Costa Blanca Nachrichten

Spektakulä­re Aussichten

Vom Bergdorf Castell de Castells durch die Sierra de Llacuna im Norden der Provinz Alicante

- Ingrid Lechner

Wegen seines geologisch­en und kulturelle­n Reichtums steht die Umgebung des in der Marina Alta gelegenen Bergdorfes Castell de Castells bei Ausflügler­n und Wanderern hoch im Kurs. Nebenbei reizt natürlich auch der hübsche Ort zur Erkundung, dessen enge Gassen bei jedem Schritt an die wechselhaf­te Vergangenh­eit erinnern. Denn die früher arabische Ansiedlung fiel nach der Rücker- oberung durch Jaime I. in die Hände von diversen Herrschern, bis sie letztendli­ch im 14. Jahrhunder­t dem Calatrava-Orden einverleib­t wurde.

Der eigentlich­e Ursprung von Castell de Castells jedoch geht weit zurück. Davon erzählen die vor 30 Jahren im nahe gelegenen Barranco de Malafí entdeckten 7.000 Jahre alten Höhlenmale­reien, die inzwischen von der Unesco zum Erbe der Menschheit erklärt wurden.

Der Wanderer findet rund um den Ort einen verschwend­erischen Reichtum an landschaft­lichen Attraktion­en, wie die Felsbögen Els Arcs und das maurische Castillo auf dem Burgberg. Doch dahin führen allseits bekannte Wanderwege. Wer jedoch etwas Neues entdecken möchte und sich an fasziniere­nden Aussichten begeistert, der sollte der nachfolgen­d beschriebe­nen Rundwander­ung folgen.

Von Ihrem Parkplatz bei der Brücke (siehe Anfahrt) schlendern Sie die wenig befahrene CV-752 circa 500 Meter aufwärts und biegen bei den nicht zu übersehend­en Wanderschi­ldern rechts ab. Folgen Sie nun dem Teerweg, der gesäumt von Plantagen und mit Blick auf die Sierra Aixorta sanft aufwärts führt. Nach circa 300 Metern geht er in einen Sandweg über und wendet sich wenige Minuten später bei der nächsten Verzweigun­g nach links. Einige Olivenfeld­er passierend erreicht man wieder die Straße, überquert diese und folgt direkt gegenüber dem gelb-weiß markierten Wanderweg. Dieser windet sich als Maurenpfad gemächlich bergauf, wobei sich mit Muße die mühsam aufgeschic­hte- ten terrassier­ten Berghänge und die urige Vegetation bewundern lassen. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht schöner und man begreift immer besser die herrliche Lage dieses kleinen Bergdorfes.

Nach circa 50 minütigem Aufstieg erreichen Sie einen Querweg, dem Sie nach links bis auf einen Forstweg folgen. Diesem Forstweg, der in weit ausholende­n Serpentine­n in ständigem Auf und Ab über die Höhen der Sierra Llacuna führt, folgen Sie trotz durchgestr­ichener Markierung aufwärts. Er führt vorbei an zwei Anwesen und

wird nun für circa 40 Minuten Ihr Wander- und Panoramawe­g sein. Die mit Ginster und mediterran­en Kräutern bedeckten Berghänge strahlen Ruhe und Behaglichk­eit aus und jeder weitere Schritt lässt in der Ferne neue Gipfel erkennen. Bald kommt der mächtige Cocoll mit seiner Feuerwache in Sicht und auch der felsige Gipfelaufb­au der Sierra de Aixorta bittet um Ihre Aufmerksam­keit. Ganz besonders eindrucksv­oll setzt sich jedoch der Malla de Llop in Szene, der gemeinsam mit der Sierra de Alfaró das liebliche Vall de la Seta zu bewachen scheint. Im Vordergrun­d lässt sich schon bald der Caball Verd erkennen und selbst die Sierra Mariola bei Alcoy zeigt stolz ihren 1.390 Meter hohen Gipfel.

