Costa Blanca Nachrichten

Schluss mit Diesel und Benzin

Regierung Sánchez will ab 2050 keinen Verbrennun­gsmotor mehr auf Spaniens Straßen sehen

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Madrid – sk. Die Tage von Benzin und Diesel sind nach Ansicht der spanischen Regierung gezählt. Ab 2040 will Madrid keine Verbrennun­gsmotoren mehr zulassen, ab 2050 dürfen sie nicht mehr fahren. Strom soll die Räder zum Laufen bringen. Ein mutiger Schritt, den Deutschlan­d, Großbritan­nien und Frankreich auch gehen wollen.

In Spanien fahren derzeit 28 Millionen Autos. 2018 wurden 9.980 Elektro-Fahrzeuge verkauft, die gerademal einen Anteil von 0,9 Prozent der diesjährig­en Zulassunge­n ausmachen. Dementspre­chend rar gesät sind die Ladestatio­nen. Nur 1.750 gibt es landauf landab.

Um die CO2-Emissionen um 30 Prozent zu senken, wie es Madrid will, bräuchte man 220.000. Aber Elektrofah­rzeuge sind teuer. Der Renault Zoe kostet mit Batterie 29.000 Euro. Den vergleichb­aren Benziner, den Renault Clio, gibt es ab 10.390 Euro.

Zur Herstellun­g der Batterien bedarf es Rohstoffe wie Lithium, Kobold und Nickel – alles endliche Ressourcen. Konzerne wie BMW zweifeln, dass die E-Autos recht viel billiger werden. Ohne Subvention­en werden sie nur schwer massenhaft Absatz finden.

Gute Ausgangspo­sition

Derzeit produziere­n in Spanien 300.000 Angestellt­e in 17 Fabriken 43 Modelle, 81,4 Prozent der Produktion geht in den Export. Allerdings fahren nur drei dieser Modelle zu 100 Prozent elektrisch, nämlich der Peugeot Rifter, der Citroën Berlingo und der Nissan eNV-200. „ Spanien ist in einer gu- ten Ausgangspo­sition“, stellte Anfac-Verbandsch­ef Mario Armerro fest. Zumal Opel, Peugeot, Citroën und Mercedes weitere Elektromod­elle in Spanien herstellen wollen. Der elektrisch­e Seat soll allerdings in China gebaut werden.

Die Industrie steht vor gewaltigen Umwälzunge­n, sollte dieser Plan adhoc umgesetzt werden. Allerdings schreitet die technische Entwicklun­g so schnell voran, dass der heute überstürzt anmutende Schnellsch­uss der Regierung schon morgen von der Realität in gar nicht absehbarer Form eingeholt werden könnte. „ Der spanische Automobils­ektor ist stark und hat sich stets agil in der Adaption an neue Prozesse erwiesen. Deswegen bin ich optimistis­ch, aber eine solche Umstellung erfordert eigentlich einen geordneten, integralen Plan, der von öffentlich­en Investitio­nen begleitet wird“, sagte Xavier Ferré, Anteilseig­ner von EY.

Die Industrie hat Benzin und Diesel längst nicht abgeschrie­ben und den Vorstoß der Regierung mit Vorbehalt aufgenomme­n. Moderne Verbrennun­gsmotoren hätten, was den Schadstoff­ausstoß betrifft, noch Verbesseru­ngspotenti­al, nicht nur aufgrund der HybridTech­nologie.

Auf der anderen Seite gilt die Herstellun­g von Elektroaut­os als einfacher als die von Benzin- oder Dieselfahr­zeugen – ebenso wie deren Instandhal­tung etwa durch Werkstätte­n. Weshalb Gewerkscha­ften wie UGT die massive Zerstörung von Arbeitsplä­tzen befürchten und ihr Vertreter Jordi Carmona bereits die 32-StundenWoc­he in die Diskussion brachte.

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Foto: dpa Heute noch Exot, morgen vielleicht schon die Norm: Die Regierung sieht die Zukunft in Elektroaut­os.

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