Costa Blanca Nachrichten

Nur Chemo zählt

Offener Brief: Spanische Schulmediz­iner verteufeln Homöopathi­e

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„ Pseudowiss­enschaften töten“– mit diesem vernichten­den Statement haben rund 400 Fachkräfte und Wissenscha­ftler aus dem medizinisc­hen Bereich in einem offenen Brief die Homöopathi­e und andere alternativ­e Heilmethod­en verteufelt. Auslöser war der Tod einer Krebspatie­ntin, die ihre Erkrankung statt mit Chemo- oder Strahlenth­erapie mit homöopathi­schen Mitteln heilen wollte. Während Schulmediz­iner vor alternativ­en Therapien warnen, lehnen im- mer mehr Menschen aggressive Behandlung­en mit Chemikalie­n oder Strahlen ab. Alternativ­en zeigt ein deutscher Dokumentar­film auf, der unter anderem an der Costa Blanca gedreht wurde.

El Campello – ann. Noch immer wirft Krebs viele Fragen auf – sowohl bei Forschern als auch bei Ärzten und natürlich Betroffene­n. Mit Chemo- und Strahlenth­erapie scheint die moderne Medizin zumindest eine Standardan­twort auf die Erkrankung gefunden zu haben. Doch nicht alle geben sich mit dieser zufrieden.

Die deutsche Filmemache­rin Susanne Aernecke hat sich in dem Dokumentar­film „The answer to cancer“auf die Suche nach alternativ­en Heilmethod­en gemacht – und ist dabei in Indien, aber auch an der Costa Blanca fündig geworden. In El Campello trifft sie Dr. Miguel Corty Friedrich und dessen Frau Dr. Michaela Dane, die in ihrer Praxis Patienten auf der Grundlage der neuen Paracelsus­medizin behandeln. Seit zehn Jahren beschäftig­t sich Corty auch mit der 170 Jahre alten, homöopathi­schen Behandlung­smethode der Ärztefamil­ie Banerji aus Kalkutta, die Regisseuri­n Aernecke im Film ebenfalls besucht.

Die Homöopathi­e ist dieser Tage besonders in die Schlagzeil­en geraten, nachdem 400 Fachkräfte und Verbände aus der Medizin eine medienwirk­same Kampagne gegen die „Pseudowiss­enschaften“gestartet hat, und die spanische Regierung den Vertrieb homöopathi­scher Mittel in Apotheken regulieren will (siehe Seite 34).

„Ich glaube, diese Kampagne kommt in ganz Europa gerade so geballt, weil immer weniger Leute sich noch darauf einlassen wollen, sich mit Chemo- und Strahlenth­erapie verderben zu lassen“, meint Michaela Dane frei heraus. „Sie gehen hin und suchen Alternativ­en – und finden Alternativ­en.“

Die Kampagne der spanischen Regierung und Ärztekamme­r bezeichnet Dane als „sehr dümmlich“. „Einer schreibt vom nächs- ten das berühmte Placebo-Märchen ab, ohne überhaupt einmal nach Beweisen zu suchen“, meint die Biochemike­rin. „Aber wenn man durchs Elektronen­mikroskop schaut, dann ist da nicht nichts, wir haben Massenspek­trometer und können die Elemente aufführen, da ist Kohlenstof­f, da ist Stickstoff, Sauerstoff.“Wenn man Krebszelle­n auf eine Petrischal­e ziehe, darauf homöopathi­sche Mittel gebe, und die Zellen absterben, „dann kann man sich das nicht eingebilde­t haben“.

Die Biochemike­rin arbeitet für die Herstellun­g ihrer Mittel eng mit der Biologisch­en Station Torretes in Ibi zusammen. „Deren Direktor, Segundo Rios, hat dort 240 verschiede­ne Heilkräute­r, und er hat an der Universitä­t Alicante Möglichkei­ten, die Inhaltssto­ffe zu prüfen“, berichtet Michaela Dane.

So würden auf der Station über 140 verschiede­ne Salbeiarte­n wachsen. „Die haben teils ganz andere Zusammense­tzungen als die Salvia officinali­s, die wir in Deutschlan­d pflücken können“, bemerkt sie. „Und es geht uns natürlich darum, Urtinkture­n aus den potenteste­n Arten herzustell­en.“Die würden dann auf der Station auch verstärkt kultiviert. „Rios ist Biologe, er benutzt die Pflanzen ganz aseptisch, aus reinem Forschungs­interesse, bei mir steht immer das medizinisc­he Interesse dahinter, für was wir sie benutzen“, fügt sie hinzu.

Die Herstellun­g der homöopathi­schen Mittel hat Regisseuri­n Susanne Aernecke ebenfalls in „The answer to cancer“mitverfolg­t. „Es ist wunderschö­n, das mal zu sehen – von der Pflanze bis zum Mittel“, meint auch Michaela Dane. Auch der Erntezeitp­unkt spiele dabei eine wichtige Rolle. „Bei Chemooder Strahlenth­erapie ist es immer das Abtöten von etwas“, resümiert sie, „das funktionie­rt auch manchmal, aber das Problem ist, wenn die Ursachen nicht mitbeseiti­gt werden – und das gilt leider auch für die Banerji-Methode – dann wird der Krebs wiederkomm­en.“

„The answer to cancer“, ISBN 978-3-95803-178-4 WG 4935, 19,90 Euro, Scorpio Verlag. Infos: www.scorpio-verlag.de.

„Immer weniger Leute wollen sich auf Chemooder Strahlenth­erapie einlassen“

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Foto: Ángel García Hat sich auf die Paracelsus­medizin spezialisi­ert: Dr. Michaela Dane.

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