Costa Blanca Nachrichten

Starke Zahlen

Aushilfsle­hrer protestier­en gegen Politik von Landesbild­ungsminist­er Marzà

- Stefan Wieczorek Alicante

Nur noch halb so viele Containerk­lassen, weniger Schüler pro Klasse, 6.000 neue Lehrer – Vicent Marzà (Compromís), Bildungsmi­nister im Land Valencia, hat seit Beginn der Legislatur­periode ganze Arbeit geleistet. Das sagen zu- mindest die Daten, die er zum Schuljahre­sstart in Alicante vorstellte. Doch seine Kritiker ziehen eine andere Bilanz. 4.000 Schüler würden weiter in Containern unterricht­et. Die improvisie­rten Räume wollte Marzà abschaffen, hat in Alicante jedoch gerade sieben neue aufgestell­t. Dann sind da die 2.000 Aushilfsle­hrer, die plötzlich ihre Stelle verloren – und das Dekret, mit dem Grundschül­er zu 50 Prozent auf Valenciano unterricht­et werden.

Vor dem hohen Besuch aus Valencia in der Grundschul­e El Palmeral in Alicante schien sich etwas zusammenzu­brauen. Gewitterwo­lken zogen am Freitagmit­tag aus dem Süden auf, und aus dem Norden kam der Naturgewal­t politische­s Gewicht entgegen: Ministerpr­äsident Ximo Puig (PSOE) und Bildungsmi­nister Vicent Marzà (Compromís) eröffneten das Schuljahr.

Mit Gegenwind aus dem Süden hat Marzà seit Monaten zu kämpfen. Aufgrund seiner Politik, die Valenciano stärkt und die teilprivat­en, meist katholisch­en Schulen benachteil­igt, sehen Konservati­ve in ihm längst den fanatische­n Spanienhas­ser, der auf ein zweites Katalonien aus ist. Um die Kultur des Castellano zu verdrängen sei dem Minister jedes Mittel recht, meinen sie. Sogar die Einführung des Islamunter­richts (siehe Kasten).

Plötzlich ohne Job

Allerdings wartete auf den Minister vor der Grundschul­e eine verärgerte Gruppe mit anderen Vorwürfen. Auf Valenciani­sch ließen ihre Plakate wissen: „Wir sind nicht zum Gebrauchen und Wegwerfen da.“Die sechs Grün-Gekleidete­n sprachen für 2.000 arbeitslos gewordene Aushilfsle­hrer im Land.

Die Regierung hatte im Sommer die Oposicione­s, das Einstellun­gsverfahre­n, für 3.000 neue Lehrer durchgefüh­rt. Die in einer befristete­n Stelle tätigen Interinos sollte das nicht groß beeinträch­tigen. Den Status eines solchen Aushilfsle­hrers trägt, wer bei den Oposicione­s wegen der Note oder feh- lender Nachweise keine feste, beamtenähn­liche Stelle erhalten hat.

Die Interinos müssen sich jedes Schuljahr aufs Neue um die Stelle bemühen. An manchen weniger begehrten Schulen bleiben sie oft jahrelang. Dass dies auch diesmal zuträfe, davon gingen Interinos 2018 aus. Doch die Realität sah kurz vor Schulstart anders aus.

Aushilfsle­hrer, die lange an einer Schule gearbeitet hatten, waren den Job los. Was war passiert? „Drei Faktoren kamen zusammen“, erklärt Marc Candela von Gewerkscha­ft Stepv. „Erstens, die hohe Zahl neuer Einstellun­gen. Zweitens konnten die Interinos den Wunsch angeben, die Stelle zu halten, doch wurden sie in der Liste überholt, fielen sie ganz heraus.“

Als dritter Faktor komme ein neuer Pool für Lehrer mit B2-Englisch-Niveau hinzu, der einigen In-

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Fotos: Stefan Wieczorek/Landesregi­erung/Ángel García Arbeitslos­e Interinos vor Schule El Palmeral: Davor „Blitzablei­ter“Miguel Soler.
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Alles gut, oder? Marzà verkündet bei Schuljahre­seröffnung in Valencia beeindruck­ende Zahlen.

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