Man spricht Deutsch
Man spricht auch Deutsch: Aus dem Alltag von Stadträtin Carmen Morate
Für Tierschutz: Mönchengladbacherin setzt sich in Torreviejas Rathaus für Vierbeiner ein
Torrevieja mar. Nach der Kommunalwahl 2015 konnten die Grünen in Torrevieja überraschend eine, wenn auch fragile, Koalition schmieden und drei Jahrzehnte PPRegierung beenden. Als Stadträtin mit dabei: Carmen Morate. Sie wurde in Mönchengladbach geboren, Ihre Eltern gehören zur Generation Wirtschaftswunder. Vor zehn Jahren zog es Morate in die zweite Heimat, Neues ausprobieren“, wie die Mittdreißigerin sagt. Kaum angekommen, fiel ihr der traurige Zustand des Tierschutzes in der Stadt auf. Bald begann sie sich als Freiwillige zu engagieren, lernte den heutigen Bürgermeister José Manuel Dolón kennen und trat den Grünen bei.
Von Beginn an weht dem grünen Team ein rauer Wind der Opposition entgegen. Auch der Verwaltungsdschungel erschwert den Weg für die relative Politanfängerin. Der Bürgermeister will strukturelle Änderungen bewirken,
aber die sieht man nicht gleich, Dreck in einem Park aber schon“, erklärt Morate. Die Neuen“im Rathaus haben den Schuldenberg der Stadt halbiert, aber der Populismus agiert bekanntlich mit Emotionen, weniger mit Fakten.
Gestalten im Alleingang
Die Stadträtin muss ihre vielen Zuständigkeiten fast im Alleingang meistern. Sie hat weder Assistenten noch Sekretärin. Drei befristet Angestellte über die Arbeitsagentur Servef kümmern sich um Subventionen für sozialschwache Familien, und Carlos González, der ebenfalls perfekt Deutsch spricht, steht ihr zur Seite als Ansprechpartner für ausländische Residenten. Es ist schwer alle zu errei- chen“, sagt Morate als wir über Bürgerbeteiligung sprechen. Die Struktur der Stadt mit vielen Urbanisationen ist nicht hilfreich. Vor allem an die Deutschsprachigen komme man schwer heran, während Engländer und Skandinavier als Vereine organisiert bei ihr vorsprechen und auch in den Urbanisationsräten engagiert seien.
In landesweite Schlagzeilen geriet Morate im Mai mit dem Terrier Coco“. Der war den Besitzern entlaufen, wurde verwahrlost und ohne Chip aufgefunden, die Guardia Civil intervenierte und verhinderte die sofortige Rückgabe. DieBesitzer terrorisierten“dann die Stadträtin telefonisch und im Internet. Sie fühlte sich als Hundediebin“verleumdet und konnte der Dynamik von Social Media nicht viel entgegensetzen. Irgendwann lagen die Nerven blank, ein Telefonmitschnitt tat sein Übriges, am Ende musste sich Morate öffentlich entschuldigen, obwohl sie zum Wohle des Tieres gehandelt „ habe, wie sie mit Vorher-NachherFotos zeigt.
Das Ereignis und die mediale Verwertung hat sie vor allem deshalb geärgert, weil ihr Tierschutz so am Herzen liegt: Wir haben das städtische Tierasyl überhaupt erst für das Publikum geöffnet, früher ließ man die Leute nicht mal Fotos machen“, erklärt sie uns. Das erste was ich bei Amtsübernahme gemacht habe: putzen.“
Vermitteln statt einschläfern
Unter den Vorgängern waren bis zu 300 Tiere im Asyl, früher wurden hunderte Tiere einfach eingeschläfert“. Heute liegt die Zahl der tierischen Asylanten meist zwischen 30 und 40 und wir töten keine Tiere“. Es wird vermittelt. Das Tierheim hat nur eine Angestellte, ohne Freiwillige würde es nicht gehen“, sagt Morate, die jedes zweite Wochenende selbst im Tierasyl aushilft.
Im Mai 2019 sind Kommunalwahlen, die Zeichen in Torrevieja deuten auf Rückkehr der PP. Wir sehen die Lage als ernst an“, gesteht Morate ein. Sie würde ihre eigentlich gerade erst begonnene Arbeit gerne fortführen. Natürlich. Aber nächstes Mal würde ich Bedingungen stellen. Ich brauche Mitarbeiter, mindestens zwei Polizisten für den Tierschutz, damit ich so ausgestattet bin, dass ich meine Ziele auch umsetzen kann. Sonst kann ich auch am Strand Eis verkaufen.“