Wieder zu Hause
Emotionaler Empfang in Santa Pola für Fischerboot „Nuestra Madre Loreto“, das in ein Migrationsdrama geraten war
Mit Konfetti und Küssen hat Santa Pola am Freitag das Boot „Nuestra Madre Loreto“im Hafen begrüßt. Die 13 Fischer hatten Aufsehen erregt, als sie afrikanische Migranten aus dem Meer fischten. Eine Heldentat? Für die Fischer war es vielmehr die Begegnung mit einem internationalen Drama – an Bord ihres Kutters.
Als das Fischerboot schließlich am Horizont auftaucht, sagt oder ruft niemand etwas. Dort, wo die Sonne gerade aufgegangen ist, und die Isla Tabarca langsam aus dem Nebel hervortritt, erscheint auch, wie in einem Schattentheater, die Silhouette des Schiffes, das jeder erkennt, der oben auf der Hafenmauer wartet und nun andächtig die „Nuestra Madre Loreto“auf der letzten Meile nach Hause begleitet.
Mehr los ist schon seit Stunden unten am Anleger. Publikum und Medien harren bei kühlem Wind auf der Mole der Fischergenossenschaft aus. Dabei die kalten Füße in Bewegung zu halten, helfen ihnen Batucada-Trommler, die heute mit Rhythmen Afrika und Südamerika nach Santa Pola bringen.
An diesem Freitagmorgen, 21. Dezember, geschieht hier Besonderes, das spürt jeder. Gewisser- maßen schmilzt im Fischerort die Welt zusammen. Eine Einheit einfacher Fischer geriet in einen internationalen Konflikt, als sie ihrer Arbeit nachgingen, die zugleich eine Weihnachtsmission war: Garnelen, Krabben und Fische fangen, die an der Costa Blanca typische Speisen für Heiligabend sind. Die Produkte „Peix de Santa Pola“gelten als Delikatesse, doch mit Luxus ist es bei den Fischern nicht weit her. Im Oktober an die ferne Küste bei Libyen hinauszufahren und dort zwei Monate lang für eine möglichst reiche Beute zu schuften – das sieht beeindruckend aus für jeden Beobachter, der den beladenen Kutter im Hafen erwartet.
Zwölf Männer quetschen sich an die Reling, blicken und winken herüber. Nur Kapitän Pascual Durá ist auf der Brücke und steuert die „Nuestra Madre Loreto“an den Anleger. Richtig eng wurde es an Bord, als aus 13 plötzlich 25 wurden, in der Schicksalsnacht des 22. November. Ein Polizeiboot war im Dunkeln aufgetaucht, wilde Lichtsignale aufs Meer streuend.
Worauf fußt Europa?
Die Blitze brachten ein Drama ans Licht: ein Dutzend Menschen im Meer. Sie waren vom Flüchtlingsboot, das Europa ansteuerte, gesprungen, als die libysche Wache sie einholte. „Wir konnten nichts anderes tun, als sie herauszuholen, weil sie in die Schiffsschraube geraten konnten“, sagt Antonio Baeza, einer der vier Spanier in der Mannschaft aus Santa Pola. Sieben Fischer des Bootes sind aus dem Senegal, zwei aus Indonesien.
Drei Kontinente finden Platz auf dem Kutter, auf dem die Ereignisse sich nach dem Menschenfang überschlugen – und geradezu sinnbildlich wurden. Während Spanien, Malta und Libyen über das Schicksal der Menschen an Bord verhandelten, und Santa Pola um Väter, Söhne, Partner und Freunde zitterte, wurde die „Nuestra Madre Loreto“zum Zentrum der Debatte darüber, auf welchem Recht Europa eigentlich fußt:
Auf der kühlen Kalkulation der Europäischen Union, Dublin-Abkommen, Formeln zur Flüchtlingsverteilung und so weiter? Oder auf dem Seerecht der Fischer, nach dem Menschen zu retten sind, wenn sie ertrinken, warum auch immer sie in Gefahr geraten sind. Am 22. November schien das Boot die EU, die so stolz einen Kranz