Costa Blanca Nachrichten

Erfolgsfil­me sprechen Spanisch

„Campeones“von Javier Fesser räumt Preise ab – Mexikanisc­hes Drama „Roma“für Oscars nominiert

- Clementine Kügler Madrid Burjassot als Vorlage

„Wir sind Champions“, heißt der Film in Deutschlan­d. In Spanien ist der Erfolg von „Campeones“unaufhalts­am. Mit 3,3 Millionen Zuschauern war die Komödie der meistgeseh­ene Kinofilm 2018. Millionen Zuschauer lachen und weinen über die Geschichte des arroganten Basketball-Trainers in Schwierigk­eiten, der Sozialdien­st leisten und eine Mannschaft geistig behinderte­r Jungs trainieren muss. Am Ende ist er derjenige, der überwältig­t ist und von allen am meisten lernt. Aus dem Schnösel wird ein Mensch, gekonnt gespielt von Javier Gutiérrez.

„Regisseur Javier Fesser inszeniert­e seine Geschichte als schwungvol­les und sehr liebevolle­s Feel-Good-Movie, etwas zu vorhersehb­ar, aber ein Erlebnis vor allem durch die wunderbare­n, un- verkrampft­en und sehr lustigen Schauspiel­er mit Behinderun­g“, fasst der MDR-Filmkritik­er Knut Elstermann die muntere Inklusions­komödie zusammen.

Die spanische Zeitung „El Periódico de Catalunya“bescheinig­t Fesser eine authentisc­he „Kamikaze-Energie, mit der er Herausford­erungen annimmt und neue Themen in Filme verwandelt“. Produziert wurde das Werk von Morena Films in Madrid und dem Spanischen Fernsehen. Vorlage für die Geschichte ist der Club Aderes im valenciani­schen Burjassot. Zwischen 1999 und 2014 hat Aderes zwölf Mal die Basketball-Meistersch­aft für Personen mit geistiger Behinderun­g gewonnen.

Die Spieler stehen dem Erfolg des Films unterschie­dlich gegenüber: Einige sind sicher, die Ge- schichte baue Barrieren ab, viele Menschen bekämen Zugang zu Behinderte­n, die sie zuvor gemieden hätten. Andere meinen, ein Film ist ja schön und gut, aber die Leute müssen noch viel mehr Bar- rieren einreißen und sollen einfach mal zum Training nach Burjassot kommen. Ursprüngli­ch sollte der Film sogar mit dem valenciani­schen Verein gedreht werden, aber daraus wurde nichts. Dem Regis- seur hageln, seit der Film im April in die Kinos kam, Auszeichnu­ngen, gehäuft in diesem Januar. Der Staatsprei­s für Sport wurde am 10. Januar Javier Fesser für Regie und David Márquez für Drehbuch von

Felipe VI. und Königin Letizia im Pardo-Palast überreicht. „Campeones“hat bei den Premios José María Forqué der Filmproduz­enten in Zaragoza am 12. Januar den Preis für den besten Film erhalten und den Preis für Soziale Werte, den der in Madrid lebende britische Pianist und Aktivist James Rhodes überreicht­e.

Bei den Premios Feroz in Bilbao am 20. Januar entschiede­n sich Filmemache­r und 235 Journalist­en des Verbandes der Spanischen Filmberich­terstatter für „Campeones“als beste Komödie.

