Grrasende Brrandschüttzzerr
Von Brandvorsorge bis Biodiversität: Weidendes Vieh ist mehr als nur Fleisch- und Milchlieferant – Doch es fehlt an Hirten
Den Hirten fehlt der Nachwuchs: Immer weniger junge Menschen steigen in die extensive Viehwirtschaft ein. Zu gering ist der Verdienst, zu lang der Arbeitstag. Dabei brauchen die Berge weidendes Vieh. Die grasenden Tiere reduzieren die Brandgefahr.
Wenn seine Schafe und Ziegen fressen, ist Antonio Yeste zufrieden. „Sie machen praktisch nichts anderes“, sagt er lachend. „Sogar im Schlaf kauen sie noch weiter.“Fressen ist ihr Leben, und damit auch das von Antonio Yeste, der täglich viele Stunden mit einem Teil seiner insgesamt 700 Tiere als Hirte in den Bergen verbringt. Damit sie fressen, versteht sich. Wenn eine Stelle abgefuttert ist, geht es an die nächste. Und immer so weiter.
An diesem Morgen ist Antonio Yeste, den hier im Vall de Gallinera, im Hinterland der Marina Alta wegen seiner andalusischen Herkunft alle den „Granadino“nennen, noch auf seinem Bauernhof. Als er sich dem Stall nähert, springen mindestens fünf Hunde an ihm hoch, einer tollt auf dem Boden mit einer der Hofkatzen herum. Landidylle pur, das sieht – und riecht – man.
„An den Geruch muss man sich gewöhnen“, gibt Yeste zu, als er die Stalltür öffnet – und damit das Zuhause seiner Tiere, von denen jedoch die meisten schon auf einer eingezäunten Fläche in den Bergen grasen und auf Antonio Yeste warten. Hier im Stall halten sich die Muttertiere und ihre vor kurzem geworfenen Jungen auf, ein Tor führt nach draußen auf den Hof. Die Tiere haben Auslauf und scheinen sich wohlzufühlen. So wie es sein sollte bei der extensiven Viehzucht, die Yeste seit Jahrzehnten betreibt. Wie es allerdings mit seinem Betrieb weitergehen soll, wenn er sich in den Ruhestand begibt, weiß der 59-Jährige noch nicht. Nachwuchs für Hirten und Viehzüchter ist immer schwerer zu finden.
Wenig Geld und viel Zeit
„Wenn die alten Viehzüchter in Rente gehen, machen die Kinder normalerweise nicht weiter“, sagt Juan Luis Gimeno vom landwirtschaftlichen Verband Asaja. Gimeno gilt als einer der angesehensten Ziegenzüchter Spaniens und steht mit seinen 450 Milchziegen, die er in Monóvar hält, noch relativ gut da: Die Ziegen der anerkannten Rasse Murciano Granadinas sind bekannt für ihre reichliche und qualitativ ausgezeichnete Milch. Zudem sind es beliebte Exporttiere – ein Markt, auf den auch Gimeno setzt. 2016 leisteten er und Kollegen Pionierarbeit, indem sie als erste in Spanien Ziegen per Flugzeug in den Iran exportierten.
Der Beruf des Viehzüchters wurde Gimeno im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt. „Mein Großvater und mein Vater hielten Schafe, und nur zwei oder drei Tage nach meiner Geburt brachte mein Vater mir ein Schaf ans Baby-Bettchen“, erzählt er. Gimeno trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren, kann aber auch verstehen, warum viele das nicht tun. „Die Preise auf dem Markt entsprechen nicht den Kosten für die Tierhaltung, was besonders Hühner, Kaninchen, aber auch Kühe betrifft. Das ist das eine“, sagt er.
Natürliche Ernährung
Das andere sei die hohe Aufopferungsbereitschaft, die der Beruf verlange. „Es gibt keinen Feiertag und keinen Urlaub. Du musst jeden Tag arbeiten und verdienst damit nicht gerade das große Vermögen“, sagt der Ziegenhalter, dessen Arbeitstag zwischen 5.30 und 6 Uhr morgens beginnt und erst am späten Abend endet. „Ich melke die Ziegen, gebe ihnen Futter, mache die Ställe sauber, dazu kommen Extras wie Impfungen, Nägelschneiden und anderes. Nachmittags nehme ich ungefähr 80 bis 200 Tiere mit in die Berge.“Das sind die Stunden, in denen auch Gimeno Hirte ist.
Rund 90.000 Hirten gibt es laut der Zeitung „El Mundo“in ganz Spanien. 16 Millionen Schafe und sechs Millionen Ziegen werden