viele Rathäuser den Stier mit Feuerkugeln aus den Festprogrammen verbannt. Nicht zuletzt auf Initiative von Compromís.
Valencia – sk. Im Kreuzfeuer der Kritik von Tierschützern steht die Landesregierung, seit sie umstrittene Festspektakel wie den „ bou embolat“, bei dem Stieren ein Gerüst mit Feuerbällen auf die Hörner gesetzt wird, neu regeln will. Vizeministerpräsidentin Mónica Oltra (Compromís) betont, die
„ sehr starke Sensibilität für den Tierschutz in der Landesregierung“gelte als Leitfaden für das neue Reglamento de Festejos Taurinos Tradicionales de la Comunitat. Laut den Aktivisten von Pacma gibt es beim „ bou embolat“aber nichts zu regeln, da diese Spektakel mit Tierschutz schlichtweg unvereinbar sind.
Vielmehr befürchten Tierschützer von Partido Animalista y contra el Maltrato Animal (Pacma), die Landesregierung ziehe ihre „ zurückhaltenden Einschränkungen“bei Stierspektakeln zurück und wolle neue Varianten des „ bou embolat“legalisieren. Dann könnten bei Stiertreiben wieder Tiere mit einem Flammengerüst auf den Hörnern zwischen anderen Rindtieren laufen. Was die Landesregierung wirklich beabsichtige, so Pacma, sei keine strengere Regulierung der Stiertreiben, sondern eine Reform des „ bous al carrer“Reglements, um durch die Hintertür diese umstrittenen Spektakel einzuführen.
Viele Gemeinden in der Region Valencia haben allerdings den
„ bou embolat“längst aus ihren Festprogrammen verbannt, einige aufgrund von Volksbefragungen, andere per Verordnung. In Valencia, Pedreguer, Senija, Jalón, Gata de Gorgos, Benissa, Benitachell und Xativa gibt es diese archaischen Spektakel nicht mehr.
Mit Ausnahme von Benissa gehen diese Verbote des „ bou embolat“mit dem Einzug links-nationa- listischer Regierungen in die Rathäuser einher. Vorneweg Compromís. Unter Führung von Móncia Oltra prangerte die Partei den „ bou embolat“als Tierquälerei an, obwohl es auch in ihren Reihen Befürworter der Spektakel gibt.
Mittelalterliche Tradition
Auf der anderen Seite verteidigt die Landesregierung ausdrücklich die mittelalterlichen Stiertreiben in den Straßen – die bous al carrer in ihren verschiedenen Varianten – als Teil valencianischer Kultur und Identität. Die ältesten Zeugnisse von Spektakeln mit Stieren und Feuer fanden Historiker in Elche. Sie gehen zurück auf die Zeit von 228 vor Christus.
Nach Angaben der valencianischen Agentur für Sicherheit fanden 2017 über 9.700 Stiertreiben in 270 Gemeinden statt – fast 3.700 mehr als zehn Jahre zuvor. Bei fast 2.000 der Spektakel trat der „ bou embolat“in Szene.