Himmel öffnet Schleusen
Plötzliche heftige Regenfälle können an der Mittelmeerküste schwere Schäden anrichten – Sachverständiger gibt Tipps
Die Kraft des Regenwassers ist nicht zu unterschätzen
Alicante/Murcia – ann. Wie schnell sich Trockenheit und Wassermangel ins Gegenteil wandeln können, haben Costa Blanca und Costa Cálida mehr als einmal erlebt. Sintflutartige Regenfälle suchten die Region zuletzt im Dezember 2016 heim. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten sich ausgetrocknete Flussbetten in reißende Ströme, gingen unter Blitz und Donner Hagelschauer nieder und demonstrierten in beeindruckender Weise, was ein typisches Herbstunwetter an der Mittelmeerküste, die Gota fría (Kalter Tropfen), anrichten kann. Im vergangenen Herbst waren die Herbstunwetter hingegen weitestgehend harmlos.
Wie man sich am besten gegen diese Unwetter wappnet, und was man zum Selbstschutz im Falle von Starkniederschlag beziehungsweise Hochwasser und auch nach einer Flutkatastrophe tun sollte, erklärt der freie Sachverständige für den organisatorischen Brand- und Katastrophenschutz, Holger Sincl. Laut Sincl spricht vieles dafür, dass sich das Wetterphänomen der Gota fría im Zuge des Klimawechsels in den nächsten Jahren noch verstärken wird.
Bewohner gefährdeter Gebiete sollten deshalb überprüfen, inwieweit sie selbst durch gezielte Vorbereitungen und Maßnahmen die Gefahr durch Hochwasser verringern können. Der eigene Wohnbereich, das Unternehmen, Stallungen, Viehbestände, Lagerhäuser oder Freizeiteinrichtungen nichts sollte dabei ausgespart werden.
Bin ich vorbereitet?
Laut Holger Sincl sollte sich jeder fragen: Kann ich mir und anderen in Notsituationen helfen?“Denn Gemeinden und Länder unterhielten zwar Vorsorgeeinrichtungen wie Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz und Rettungsdienst. Alle diese An- strengungen können aber nicht verhindern, dass zwischen dem Zeitpunkt eines Schadensereignisses und dem Eintreffen der Hilfskräfte Zeit vergeht“, so der Sachverständige. Diese Zeit gelte es sinnvoll und vor allem ohne Panik zu nutzen.
Je nachdem, welches Ausmaß die Katastrophe erreiche und ob mehrere Schadensereignisse zum gleichen Zeitpunkt eintreten, umso länger könne es dauern, bis Hilfe komme. Bei Katastrophen wie Starkniederschlag beziehungsweise Hochwasser und dadurch auch einer Störung der Verkehrswege kann Hilfe vielleicht überhaupt nicht kommen dann sind Sie und Ihre Angehörigen auf sich selbst gestellt. Da ist die Selbst- und Nachbar- schaftshilfe gefordert“, betont Sincl.
Der Notfall sollte nicht Sie beherrschen, sondern Sie den Notfall.“Dies setze aber voraus, dass man für diesen Fall mit einfachen Mitteln vorgesorgt hat (Selbstschutz). Denn wenn diese Notsituation eintrete, sei es nun mal nicht mehr möglich, sich vorzubereiten.
Bei Hochwasser entstehen unter anderem Gefahren durch die Kraft des Wassers selbst, so zum Beispiel durch die Unterspülung von Wegen, Brücken, Dämmen und ähnlichem, aber auch durch mitgeführte Schlamm- oder Müllmassen sowie Holz- und Trümmerteile“, erläutert der Sachverständige.
Auch ausgelaufene Schadstoffe, vom Heizöl über Reiniger bis zum Pflanzenschutzmittel, könnten schon in geringen Mengen Risiken bergen, die die Kanalisation und Wasserklärung betreffen können. Weil in den Fluten auch oft Fäkalien und andere Stoffe mitgeführt würden, bestehe die Gefahr von Infektionskrankheiten.
Vor diesem Hintergrund gibt Holger Sincl folgende Ratschläge für den Fall eines Hochwassers:
Wenn das Wasser steigt
Verfolgen Sie die neuesten Wettermeldungen und Hochwasserwarnungen. Aktuelle Meldungen erfolgen über die regionalen Rundfunksender und Videotexttafeln regionaler Fernsehsender sowie im Internet.
Denken Sie an Mitmenschen, die eventuell keine eigenen Informationsmöglichkeiten haben oder diese nicht ausreichend verstehen.
Überprüfen und ergänzen Sie gegebenenfalls Ihre getroffenen Vorsorgemaßnahmen und leisten Sie Nachbarschaftshilfe.
Räumen Sie die durch Hochwasser gefährdeten Räume möglichst aus und dichten Sie gefährdete Türen und Fenster oder Ab-