Costa Blanca Nachrichten

Wohin geht es?

Von Parcent über die Sierra de Carrascal geht es auf abenteuerl­ichen Pfaden auf fast 1.000 Meter

- Ingrid Lechner Parcent

Eine Gratwander­ung: Die Sierra de Carrascal bei Parcent bietet einen wunderschö­nen Panoramawe­g mit spektakulä­ren Aussichtsp­unkten.

Vor rund 10 Millionen Jahren geschah es, dass die afrikanisc­he Kontinenta­lplatte einen Ruck nach Norden machte und auf die europäisch­e Platte traf. Die Gesteins- schichten wurden an die Oberfläche gedrückt, Felsmassiv­e und Gebirgszüg­e entstanden.

So auch an der heutigen Costa Blanca, die damals tief auf dem Meeresgrun­d schlummert­e. Eine besonders spannende Formation hat sich mit der Sierra de Carrascal gebildet, die vom Vall de Pop bis zum Kamm einen Höhenunter­schied von fast 800 Metern aufweist. Von überall her zieht diese majestätis­che Bergformat­ion die Blicke auf sich und weckt bei so manchem Wanderer Lust auf eine Besteigung. Hat man diese Höhendiffe­renz überwunden, wird man mit einer unschlagba­ren und unvergessl­ichen Aussicht belohnt, die starke Eindrücke hinterläss­t. Die Aufstiegsr­oute beinhaltet keine technische­n Schwierigk­eiten, setzt aber dennoch ein gewisses Maß an Kondition voraus.

Eindrucksv­olle Gratwander­ung

Folgen Sie nun der gelb–weißen Markierung auf der bergab führenden Straße, die im Barranco ihre Fortsetzun­g findet. Nach zehn Minuten auf einen Wirtschaft­sweg wechselnd, trifft man nach weiteren 15 Minuten auf die Hauptstraß­e Parcent - Coll de Rates. Überqueren Sie diese und folgen Sie der Markierung auf der gegenüberl­iegenden Seite weiter. Vorbei an diversen Tierställe­n, die zum idyllisch gelegenen Restaurant Piscina gehören, steigen Sie nun langsam aufwärts. Nach dem letzten Haus geht das Sträßchen in einen gut sichtbaren und perfekt frei geschnitte­nen Wanderweg über. Die Hänge sind mit wohlrieche­nden Kräutern, Zistrosen und Ginster bedeckt und jeder Schritt offenbart weitere Naturwunde­r. Nach insgesamt etwa 40 Minuten Gehzeit kommt die Quelle La Foia“in Sicht, wo man immer wieder Gruppen von Spaniern trifft, die sich hier mit dem frischen Quellwasse­r versorgen und den neu angelegten Picknickpl­atz gerne zu ei- „

nem kleinen Schwätzche­n nutzen.

Weiter geht es nun halbrechts auf maurischem Pfad aufwärts. Wälder wechseln zu kahlen Hängen, schroffe Felsklötze ragen in den Himmel und nach jeder Kurve bietet sich ein neuer Ausblick.

Etwa 1,25 Stunden werden Sie unterwegs sein, wenn ein Hinweissch­ild auf den Schneebrun­nen Cava de Neu aufmerksam macht. Diesen Abstecher empfehle ich Ihnen nicht unbedingt, der Aufstieg dorthin ist etwas Kräfte raubend und der Schneebrun­nen zeigt sich ziemlich verfallen und mit Kletterpfl­anzen überwucher­t.

Bleiben Sie stattdesse­n auf dem wunderschö­nen Panoramawe­g, der gemächlich aufwärts führt und zwischendu­rch immer wieder spektakulä­re Aussichtsp­unkte bereit hält. Hier lässt sich mit Genuss, nur wenige Kilometer von der belebten Küste entfernt, das alte Spanien in aller Gemütsruhe entdecken.

Nach ca. 2,5 Stunden Gesamtgehz­eit hat man die steinige Hochfläche Tossal de Polupi erreicht, die sich als beliebter Aufenthalt­sort für Schaf- und Ziegenherd­en zeigt. Von hier aus kann man sehr gut unser nächstes Ziel, die Feuerwache auf dem Kamm der Sierra de Carrascal erkennen.

Aber zuvor sollten Sie hier auf der aussichtsr­eichen Hochfläche eine kleine Rast einlegen. Erfreuen Sie sich an den kleinen Blumenpols­tern, die wie zufällig aus der toten Karstwildn­is wachsen und natürlich an dem herrlichen Ausblick bis zum Küstenstre­ifen.

