Urige Bergwelt
Erster Wandertipp der Saison führt in die Sierra Seldetes bei Gata de Gorgos
Gata de Gorgos, ein kleiner rühriger Ort zwischen Ondara und Benissa an der Costa Blanca gelegen, lockt viele Ausflügler und Touristen an. Beidseitig der Hauptstraße findet man hübsche kleine Läden, die handgefertigte Arbeiten aller Art anbieten. Eine Hauptrolle spielt dabei neben den einer alten maurischen Tradition entsprunge- nen Flechtarbeiten auch die seltene Kunst der Gitarrenanfertigung.
Die Umgebung Gatas ist geprägt von einer urigen Landschaft, dem Flussbett des Río Gorgos, terrassierten Berghängen, maurischen Finca-Ruinen und gut gekennzeichneten Wanderwegen. Folgen Sie der nachfolgend beschriebenen Route durch die Sierra de Seldetes und Sie werden bemerken, wie nahtlos sich bei einer Wanderung Kultur und Natur miteinander verbinden lassen.
Von Ihrem Parkplatz beim Restaurant Corral de Pato am Ortsausgang überqueren Sie die Straße und folgen dem gegenüberliegenden Cami des les Mirandes etwa zehn Minuten, bis Sie in einer Linkskurve in die Carretera Coves Roges nach rechts einbiegen. Gehen Sie geradeaus weiter, bis sich vorbei an Mandelplantagen ein schmaler Pfad abrupt nach rechts in die Talsohle des Flusses Gorgos senkt. Diese Talsohle ist die meiste Zeit des Jahres trocken, nur nach vorausgegangenen sintflutartigen Regenfällen kann sie sich in einen reißenden Gebirgsbach verwandeln.
Auf der gegenüberliegenden Seite führt der Pfad recht gemäßigt aufwärts. Lassen Sie alle seitlichen Wege unbeachtet und folgen Sie der Markierung entlang einer alten Steinmauer, hinter der sich terrassierte Berghänge verbergen. Dabei genießt man die ersten schönen Blicke auf die Küste und den alles überragenden Felsklotz Montgó, der sich auf unserer heutigen Route immer wieder in Szene setzen wird. Etwa 45 Minuten werden Sie unterwegs sein, wenn sich der Weg bei einer Ruine nach rechts wendet, an Häusern vorbeiführt und wenige Minuten später auf eine geteerte Querstraße trifft.
Durch einen duftenden Wald
Hier gehen Sie nach rechts. Im Aufstieg in einer Kurve achten Sie auf einen Pfad, der links gelb-weiß markiert in den Wald abbiegt. Etwa zehn Minuten später treffen Sie auf einen Querweg, dem man wenige Meter nach links folgt, um dann dem rechts aufwärts führenden Weg zu folgen. Hier beginnt der Aufstieg zu unserem ersten Aussichtsberg, dem 380 Meter hohen Tossal del Moro. Der Weg ist nicht zu verfehlen, er führt streckenweise durch duftenden Wald und mit schöner Sicht auf den Barranco de Canela und die grünen Berghänge in Serpentinen aufwärts.
Zwei Stunden etwa wird man unterwegs sein, wenn man den mit einem provisorischen Kreuz geschmückten Gipfel erreicht. Hier lohnt sich eine Rast mit Blick auf die Küstenlinie und viele prominente Gipfel unserer Costa Blanca Region. Die Autobahngeräusche ignoriert man geflissentlich, hier oben fühlt man sich weit weg von jeder Hast und Eile. Und genau hier fielen mir die treffenden Worte eines französischen Schriftstellers ein: „ Die Landschaft erobert man mit den Schuhsohlen, nicht mit den Autoreifen.“
Vorsicht, das Avenc ist tief
Auf der gegenüberliegenden Seite grüßt der Aussichtsberg Serrellars, unser nächstes Ziel. Dazu steigen wir auf dem steinigen Pfad vorsichtig ab und erreichen nach etwa 20 Minuten den mächtigen Corral de Serrellars. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, die alten Gemäuer zu besichtigen, auch eine alte Olivenpresse wartet direkt neben dem Eingang auf Ihre Bewunderung.
Unser Weiterweg führt nun nach links zu einer Verzweigung. Ab hier orientieren wir uns an der gelb-weißen Markierung des PR 412, die uns bis zum Ende der Wanderung begleiten wird. Nun beginnt der 25 Minuten dauernde Aufstieg zum Alt dels Serrillars, wobei Sie im ersten Drittel des Aufstiegsweges auf einen rechts abgehenden unscheinbaren Pfad achten sollten, der zu einem Avenc führt. Aber Vorsicht, das Avenc ist tief, der Einstieg bleibt geübten Kletterern mit Ausrüstung vorbehalten.
Auf dem 432 Meter hohen Gipfel ist eine Schaupause absolut Pflicht. Die Küste mit dem Monolith Montgó liegt unwirklich vor Ihnen, und das Hinterland zeigt die meisten seiner prominenten Gipfel. Selbst Ibiza lässt sich an klaren Tagen gut erkennen. Am etwas weiter entfernten geografischen Gipfelpunkt weisen Ihnen Steinmännchen und Markierungen den Ab- stieg nach rechts. Schlendern Sie nun mit offenen Sinnen über die einsame und grüne Hochebene Mallada Verda, wo sich die Gegend genussvoll studieren lässt. Kräuter verströmen ihren Duft, Vögel flattern und einsame Fincaruinen versuchen die Vergangenheit lebendig zu machen.
Etwa 30 Meter nach der zweiten Ruine erreichen Sie eine Kreuzung mit Wanderschildern. Hier verabschieden Sie sich von dem nach Benissa führenden Wanderweg 388 und folgen nun nur noch den Hinweisschildern des PR CV 412. Auch der 430 Kilometer lange Fernwanderweg GR 330, der in 20 Etappen aufgeteilt ist und von Dénia nach Orihuela führt, berührt bis Gata de Gorgos unsere Route.
Verschnaufpause am Brunnen
Der angenehm zu gehende Pfad führt anfangs durch Wald, später als Panoramapfad über eine felsige Hochfläche. Wenn Sie etwa nach einer halben Stunde an einem gemauerten Brunnen angekommen sind, lohnt sich eine Verschnaufund Schaupause, bevor dann der lange Abstieg nach Gata de Gorgos beginnt.
Der Weg führt gut markiert in Richtung Ort, und ein Verlaufen ist nicht möglich. Bei einer Brücke überquert man den Río Gorgos ein zweites Mal und folgt dann weiterhin den Wandermarkierungen durch den Parque del Raval bis hinauf zur Carretera Coves Roges, wo der Kreis sich schließt. Nach nunmehr fünf Stunden Wanderns genießt man schließlich die letzten Meter bis zum Parkplatz in freudiger Erwartung auf eine stilvolle Einkehr.