Wohin geht es?
Die Sierra Espuña – Vom felsigen Gebirge über dichte Wälder und Steppen bis hin zu tiefen Schluchten und sogar einer „Wüste“
Vielfältiger geht’s gar nicht: Eine Wanderung durch die Sierra Espuña in der Region Murcia führt durch felsiges Gebirge, dichte Wälder, Steppen und sogar bis zu einer „Wüste“.
Fährt man auf der Autobahn A-7 von Murcia in Richtung Andalusien, wird man zwischen Alhama de Murcia und Totana von einem grünen Gebirgsstock überrascht. Mächtig und erhaben dominiert er die Landschaft. Es ist die Sierra de Espuña, die mit ihrem 1.558 Meter hohen Gipfel und einer bis an die Felsregionen reichenden Bewaldung als die grüne Lunge der Region Murcia gilt. Zwischen den Tälern der Flüsse Guadalentin und Pliego gelegen, hat sich das 18.000 Hektar umfassende Ressort als Erholungs- und Wandergebiet einen großen Namen gemacht.
Die Espuña bietet ihren Besuchern eine Vielzahl unterschiedlicher Szenarien: Vom felsigen Hochgebirge über dichte Wälder und Steppen bis hin zu tiefen Schluchten. Für den Bergwanderer ist ohne Zweifel die Berglandschaft am attraktivsten, denn sie bietet ungewöhnliche Ansichten und Aktivitäten. Zum Beispiel das Klettern in den Leyva-Wänden, die Besteigung der felsigen Gipfel oder die Durchquerung der Schluchten Hoz und Malvariche. Aber kaum einer weiß, dass sich an ihren Ausläufern eine grandiose Mondlandschaft verbirgt.
Diese Mondlandschaft ist einzigartig in der Region Murcia und einen Besuch absolut wert. Es sind die durch Erosion entstandenen Barrancos de Gebas, eine 2.200 Hektar große geschützte, geologisch interessante Zone, die man mir in der Touristinformation mit den Worten empfohlen hat: „ Es gibt hier nicht nur sensationelle Berge zu entdecken, es gibt auch viel Kultur und eine einzigartige Wüstenlandschaft“.
Der Geheimtipp in der Wüste
Um in die „ Wüste“zu gelangen, verlassen Sie die A-7 mit der Ausfahrt 631, folgen der RM-515 in Richtung Mula und biegen nach den letzten Häusern von Gebas in den gleichnamigen Barranco ein. Nun beginnt ein ungeteerter Weg, den man bis zum Mirador de Gebas auch fahren könnte. Dort bringt Ihnen der Ausblick oder noch ein weiterer Spaziergang die ganze Schönheit dieser „ Badlands“näher. Hier, zwischen den Orten Gebas und Fuente Librilla, hat sich die überaus sehenswerte Mondlandschaft, durchzogen von azurblauen Seen und Wasserlöchern, etabliert. Der Stausee „ Embalse de Algeciras“, der seit 1995 zu einer der acht geschützten Zonen der Region zählt, gilt bei Wassersportfreunden als absoluter Geheimtipp.
Ist die Landschaft auch noch so faszinierend, schleicht sich doch irgendwann die Sehnsucht nach grünem Wald und bunten Blumen ein. Dieser Sehnsucht kann man leicht abhelfen, indem man sich über El Berro der Sierra de Espuña nähert. Und sogleich fühlt man sich in einer anderen Welt.
Könnte Forstingenieur Ricardo Cordorniú heute sein Lebenswerk betrachten, wäre er stolz und glücklich. Denn heute grünt und blüht es in der Sierra Espuña, wie es schöner nicht sein könnte. Das sah Ende des 19. Jahrhunderts ganz anders aus. Damals, als das Umweltbewusstsein noch nicht so ausgeprägt war, ging man recht sorglos mit dem Wald um.
Da man Brennholz und Holz für den Schiff- und Hausbau benötigte, bediente man sich einfach dort, wo es Bäume gab. Auf diese Weise wäre dieser Gebirgsstock fast zur Wüste geworden, hätte nicht eine große Überschwemmung und Überflutung der Flussauen die Verantwortlichen zum Nachdenken angeregt. Nun kam
Forstingenieur Cordorniú ins Spiel, der die Gefahr erkannte und in der Hoffnung auf eine Wiederbegrünung eine Unzahl kleiner Bäumchen pflanzen ließ.