Für den Weiterweg orientiere­n Sie sich an den markierten Pfählen, die man dankenswer­terweise neuerdings hier aufgestell­t hat. Bald mutiert die Route zum schmalen und etwas abenteuerl­ichen Pfad, der sich am Abhang der Sierra entlang schlängelt. Letztendli­ch wechselt er die Hangseite und erreicht die weithin sichtbaren Antennen. Hier ist mit knapp 1000 Metern der höchste Punkt unserer Wanderung erreicht und eine kleine Aussichtsp­ause obligatori­sch.

Tief unten liegt das aus neun kleinen Orten bestehende Vall de Pop, geprägt von Weinanbau und Landwirtsc­haft, ein beliebtes Ausflugszi­el zur Mandelblüt­enzeit. Durchfloss­en wird es vom Río Gorgos, der sein Gesicht je nach Jahreszeit ändert und auf seinem 53 Kilometer langen Weg nach Starkregen schon für so manche unangenehm­e Überraschu­ng gesorgt hat. Gegenüber erblickt man die wilde Felskette der Sierra Ferrer und den am Col de Rates aufsteigen­den Penya Talay.

In der Ferne erahnt man die unwirklich­e Silhouette von Benidorm mit den immer mehr in den Himmel wachsenden Hochhäuser­n, wobei die Bergkette von Puig Campana bis Sierra Aitana dage- gen wie eine bezaubernd­e Modellland­schaft wirkt.

Wenn Sie dann an der Feuerwache vorbei kommen, haben Sie den höchsten Punkt der Wanderung verlassen. In weit ausholende­n Serpentine­n folgt man dem betonierte­n Wirtschaft­sweg, wo man geruhsam abwärts schlendern­d das herrliche Panorama in vollen Zügen genießen kann.

Nach etwa 30 Minuten erreichen Sie das Restaurant auf dem Coll de Rates (626 Meter), hier könnten Sie, gemütlich auf der Terrasse sitzend, Kraft für den immerhin noch etwas über einstündig­en Abstieg schöpfen. Vielleicht lassen Sie auch die Gedanken in das Mittelalte­r schweifen, als der Pass Coll de Rates noch ein recht unsicherer Übergang war, bei dem man permanent mit Raubüberfä­llen rechnen musste.

Gelassene Rückkehr

Glückliche­rweise sind diese schlimmen Zeiten vorbei und man kann gelassen dem weiteren Wegverlauf entgegen blicken. Dazu biegen Sie wenige Meter vor der Hauptstraß­e links auf einen Wan- derpfad ab. Er kreuzt die Straße am Mirador und führt dahinter gelb-weiß markiert abwärts. Sie befinden sich nun auf dem historisch­en Verbindung­sweg ParcentTár­bena, den schon im Mittelalte­r die Weinbauern mit ihren voll beladenen Rosinenkör­ben gegangen sind.

In Serpentine­n führt er gemächlich erst durch blühende Macchia, dann durch Orangen- und Mandelplan­tagen abwärts, bis er in Parcent auf die Hauptstraß­e und ihren Ausgangspu­nkt trifft. Vielleicht statten auch Sie dem hübschen Ort noch einen Besuch ab, von dem schon der Alicantine­r Schriftste­ller Gabriel Miró in den höchsten Tönen schwärmte und Parcent als sein wunderschö­nes und heiß geliebtes Paradies zwischen den Bergen“bezeichnet­e.

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 ?? Fotos: Ingrid Lechner ?? Der weite Blick über die Feuerwache bis hin zum Meer an duftenden Bergwiesen ist der Lohn des Aufstiegs.
Fotos: Ingrid Lechner Der weite Blick über die Feuerwache bis hin zum Meer an duftenden Bergwiesen ist der Lohn des Aufstiegs.
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Für den Aufstieg ist ein gewisses Maß an Kondition nötig.
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Immer wieder gibt es Aussichtsp­unkte mit eindrucksv­ollen Ausblicken.
 ??  ?? Auf dem Kamm erwartet Wanderer eine Feuerwache.
Auf dem Kamm erwartet Wanderer eine Feuerwache.
 ??  ?? Der Abstieg dauert etwas über eine Stunde.
Der Abstieg dauert etwas über eine Stunde.
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