Carrer statt Calle
Von wegen betrifft mich nicht: Aus Sorge um die Enkel veröffentlicht Helmut Jutzi das Buch „Katalonien“
Valenciano einfach aufgezwungen: Deutscher aus Jávea schreibt Buch über Sprachkonflikt
Jávea – sk. „Wieso wohne ich in einem Carrer und nicht in einer Calle?“Solche Fragen schossen Helmut Jutzi bisweilen durch den Kopf, viel Beachtung schenkte er ihnen aber zuerst nicht. Nicht mal, als sein jüngster Sohn das Studium mangels Valenciano-Kenntnissen nicht in der Region beenden konnte, schließlich konnte er nach Madrid gehen. Stutzig machte den 70-Jährigen aber, dass sein jüngster Enkel in Jávea 65 Prozent des Schulunterrichts auf Valenciano bekam und kaum noch Spanisch sprach. „Da bin ich wachgeworden“, sagt der Bauunternehmer und Wirtschaftswissenschaftler.
So machte sich Helmut Jutzi mit 70 Jahren daran, die Ursachen für das Erstarken des Nationalismus zu erforschen. Schnell landete er in der Nachbarregion Katalonien und bei den Països Catalans, zu der nach Ansicht der Separatisten ja auch Valencia und die Balearen gehören. Anhand von Originaldokumenten wie dem Strategiepapier zur Rekatalanisierung und mit Hilfe von Lehrergewerkschaften wie Ames entblättert er in sei- nem Buch „Katalonien. Ein Konflikt wird exportiert. Einsichten eines Zugereisten“, wie über die Regionalsprachen separatistische Ideologien indoktriniert werden, so dass Spanien und Spanisch immer mehr aus dem öffentlichen Leben verschwinden. Mit vielen Fallbeispielen, Daten aus Politik und Wirtschaft legt Jutzi dar, welche Bedeutung die Regionalsprachen in den mediterranen Regionen haben und was hinter Mythen wie „Spanien beraubt uns“steckt.
Es ist ein wichtiges Buch. Der Sprachkonflikt wird nun auch einmal aus der Sicht eines Ausländers dargestellt. Jutzi macht kein Hehl daraus, dass er den Separatismus ablehnt und die Entwicklung in Katalonien wie Valencia kritisch einschätzt. Dennoch steht er regionalen Sprachen oder Kulturen keinesfalls ablehnend gegenüber. „Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen Valenciano. Ich finde es gut, dass es an Schulen unterrichtet wird und dass Fördergelder für das valencianische Fernsehen A Punt verwendet werden. Zum Problem aber wird es, wenn es aufgezwungen wird“.