Eine wirklich harte Arbeit, denn es gab in der Espuña damals noch keine Straßen, die Wege waren weit, und die Arbeiter mussten deswegen oft im freien Gelände übernachten. Auch all die kühnen Bergpfade, die den Gebirgsstock heute als Wanderwege durchziehen, wurden vor mehr als 100 Jahren im Rahmen der Aufforstung angelegt. Zwölf Jahre dauerte diese Arbeit, wobei nach und nach auch etliche Forsthäuser entstanden, die sich heute noch um die Pflege und Nachforstung kümmern. Die neue Gefahr sieht man heutzutage in den Waldbränden, weshalb man viele Feuerschneisen geschlagen und diverse Feuerwachen errichtet hat.
Eine Fahrt zum höchsten Punkt
Dem rührigen Forstingenieur hat man mit der Namensgebung des Informationszentrums, das sich mitten im Park befindet, ein bleibendes Denkmal geschaffen. Von diesem Informationszentrum aus führen viele markierte Wanderund Spazierwege durch die überaus schöne Bergregion.
Aber auch mit dem Fahrzeug lässt sich auf den gut ausgebauten Bergstraßen die Gegend in allen Einzelheiten erkunden. Es bietet sich an, vom Collado Bermejo auf der EVA-13 zum höchsten befahrbaren Punkt der Espuña, dem Collado Mangueta in 1.355 Metern Höhe zu fahren. Von hier aus können Sie sich in zwei verschiedene Richtungen auf eine beschilderte Entdeckungsreise zu den historischen und kulturellen Überbleibseln der Schneebrunnen von Murcia und Cartagena begeben.
Etliche der 25 existierenden und über 400 Jahre alten Schneebrunnen sind noch recht gut erhalten. Bedauerlicherweise stürzt so nach und nach mal eine Kuppel ein, aber in ihrer Gesamtheit bieten Sie einen eindrucksvollen Anblick. Im Mittelalter, als die Winter noch schneereich waren, wurden diese Schneebrunnen in mühevoller Arbeit befüllt und um das Eis besser konservieren zu können, von außen noch mit Gräsern und Sträuchern abgedeckt.
Nachts transportierte man mit Lasttieren die in Decken und Säcke gehüllten Eisblöcke nach Cartagena und Murcia. Dieser Handel entwickelte sich zu einem lukrativen Geschäft und endete erst mit der Erfindung der Kühlschränke. Und immer werden Sie in der Nähe der Schneebrunnen noch Reste der Arbeiterhäuser entdecken – faszinierende Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
Hier oben haben Sie auch die Chance, Rudeln von iberischen Steinböcken zu begegnen, die man im Jahre 1970 hier ausgewildert hat. Sie passten sich perfekt den Gegebenheiten an und im Jahre 1990 zählte man etwa 2.000 Exemplare. Leider reduzierte sich der Bestand nach einer Epidemie auf etwa 150 Stück, heute hat sich die Zahl wieder erhöht und sie haben sich sogar in den umliegenden Gebirgszügen ausgebreitet. Wenn Sie wanderfreudig sind, bieten sich von hier oben auch schöne Routen zu den höchsten Gipfeln des Gebirgsstockes an (siehe auch Wanderbuch „ Mar Menor und Sierra Espuña“vom CBN – Verlag).
Um nun die weiteren Sehenswürdigkeiten der Espuña zu erforschen, überqueren Sie den Collado Bermejo und fahren talwärts. Und wieder werden Sie den Wald bewundern – Wald, Wald, Wald, so weit das Auge reicht.
Ein Kloster nebst Hotel
Am Ausgang der Sierra angekommen, sollten Sie dem mit einem Castillo gekrönten Örtchen Aledo einen Besuch abstatten, bevor Sie zwei Kilometer weiter zum Monasterio de Santa Eulalia fahren. Hier könnte es mit der Ruhe kurzfristig vorbei sein, denn die Besucher kommen in Scharen, um sich die mit Fresken aus dem 17. Jahrhundert geschmückte, einzigartige Mudéjar-Wallfahrtskirche anzuschauen. Sie liegt, nebst angegliedertem Hotel, in herrlicher Berglandschaft und ist umgeben von einem gepflegten Klostergarten.
Im Rücken dieser wunderschönen Anlage erhebt sich auf einem Hügel eine monumentale Christusfigur, zu der ein halbstündiger Kreuzweg hinführt und von der man eine wunderschöne Aussicht auf eine faszinierende Bergwelt genießt.
Ein guter Abschluss wäre sicherlich eine Übernachtung in diesem Hotel, um am nächsten Tag dem Rat der Touristinformation zwecks Erkundung weiterer kultureller Höhepunkte zu folgen. Wie etwa die archäologische Fundstätte
Los Villaricos“in Mula, die römischen Bäder von Alhama de Murcia oder aber die zahlreichen umliegenden Burgen aus islamischer Zeit.