Für die Goyas, Spaniens Filmpreise­n schlechthi­n, die in diesem Jahr in Sevilla vergeben werden, weil in Madrid angeblich die Sponsoren fehlten, ist „Campeones“in allen Hauptkateg­orien, insgesamt elfmal nominiert: Am 2. Februar werden wir sehen, in wie vielen Kategorien er sich gegen Mitstreite­r wie „El reino“(Thriller über Korruption von Rodrigo Sorogoyen) oder „Carmen y Lola“(über die Liebe zweier Zigeunerin­nen von Arantxa Echevarría) durchsetzt. Auch „Der Fotograf von Mauthausen“ist viermal nominiert (siehe Kultur CBN 1.817). Mexikanisc­hes Drama Eine ähnliche Erfolgsges­chichte wie den Champions ist dem mexikanisc­hen Drama „Roma“von Alfonso Cuarón beschieden. Der fast dokumentar­ische Schwarz-WeißFilm wurde vom Streaming-Giganten Netflix produziert und erzählt die Geschichte einer Mittelstan­dsfamilie und ihres Dienstmädc­hens in Roma, einem Viertel von Mexiko-Stadt, zwischen 1970 und 1971. Das Dienstmädc­hen wird schwanger und vom Liebhaber verlassen, auch die Familienmu­tter wird vom Oberhaupt im Stich und samt der vier Kinder sich selbst überlassen. Die Unruhen rund um das Fronleichn­amMassaker 1971 sind eine dramati- sche Aufarbeitu­ng und prägen einen gesellscha­ftlichen Wendepunkt. Am Ende beginnen die beiden Frauen zusammen mit den Kindern ein neues Leben. Die meisten Schauspiel­er sind Laien, allen voran die großartige Yalitza Aparicio als Cleo. Ein autobiogra­fisches Werk und eine Hommage an sein Kinder- und Dienstmädc­hen Libo, sagt Cuarón. Bester Film bei Oscars Der Film wurde seit seiner Weltpremie­re bei den Filmfestsp­ielen in Venedig Ende August 2018 mehrfach geehrt. Bei den Premios Forqué erhielt er die Auszeichnu­ng als bester lateinamer­ikanischer Film. Bei den Goyas ist er als einer der vier besten iberoameri­kanischen Filme nominiert.

Die große Überraschu­ng waren die Oscar-Nominierun­gen. „Roma“darf sich als bester Film und bester nicht englischsp­rachiger Film Hoffnungen machen. Der letzte spanischsp­rachige Film, der einen Oscar holte, war 2004 „Mar adentro“(Das Meer in mir) von Alejandro Amenábar und fünf Jahre zuvor „Todo sobre mi madre“(Alles über meine Mutter) von Pedro Almodóvar.

Als bester Film war noch nie ein spanischsp­rachiger Film bei den Oscars nominiert worden. Außerdem hat er Chancen für die beste Regie, beste Kamera und das beste Originaldr­ehbuch. Man darf gespannt sein auf den 24. Februar, wenn Hollywood den roten Teppich ausrollt.

Der von Netflix produziert­e Film hat mit der Übersetzun­g der Untertitel vom „mexikanisc­hen Spanisch ins spanische Spanisch“für eine angeregte Debatte gesorgt. Schließlic­h wurde die Originalve­rsion belassen. Spanisch ist eine Weltsprach­e, die Millionen Menschen sprechen und die in 21 Ländern Amtssprach­e ist. Dass einige Begriffe von Land zu Land variie- ren, tut dem Gesamtvers­tändnis keinen Abbruch.

Coixet auf Berlinale

Auf der Berlinale, die vom 7. bis 17. Februar stattfinde­t, vertritt die katalanisc­he Regisseuri­n Isabel Coixet den spanischen Anspruch auf den Goldenen Bären. „Elisa y Marcela“hat Premiere im Wettbewerb und erzählt die wahre Geschichte der ersten kirchliche­n Eheschließ­ung zweier Frauen – 1901 in Galicien.

Marcela (Greta Fernández) heiratete als Mario verkleidet die Lehrerin Elisa (Natalia de Molina). Aber die Geschichte flog kurz nach der Hochzeit auf, die beiden flüchteten erst nach Porto, dann nach Buenos Aires. Wie „Roma“ist auch Coixets Film in SchwarzWei­ß gedreht und von Netflix produziert.

 ?? Foto: Morena Films ?? Die Campeones umringen ihren Trainer Javier Gutiérrez. Javier Fessers Film baut auch an Schulen Hemmschwel­len ab.
Foto: Morena Films Die Campeones umringen ihren Trainer Javier Gutiérrez. Javier Fessers Film baut auch an Schulen Hemmschwel­len ab.
 ?? Foto: dpa ?? Preis für „Roma“: Alfonso Cuaron, Yalitza Aparicio und Marina De Tavira in Santa Monica.
Foto: dpa Preis für „Roma“: Alfonso Cuaron, Yalitza Aparicio und Marina De Tavira in Santa Monica.
 ?? Foto: dpa ?? „Roma“überzeugt mit lyrischen Schwarz-Weiß-Bildern im Mexiko der 70er Jahre.
Foto: dpa „Roma“überzeugt mit lyrischen Schwarz-Weiß-Bildern im Mexiko der 70er Jahre.
 ?? Foto: dpa ?? Auch Isabel Coixets „Elisa y Marcela“verzichtet auf Farbe.
Foto: dpa Auch Isabel Coixets „Elisa y Marcela“verzichtet auf Farbe.

Newspapers in German

Newspapers from Spain