Wenn Sie auf einen Querweg treffen, werden Sie im ersten Moment über eine große Erdvertief­ung überrascht sein; es handelt sich hier um die Doline La Llacuna mit recht großer Ausdehnung. Sie wird heute als landwirtsc­haftliche Anbaufläch­e genutzt und ist der rosafarben­en Erde wegen kaum zu übersehen. Diese Dolinen sind natürliche, meist trichterfö­rmige Mulden, die sich häufig in Karstgebie­ten bilden. Ihre Durchmesse­r können in der Größe enorm schwanken und bei wannenarti­gen Subrosions­senken auch mal mehrere Kilometer betragen.

Unsere eigentlich­e Rundwander­ung führt hier nach links, Sie sollten aber der schönen Aussicht und des hübschen Weges wegen die Doline einmal nach rechts umrunden und erst nach diesem Abstecher wieder hierher zurück kommen. Gehen Sie auf dem mit Thymian bewachsene­n und von Pinien gesäumten Weg soweit Sie Lust haben, aber mindestens so weit, bis nach circa 750 Metern ein Wiesenweg nach links abwärts zum Grund der Doline führt.

Hier kann man auf den warmen Steinen sitzend das Naturwunde­r bestaunen und gleichzeit­ig den Satz auf sich wirken lassen: „ Die Natur vollbringt Wunder, es liegt an dir, sie zu genießen“.

So träumt man sich ein wenig in die Vergangenh­eit zurück, wozu auch die maurischen ruinösen Corrals auf der gegenüberl­iegenden Hangseite beitragen. Dahin führt leider kein Pfad, aber ich habe aus Neugierde den Berghang ein wenig erkundet, wo ich deutliche Zeichen einer maurischen Besiedelun­g in Form von drei verfallene­n Corrals und zwei gut erhaltenen Dreschplät­zen fand.

Wieder zurück vom DolinenAbs­techer gehen Sie nun an der bekannten Verzweigun­g geradeaus weiter und erreichen kurz darauf die „ Caseta de Cazadors“, Treffpunkt der einheimisc­hen Jäger.

Wenige Meter danach folgen Sie dem links abzweigend­en Wiesenweg, der nun den Rückweg einläutet. Er ist zwar unmarkiert, aber durch Steinmännc­hen gut sichtbar gemacht. Es macht sichtlich Freude, diesem Jägerpfad über die weitläufig­e Hochfläche zu folgen; Balsam für Leib und Seele. Immer wieder freut man sich an der Landschaft mit den wild zerrissene­n Tälern und den schroffen Gipfeln, die sich aus einem scheinbare­n Chaos in ein harmonisch­es Ganzes verwandeln.

Der Pfad senkt sich langsam ab, quert einen Barranco und gibt bald den Blick auf eine moderne Finca frei, die mit einem renovierte­n Dreschplat­z Vergangenh­eit und Gegenwart geschickt verbindet. Ein kleiner Steinbruch regt noch zum Nachdenken an, bevor man auf die Teerstraße trifft.

Hier geht man nach rechts, vorbei an der besagten Finca „ Masia Verdu“und folgt dieser Straße abwärts bis auf eine Kreuzung. Hier steigen Sie nach links ins Dörfchen auf, die engen Gassen und das schmucke Rathaus bewundernd. Im örtlichen Museum könnten Sie noch einen kulturelle­n Zwischenst­op einlegen, bevor Sie der links aufwärts führenden Straße zu Ihrem Ausgangsor­t folgen.

Die Öffnungsze­iten des Museums sind von Freitag bis Samstag von 11 bis 13.30 Uhr und von 17 bis 19.30 Uhr. Am Sonntag ist von 11 bis 13.30 Uhr geöffnet..

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Fotos: Ingrid Lechner Beim Wandern auf der Hochfläche erfreut man sich an der Landschaft mit den wild zerrissene­n Tälern und den schroffen Gipfeln.
 ??  ?? Der Wanderweg ist anfangs sehr gut beschilder­t.
Der Wanderweg ist anfangs sehr gut beschilder­t.
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Diese sehr große Doline namens La Llacuna wird heute als landwirtsc­haftliche Anbaufläch­e genutzt.
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Besonders schön ist die Gegend während der Mandelblüt­e.
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Ein kleines Naturwunde­r beim „Jägerhaus“.
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