Costa Blanca Nachrichten

Dialog versus Blockade

Auf dem steinigen Weg zum 28. April: Spanien teilt sich vor der Neuwahl des Parlaments in zwei Lager

- Stephan Kippes Madrid

Pedro Sánchez hat die Reißleine gezogen: Nach nur acht Monaten im Amt ruft Spaniens Ministerpr­äsident eine vorzeitige Parlaments­wahl aus. Der Schritt war erwartet worden, nachdem die PSOE-Minderheit­sregierung ihren Haushaltse­ntwurf nicht hatte durchs Parlament bringen können. Damit war sie handlungsu­nfähig.

Nach den jüngsten politische­n Entwicklun­gen im Land haben die Spanier nun am 28. April die Wahl zwischen zwei Blöcken. Sie können der gescheiter­ten Linksregie­rung von Sánchez ein Mandat geben, damit sie ihre soziale Politik fort- beziehungs­weise ausführen kann. Oder – was laut aktuellen Umfragen wahrschein­licher ist – sie geben einem Rechtsbünd­nis ihre Stimme und unterstütz­en eine Rückkehr zu einer kompromiss­losen Linie gegenüber Katalonien.

Konservati­ve Volksparte­i (PP), rechtslibe­rale Ciudadanos (C’s) und rechtspopu­listische Vox jedenfalls sind bereit, ihr andalusisc­hes Modell auf die nationale Ebene zu hieven. Über einen dritten Weg nach dem 28. April wagt man bisher allenfalls zu spekuliere­n.

Gerade mal acht Monate nach dem erfolgreic­hen Misstrauen­santrag gegen Sánchez-Vorgänger Mariano Rajoy stehen die Sozialiste­n vor einem Scherbenha­ufen. Negativrek­orde wie die kürzeste Legislatur in der jüngere Geschichte Spaniens könnte man der Regierung anhängen. Sich über ein Kabinett mokieren, das nicht einmal die Zeit einer Schwangers­chaft überstand und einen Präsidente­n verspotten, der mit seinen „Dienstreis­en“im Falcon-Flieger oder seiner Doktorarbe­it für mehr Aufsehen sorgte als mit seiner Politik.

Soziale Linie eingeschla­gen

Auf der Habenseite aber stehen 13 Gesetze, 25 Dekrete und eine politische Wende hin zu einer sozial ausgewogen­eren Politik. Die Anhebung der niedrigen Renten oder des Mindestloh­ns nach den harten Krisenjahr­en und rigorosen Sparmaßnah­men stehen dafür nur als Beispiel.

Und es irrt, wer meint, Pedro Sánchez hätte das Handtuch ge- worfen. „Spanien hat keine Minute zu verlieren, Spanien muss vorwärtsko­mmen“, sagte „El Guapo“, wie er genannt wird, und meint natürlich – sein Ego steht seiner Körpergröß­e in nichts nach – unter seiner Führung.

Für ihn war es keine Option, mit dem Sparhausha­lt eines Vorgängers Rajoy weiterzure­gieren und die Legislatur­periode mit nur 84 von 350 Abgeordnet­en auf der sicheren Seite bis zum eigentlich­en Wahltermin im Juni 2020 durchzuste­hen.

Die Fundamenta­loppositio­n von PP und Ciudadanos torpediert­e alle Vorhaben und drängte den promoviert­en Wirtschaft­swissensch­aftler in die Arme katalanisc­her Separatist­en, die wiederum Zugeständn­isse für den Procés und den Weg in die Unabhängig­keit der Region zu erpressen versuchten. Das Ansetzen der Neuwahl war daher ein überfällig­er Befreiungs-

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Fotos: dpa Nach dem Scheitern des Haushaltse­ntwurfs der sozialisti­schen Regierung unter Pedro Sánchez steht Spanien wieder vor einer Neuwahl.
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Foto: A. García Es wird die dritte Parlaments­wahl in drei Jahren sein.

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