Unauffälliger Sieger
Nein, die CBN wird nicht das tun, was andere getan haben: Die Wahl zum Weltfußballer 2018 auf die Abwesenden konzentrieren. Die gemeinten Zwei bestimmten lange genug die Wahl, badeten mit dem Titel im Scheinwerferlicht jeweils fünfmal. Um ihre Namen zu nennen – dazu hätten sie bei der Gala erscheinen müssen, bei der sie mal leer ausgingen.
Gewonnen hat Luka Modrić. Also einer, den Anfang des Jahres niemand auf der Rechnung hatte. Dass der Kroate 2018 mit Real Madrid bereits zum vierten Mal die Champions League gewann, wurde vielen erst jetzt bewusst. Modrić ist kein Paradiesvogel, wie die üblichen Verdächtigen für die Wahl, sieht unauffällig aus und spricht abseits des Platzes wenig.
Stattdessen brillierte der Mittelfeldmann in Madrid als Denker und Lenker – und bei der Weltmeisterschaft als Leader und Antreiber des Sensationsteams aus Kroatien. Ein Weltklasse-Tor gelang ihm gegen Argentinien, Nerven aus Stahl bewies er im Elfmeterschießen. Doch, dass Modrić in Torstatistiken auftaucht, ist selten. Auf dem Papier bleibt er meist unsichtbar.
2010 wäre fast ein solcher Typ Weltfußballer geworden: Andrés Iniesta, damals WM-Sieger mit Spanien. Dass da doch einer der Unaussprechlichen gewann, ver- graulte viele. Vor allem die, die nicht gerade Paradiesvögel, Lautsprecher oder Torschützenkönige sind. Neuen Mut schöpfen sie nun dank Luka.
Vielleicht hilft die Wahl dabei, auf unauffällige Sieger zu achten: Dass die Brasilianerin Marta zum sechsten Mal Weltfußballerin wurde, interessierte nur Eingeweihte. Lennart Thy aus Deutschland bekam bei der Gala den Fair-Play-Preis, weil er, statt zu spielen, einem an Leukämie Erkrankten Stammzellen spendete. Und es gibt auch andere Sportarten.
Sara Marín aus Elche gewann 2018 die Gymnastik-WM für Menschen mit DownSyndrom. Alfonso Cabell holte gerade Bronze bei der SpanienMeisterschaft im Bahnradfahren – trotz fehlenden Unterarms. Mehr Beispiele? Schauen Sie sich um. Oder vielleicht sind Sie sogar selbst ein Champion, der in keiner Statistik auftaucht.